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WORKINGMAN´S DEATH von Michael Glawogger präsentiert fünf atemberaubende Momentaufnahmen über Arbeit im 21. Jahrhundert. Dabei bewegt sich Glawogger einmal um die Erde: von den vergessenen Helden in den illegalen, ukrainischen Kohleminen über die geisterhaften Schwefelträger von Indonesien und die stolzen Schlachter in Nigeria, hin zu den pakistanischen Stahlschnittern auf einem riesigen Schiffsfriedhof und den Stahlgießern im aufstrebenden China. Er führt vor Augen, in welchem Verhältnis Menschen zu ihrer Arbeit und zu ihrem Leben stehen, und entdeckt Stolz und Zusammenhalt bei den Arbeitern…mehr

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Produktbeschreibung
WORKINGMAN´S DEATH von Michael Glawogger präsentiert fünf atemberaubende Momentaufnahmen über Arbeit im 21. Jahrhundert. Dabei bewegt sich Glawogger einmal um die Erde: von den vergessenen Helden in den illegalen, ukrainischen Kohleminen über die geisterhaften Schwefelträger von Indonesien und die stolzen Schlachter in Nigeria, hin zu den pakistanischen Stahlschnittern auf einem riesigen Schiffsfriedhof und den Stahlgießern im aufstrebenden China. Er führt vor Augen, in welchem Verhältnis Menschen zu ihrer Arbeit und zu ihrem Leben stehen, und entdeckt Stolz und Zusammenhalt bei den Arbeitern untereinander. Eine bildgewaltige Reise zu unglaublichen Menschen und unvorstellbaren Schauplätzen, die dem Zuschauer lange im Gedächtnis bleiben werden.

Stirbt die Arbeiterklasse aus? Verschwindet körperliche Schwerstarbeit, oder wird sie nur unsichtbar? Wo ist sie im 21. Jahrhundert noch zu finden?
WORKINGMAN´S DEATH folgt den Spuren von HELDEN in die illegalen Minen der Ukraine, spürt GEISTER unter den Schwefelarbeitern in Indonesien auf, begegnet LÖWEN in einem Schlachthof in Nigeria, bewegt sich unter BRÜDERN, die ein riesiges Tankschiff in Pakistan zerschneiden, und hofft mit chinesischen Stahlarbeitern auf eine glorreiche ZUKUNFT. Die Zukunft ist aber mittlerweile in Deutschland angekommen, wo eine gewaltige Hochofenanlage in einen Freizeitpark verwandelt wurde.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - 16-seitiges Booklet - Nicht verwendete Szenen Duisburg und Pakistan - Slideshow mit Fotos - Audiokommentar Deutsch und Englisch von Michael Glawogger - Audiokommentar für Sehbeeinträchtigte
Autorenporträt
Michael Glawogger,1959 in Graz/Österreich geboren, Studium am San Francisco Arts Institute und an der Filmakademie Wien. Glawogger reist nicht nur als Autor, Regisseur und Kameramann rund um die Welt, sondern bewegt sich völlig frei in unterschiedlichen filmischen Formen und Genres. Seine Filme werden in Cannes, Venedig und auf zahlreichen anderen Filmfestivals gezeigt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2006

Arbeitsübel
Der Film "Workingman's Death" dokumentiert aktuelle Ausbeutung

Der österreichische Dokumentarist Michael Glawogger nimmt gern ein Bad in der Menge. Wo die Städte am größten sind (sein Film "Megacities" von 1998) und viel Volk durcheinanderwuselt, da fühlt er sich mit seiner Kamera am stärksten herausgefordert. Zum Beispiel auf dem Schlachthof von Port Harcourt in Nigeria, wo Tag für Tag bis zu dreihundertfünfzig Ziegen und ebenso viele Stiere per Hand geschlachtet, zerlegt und verkauft werden, unter freiem Himmel, fern von allen hygienischen Standards. Die bluttriefende Orgie verlangt dem Zuschauer einiges ab. Wer hier Vieh verkauft oder woher die Kunden kommen, erfährt der Zuschauer in dieser mittleren von sechs Episoden in Glawoggers neuem, zweistündigem Werk mit dem Untertitel "Bilder zur Arbeit im 21. Jahrhundert" nicht. Faszination ist alles.

