Philippe (François Cluzet) führt das perfekte Leben. Er ist reich, adlig, gebildet und hat eine Heerschar von Hausangestellten - aber ohne Hilfe geht nichts! Philippe ist vom Hals an abwärts gelähmt. Eines Tages taucht Driss (Omar Sy), ein junger Mann, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, in Philippes geordnetem Leben auf. Driss will eigentlich nur einen Bewerbungsstempel für seine Arbeitslosenunterstützung und auf den ersten Blick eignet sich das charmante Großmaul aus der Vorstadt auch überhaupt nicht für den Job als Pfleger. Doch seine unbekümmerte, freche Art macht Philippe neugierig. Spontan engagiert er Driss und gibt ihm zwei Wochen Zeit, sich zu bewähren. Aber passen Mozart und Earth, Wind & Fire, Poesie und derbe Sprüche, feiner Zwirn und Kapuzenshirts wirklich zusammen? Und warum benutzt Philippe eigentlich nie den großartigen Maserati, der abgedeckt auf dem Innenhof steht? Es ist der Beginn einer verrückten und wunderbaren Freundschaft, die Philippe und Driss für immer verändern wird...
Bonusmaterial
- Audiokommentar mit den Regisseuren und den Hauptdarstellern - Kinotrailer deutsche und französische Version - Audiodeskiption für Blinde und SehbehinderteFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2012Der Kranke und sein Schutzteufel
"Ziemlich beste Freunde" begeistert Millionen Menschen. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Franzosen Philippe Pozzo di Borgo. Jetzt erscheint sein Buch auch auf Deutsch - doch die Wahrheit ist weit weniger lustig als im Kino. Ein Treffen in Paris.
PARIS, im März
Wie gibt man einem Mann, der vom Hals bis zu den Füßen gelähmt ist, die Hand? Die Frage hatte mich beschäftigt, als ich mich mit Philippe Pozzo di Borgo verabredet hatte, denn es geschieht ja nicht alle Tage, dass man einem Mann begegnet, der vollständig bewegungsunfähig ist und den man trotz dieser Behinderung natürlich irgendwie würdig begrüßen möchte. So kniffelig es war, sich selbst eine Antwort zu geben, so souverän löste jener Mann, dessen Geschichte mittlerweile fast zwanzig Millionen Franzosen und sechs Millionen Deutsche aus dem Film "Ziemlich beste Freunde" kennen, dann selbst das Problem, als er in seinem Rollstuhl in die Bar des vornehmen Pariser Hotels geschoben wurde, wo er einem freundlichen "Bonjour, Madame" einen diskreten Blick auf seine rechte Hand folgen ließ. Die Aufforderung war unmissverständlich: Ein Händedruck ist hier ein Handauflegen, eine Berührung, die nicht weniger herzlich ist, nur weil sie nur von einem Beteiligten ausgeführt werden kann.
Ein grauer Tag in Paris. Draußen herrschte genau die Art Wetter, die Philippe Pozzo di Borgo vor ein paar Jahren dazu getrieben hat, die Stadt endgültig zu verlassen. Mittlerweile lebt er in Marokko, im kleinen Küstenort Essaouira, wo die klimatischen Verhältnisse für jemanden mit seinem Leiden verträglicher sind. Das Stadtpalais unweit des Quai d'Orsay in bester Rive-gauche-Lage, in dem er zuvor jahrelang lebte und das seit mehr als einhundertfünfzig Jahren im Besitz seiner Familie war, hat er vor zwei Jahren verkauft. "Die Zeiten ändern sich", sagt er und klingt nicht wehmütig dabei. Aber Wehmut ist ohnehin ein Gefühl, dass sich einer wie er besser abgewöhnen sollte, und so wie er aussieht, ist ihm das auch ganz gut gelungen. Sein Haupt ist kahler als das von François Cluzet, dem Schauspieler, der ihn im Film verkörpert, und er hat auch ein weicheres Gesicht, aber er ist genauso ausgesucht gekleidet, sein Lächeln zuweilen ebenso schelmisch.
