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Ein Film von Ingmar Bergman Der berühmte 78-ährige Bakteriologe Isak Borg soll an der südschwedischen Universität Lund zum 50. Jahrestag seiner Promotion geehrt werden. Kurz vor seiner Abreise hat er einen aufwühlenden Albtraum und sieht sich mit seinem eigenen Tod konfrontiert. Morgens darauf fährt er mit seiner Schwiegertoch- ter Marianne nach Lund. Die Reise wird zu einem ernüchternden Trip in die Vergangenheit. Wehmütig zieht er sich in Tagträume und Erinnerungen zurück und stellt fest, dass er viele Jahre seines Lebens durch seine Herzenskälte verschenkt hat. Er beschließt, seinem Leben einen neuen Sinn zu geben ……mehr

Produktbeschreibung
Ein Film von Ingmar Bergman
Der berühmte 78-ährige Bakteriologe Isak Borg soll an der südschwedischen Universität Lund zum 50. Jahrestag seiner Promotion geehrt werden. Kurz vor seiner Abreise hat er einen aufwühlenden Albtraum und sieht sich mit seinem eigenen Tod konfrontiert. Morgens darauf fährt er mit seiner Schwiegertoch- ter Marianne nach Lund. Die Reise wird zu einem ernüchternden Trip in die Vergangenheit. Wehmütig zieht er sich in Tagträume und Erinnerungen zurück und stellt fest, dass er viele Jahre seines Lebens durch seine Herzenskälte verschenkt hat. Er beschließt, seinem Leben einen neuen Sinn zu geben …
Autorenporträt
Ingmar Bergman (1919-2007) war ein schwedischer Drehbuchautor, Film- und Theaterregisseur. Für seine Filme, darunter 'Das siebente Siegel', 'Szenen einer Ehe', 'Wilde Erdbeeren' und 'Schreie und Flüstern' wurde Bergman u.a. mit drei Oscars, dem Goldenen Bären, dem Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk sowie in Cannes mit der 'Palme der Palmen' als 'bester Filmregisseur aller Zeiten' ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.1999

Um halb fünf ist Drehschluss
Als Ingmar Bergmann "Wilde Erdbeeren" drehte, verlangte Victor Sjörström Dienst nach Vorschrift

Einige wenige Male nur sei es ihm gelungen, sich in seinen Filmen "ungehindert zwischen Traum und Wirklichkeit zu bewegen", bemerkte Ingmar Bergman selbstkritisch in seiner 1987 erschienenen Autobiographie "Laterna Magica". Träume sollten zu "greifbarer Wirklichkeit" werden, die Wirklichkeit hingegen sollte aufgelöst und zu Traum werden.

Während sein früher Film "Abend der Gaukler" von 1953 dem Regisseur Bergman auch über dreißig Jahre später noch als geglückte Umsetzung dieses Credos galt, löst die Erinnerung an den vier Jahre später gedrehten Film "Wilde Erdbeeren" ein diffuses Unbehagen aus, dem er in seinen Memoiren nachspürt.

In der Rolle des 76-jährigen Medizinprofessors Isak Borg ist Bergmans großer alter Kollege, der schwedische Theater- und Stummfilmregisseur Victor Sjörström, zu sehen. An einem Sommermorgen hat Isak Borg einen Albtraum, in dem er sich in den ausgestorbenen Straßen seiner Kleinstadt verliert. Plötzlich haben die Uhren keine Zeiger mehr. Sein Grauen steigert sich noch, als ein von Pferden gezogener Leichenwagen seine Last verliert und Isak Borg in dem umgestürzten Sarg sich selbst als Leichnam erblickt. Mühsam findet der alte Mann im Erwachen wieder zu sich. An diesem Tag soll er die Reise ins weit entfernte Lund antreten, wo ihm die Ehrendoktorwürde verliehen wird. Seine Schwiegertochter Marianne begleitet ihn. Ihre Ehe mit Borgs Sohn Evald ist im Scheitern begriffen. Der Tag verstreicht über ihrer gemeinsamen, zunächst von Auseinandersetzungen, dann von vorsichtiger Annäherung bestimmten Autofahrt. Mehrmals versinkt der alte Isak in unruhigen Schlaf, seine Träume rekapitulieren gescheiterte Lebensversuche: den Verlust der Jugendgeliebten zwischen wilden Erdbeeren ebenso wie seine unglückliche Ehe.

Lange legt der Film die bittere Einsicht nahe, dass Kälte und Entfremdung in der bürgerlichen Familie von Generation zu Generation übertragen werden. Nicht erst der versöhnliche Schluss macht den Film zu einem faszinierenden Dokument des Scheiterns in einem doppelten Sinn: für die Figur wie ihren Darsteller. Denn Isak Borg bleibt auch in Freundlichkeit unnahbar, nicht zuletzt, weil Victor Sjörströms hilflos übertriebenes Spiel in Traum und Wirklichkeit zuviel Pathos hat. Ingmar Bergman hat das gespürt, aber nicht ändern können. Hier holt ihn die oft schmerzhaft enge Verschränkung von Leben und Werk nicht als Geschlechterkrieg, sondern als Generationenkonflikt in der Arbeit ein. Gegen die Kritik seines Regisseurs wehrte sich der kränkelnde alte Schauspieler mit der scheinbar launischen Forderung nach pünktlichem Drehschluss. Viel später erst begreift Ingmar Bergman, wie "das Nachhausegehen um halb fünf sowie sein seniler Zorn nichts als eine unbeherrschbare Furcht gewesen waren, nicht zu genügen, zu müde, indisponiert oder einfach nur unbegabt zu sein".

WIEBKE HÜSTER.

Bis 8. Dezember jeweils um 22 Uhr im Nickelodeon, Torstr. 216, Mitte.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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