Schon Hilary Mantels Romane „Wölfe“ und „Falken“ fand ich außergewöhnlich; ihre faszinierende Schilderung des Aufstiegs von Thomas Cromwell am Hofe Heinrichs VIII. hebt sich wohltuend von anderen historischen Romanen ab. Die sechsteilige Miniserie der BBC wird der literarischen Vorlage mehr als
gerecht. Bei der Produktion weiß ich gar nicht, wo ich mit dem Lob anfangen soll: Die Welt der…mehrSchon Hilary Mantels Romane „Wölfe“ und „Falken“ fand ich außergewöhnlich; ihre faszinierende Schilderung des Aufstiegs von Thomas Cromwell am Hofe Heinrichs VIII. hebt sich wohltuend von anderen historischen Romanen ab. Die sechsteilige Miniserie der BBC wird der literarischen Vorlage mehr als gerecht. Bei der Produktion weiß ich gar nicht, wo ich mit dem Lob anfangen soll: Die Welt der englischen Renaissance wird durch die Ausstattung, die Kostüme, die Kulissen und die ausschließliche Verwendung von natürlichen Lichtquellen und Kerzen in jeder Szene gekonnt zum Leben erweckt. Das Skript setzt die wichtigsten Szenen der Romane, die ja ausschließlich aus Cromwells Perspektive erzählt werden, geschickt um, auch wenn einige Vor- und Rückschauen v.a. in der ersten Folge etwas verwirren können. Der größte Trumpf von „Wölfe“ sind aber die herausragenden Schauspieler. Mark Rylance ist als Thomas Cromwell einfach fantastisch. Wie er diesen ruhigen, alles scharf beobachtenden und abwägenden Charakter in vielen Szenen alleine durch seine nuancierten Gesichtsausdrücke darstellt, ist beeindruckend. Aber auch Claire Foy als Anne Boleyn und Damian Lewis als Henry VIII. sind mehr als überzeugend. Wenn man die beliebte Serie „The Tudors“ eher eine Soap Opera nennen möchte, so ist „Wölfe“ ein intelligentes Kammerspiel. Das muss man mögen, aber wer sich darauf einlässt, sieht eine TV-Serie der Extraklasse.