Marcos ist erst sieben Jahre alt, als er von seinem Vater an einen Großgrundbesitzer verkauft und ins Tal der Stille geschickt wird. Seine einzige Gesellschaft ist der alte Ziegenhirte, der ihn in die Geheimnisse der Wildnis einweiht. Der Alte stirbt plötzlich und lässt Marcos völlig allein zurück. Bei seinem Kampf ums Überleben bekommt er Unterstützung von einem zahmen Frettchen und einem Rudel Wölfe, mit dem er sich zaghaft anfreundet. Zwölf Jahre lang lebt er in der Natur und wird eins mit dem Land und den Tieren. Bis eines Tages Menschen ins Tal kommen ...
Bonusmaterial
- Special Der echte Marcos - Kinotrailer in 2 Versionen - umfangreiches Booklet mit vielen HintergrundinformationenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2018Sie und Elle und das Rätsel der Zeitschleife
Verspielt: Roman Polanskis Film "Nach einer wahren Geschichte"
Die Academy in Los Angeles hat Roman Polanski vor zwei Wochen aus ihren Reihen ausgeschlossen - gut vierzig Jahre zu spät oder immer noch voreilig, je nachdem, wie man die Sache betrachtet. Polanski hätte ohnehin nicht nach Amerika fliegen können, um einen etwaigen Oscar für seinen Film "Nach einer wahren Geschichte" entgegenzunehmen, ohne wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen im Jahr 1977 verhaftet zu werden. Aber das steht nicht zu befürchten (oder zu hoffen), denn Polanskis Film ist kein Meisterwerk wie "Der Pianist", für den er 2003 den Preis als bester Regisseur bekam. Er misshandelt nur sanft seine Vorlage, einen Roman von Delphine de Vigan, und noch ein wenig sanfter das Publikum, das ihm dabei zuschaut.
Delphine, eine Schriftstellerin (gespielt von Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner) steckt in einer Schaffenskrise, als sie eine junge Frau (Eva Green) mit dem vielsagenden Namen Elle kennenlernt, die sich bei ihr einquartiert und allmählich die Kontrolle über Delphines Leben übernimmt, bis zum bitteren, vorhersehbaren, dann wieder in Wohlgefallen sich auflösenden Ende. "Elle", so hieß vor kurzem noch ein Film von Paul Verhoeven, in dem Isabelle Huppert als herzenskalte, traumatisierte, katzenhaft unberechenbare Frau zu sehen war, aber von dieser Cleverness sind die braven Spielchen, die Polanski und sein Drehbuch-Koautor Olivier Assayas mit dem Doppelgängermotiv veranstalten, leider weit entfernt. Delphine de Vigan hat in ihrem Buch die Depression verarbeitet, in die sie nach ihrem autobiographischen Roman "Das Lächeln meiner Mutter" gestürzt ist, und so hätte der Film, wenn er gewollt hätte, mehr als nur einen kurzen Blick in die Mechanismen des literarischen Betriebs und die Abgründe des Ruhms werfen können. Aber Roman Polanski will im Grunde nichts mit dieser "Wahren Geschichte", nur ein bisschen Kino machen mit ein paar Anklängen an Hitchcock und zwei Schauspielerinnen, die hundert Minuten aneinander vorbei spielen, als steckte jede in ihrer eigenen Zeitschleife fest. Im Augenblick, so hört man, arbeitet der vierundachtzigjährige Polanski in seinem Zufluchtsland Frankreich wieder an einem neuen, lange aufgeschobenen Projekt, einer filmischen Chronik der Dreyfus-Affäre. So wird "Nach einer wahren Geschichte" also nicht sein letzter Film bleiben. Das ist ein Trost.
kil
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Verspielt: Roman Polanskis Film "Nach einer wahren Geschichte"
Die Academy in Los Angeles hat Roman Polanski vor zwei Wochen aus ihren Reihen ausgeschlossen - gut vierzig Jahre zu spät oder immer noch voreilig, je nachdem, wie man die Sache betrachtet. Polanski hätte ohnehin nicht nach Amerika fliegen können, um einen etwaigen Oscar für seinen Film "Nach einer wahren Geschichte" entgegenzunehmen, ohne wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen im Jahr 1977 verhaftet zu werden. Aber das steht nicht zu befürchten (oder zu hoffen), denn Polanskis Film ist kein Meisterwerk wie "Der Pianist", für den er 2003 den Preis als bester Regisseur bekam. Er misshandelt nur sanft seine Vorlage, einen Roman von Delphine de Vigan, und noch ein wenig sanfter das Publikum, das ihm dabei zuschaut.
Delphine, eine Schriftstellerin (gespielt von Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner) steckt in einer Schaffenskrise, als sie eine junge Frau (Eva Green) mit dem vielsagenden Namen Elle kennenlernt, die sich bei ihr einquartiert und allmählich die Kontrolle über Delphines Leben übernimmt, bis zum bitteren, vorhersehbaren, dann wieder in Wohlgefallen sich auflösenden Ende. "Elle", so hieß vor kurzem noch ein Film von Paul Verhoeven, in dem Isabelle Huppert als herzenskalte, traumatisierte, katzenhaft unberechenbare Frau zu sehen war, aber von dieser Cleverness sind die braven Spielchen, die Polanski und sein Drehbuch-Koautor Olivier Assayas mit dem Doppelgängermotiv veranstalten, leider weit entfernt. Delphine de Vigan hat in ihrem Buch die Depression verarbeitet, in die sie nach ihrem autobiographischen Roman "Das Lächeln meiner Mutter" gestürzt ist, und so hätte der Film, wenn er gewollt hätte, mehr als nur einen kurzen Blick in die Mechanismen des literarischen Betriebs und die Abgründe des Ruhms werfen können. Aber Roman Polanski will im Grunde nichts mit dieser "Wahren Geschichte", nur ein bisschen Kino machen mit ein paar Anklängen an Hitchcock und zwei Schauspielerinnen, die hundert Minuten aneinander vorbei spielen, als steckte jede in ihrer eigenen Zeitschleife fest. Im Augenblick, so hört man, arbeitet der vierundachtzigjährige Polanski in seinem Zufluchtsland Frankreich wieder an einem neuen, lange aufgeschobenen Projekt, einer filmischen Chronik der Dreyfus-Affäre. So wird "Nach einer wahren Geschichte" also nicht sein letzter Film bleiben. Das ist ein Trost.
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