Der Titel "Workingman's Death" weckt hochgespannte Erwartungen. Will Glawogger das Verschwinden des klassischen Proletariers aus der Welt der von Automaten gesteuerten Fertigungsstrecken ins Bild setzen? Gleich zu Beginn zitiert er den Kult um den russischen "Helden der Arbeit" Alexej Stachanow, der einer kommunistischen Bestarbeiterbewegung und einer Stadt im ukrainischen Donbass zu ihrem Namen verhalf. Im Jahr 1935 überbot der Mann - 1948 durfte es ihm der sächsische Bergmann Adolf Hennecke gleichtun - die Tagesnorm in der Kohlengrube um mehr als das Dreifache, was ihm den ewigen Dank der Partei und den Haß der Kumpel eintrug. Heute legen Brautpaare am Denkmal Stachanows Blumen nieder, als wäre es die Statue eines Heiligen, zu der man um Arbeit fleht. Die meisten Gruben im Donezbecken sind geschlossen. Mit drei entlassenen Bergleuten kriecht Glawogger in einen nur vierzig Zentimeter hohen, schlecht abgestützten Stollen: illegaler Kohleabbau für den Eigenbedarf und Privathandel. Auf einem Fahr- oder Motorrad fährt man die mühsam gewonnene Ausbeute davon, und jeder Tag kann der letzte sein.

Diese Episode, die folgerichtig unter dem Titel "Helden" firmiert, ist die aufschlußreichste des Films, weil sie eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellt. Sie faßt die blanke Not ins Auge und übersieht nicht die fast überschäumende Lebenslust, die zumindest an einem Hochzeitstag ausbricht. Von Not und (Selbst-)Ausbeutung zeugen auch die anderen Geschichten, aber sie begnügen sich mehr mit ethnographischen Paradoxien, auf Ostjava zum Beispiel, wo der in einem Krater abgebaute Schwefel in Körben ins Tal transportiert wird, pro Träger bis zu zwei Zentner, weil diese Beförderung die billigste ist. Touristen wandern in Gegenrichtung den Berg hinauf. Einmal hat einer der Lastträger sich im Dorf mit einer Französin unterhalten können und durfte ihr einen Kuß auf die Wange drücken, erzählt er dem Regisseur. Ansonsten stehen leichte Mädchen zur Verfügung und Schnapsläden, um den kargen Lohn rasch auszugeben.

Jede Episode zeichnet sich durch eine besondere Farbgebung aus, für die indonesische paßte Gelb. Gesichter bleiben im Gedächtnis, Schicksale blitzen auf, zum Beispiel das zweier pakistanischer Bauern, die vom Ertrag ihres Bodens nicht leben können und darum mit anderen Brüdern im Leid am Strand von Gaddari ausgemusterte Tankschiffe demontieren. Gebete in Richtung Mekka sollen vor den enormen Gefahren dieser Arbeit beschützen. Doch Glawogger faßt nicht nur das europäisch-afrikanisch-asiatische Jammertal ins Auge. Er registriert auch, skeptisch und darum leider nur kurz, den Optimismus der Arbeiter eines neuen chinesischen Stahlwerks. Wer hier arbeitet, glaubt fest an ein noch besseres Morgen, und der Regisseur will den Zuschauer nicht an die Schattenseiten des chinesischen Wirtschaftswunders erinnern.

Schnell fährt er weiter, um im Industriepark Duisburg den ironischen Schlußpunkt zu setzen. Ausgelassen steigen jugendliche Besucher auf den stillgelegten Hochofen - das nachts prächtig illuminierte Industriegelände scheint zum Spielplatz einer Spaßgesellschaft geworden, die den Preis dafür noch nicht entrichtet hat.

Fragen nach den Hintergründen von Industrieabbau dort, Stagnation da und ungebremstem Aufschwung in Ostasien hätten den opulenten Dokumentarfilm in eine freilich spannende Reportage oder Reportageserie verwandelt, deren Erkenntnisgewinn am späten Fernsehabend versandet wäre. Michael Glawogger, der auch als Spielfilmregisseur hervorgetreten ist, vertraut ausdrücklich auf das Kino, und dafür nimmt er alle Strapazen der Welt auf sich.

HANS-JÖRG ROTHER

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