Der Film "Ziemlich beste Freunde" ist ein erstaunlicher Erfolg. Obwohl er schon im vergangenen Oktober in Frankreich angelaufen ist, gibt es in Paris noch immer sieben, acht Kinos, in denen er gezeigt wird, und die Vorstellungen sind nach wie vor ausverkauft. Genauso wie in Deutschland brechen die Besucher in Frankreich oft in schallendes Gelächter aus, und am Ende applaudieren sie, wobei Philippe Pozzo di Borgo vielleicht recht hat, wenn er vermutet, sie beklatschten zwar einerseits einen guten Film, andererseits aber auch sich selbst, weil sie sich getröstet fühlen und irgendwie ermutigt für das Leben draußen, außerhalb des Kinos. Denn es stimmt ja: "Intouchables", so der französische Titel, ist ein Mutmacher-Film, der eine einfache, beinahe biblisch anmutende Frohe Botschaft verkündet - aber nicht in Form einer Predigt, sondern als Witz. Er erzählt, wie der nach einem Unfall mit einem Gleitschirm querschnittsgelähmte, aus reichem aristokratischen Hause stammende Pozzo di Borgo einen Pfleger suchte und in dem aus der Pariser Banlieue stammenden Abdel Sellou einen Freund fand. Er erzählt von getunten Rollstühlen, gerauchten Joints und gemeinsamen Massage-Besuchen, er bringt zwei Lebenswelten zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und einander dennoch nützlich sind: Der eine kriegt die Kurve, der andere findet zurück auf den rechten Weg - großes Kino eben.
Nun kann man natürlich allerlei Vermutungen darüber anstellen, warum ausgerechnet diese Geschichte die Menschen so sehr begeistert. Ist es, wie Pozzo di Borgo sagt, weil es dem französischen Zuschauer schlechtgeht, weil er deprimiert und besorgt ist und die wirtschaftliche Krise des Landes längst auch die sozialen Beziehungen erreicht hat? Ist es, weil dieser Film den Franzosen zeigt, dass die Banlieue-Bewohner auch etwas anderes können als Probleme verursachen, wenn man sich nur traut, auf sie zuzugehen? Weil er Glaubwürdigkeit dadurch erhält, dass er auf einer wahren Begebenheit beruht? Oder weil es sich einfach um eine gut gemachte Komödie handelt, die geschickt zwischen Cleverness und Pathos balanciert? Sicherlich ist alles davon ein bisschen richtig, und dennoch hatte niemand damit gerechnet, dass "Ziemlich beste Freunde" derart erfolgreich sein würde.
In mehr als sechzig Länder ist der Film verkauft worden, auch in die Vereinigten Staaten, wo Hollywood sich angeblich an einem Remake versuchen will. Ein gewisser Harvey Weinstein habe dies gesagt, erklärt Pozzo di Borgo, der jetzt ein bisschen Mühe hat, seinen Stolz zu verbergen, denn Weinstein, fährt er fort, sei "Mister Hollywood", einer der ganz Großen des amerikanischen Films. Das freut Pozzo di Borgo, und das kann man ja auch verstehen - denn wenn man ihn so in seinem Rollstuhl sitzen sieht, mit diesem Körper, der durch das Verschwinden der Muskeln eigentümlich formlos geworden ist, wenn man sieht, wie er seinen Sohn Robert-Jean, der ihn in den Salon geschoben hat und nun ein wenig ungeduldig neben uns sitzt, bittet, ihm seinen Espresso zu reichen, den er durch einen Strohhalm trinkt; wenn man dann sieht, wie der Sohn die Hand des Vaters, die von der Armlehne gerutscht ist, unaufgefordert wieder zurückschiebt, wie sich im Laufe dieses Nachmittags die Schultern von Pozzo di Borgo ein paar Mal, wie bei einem Krampf, weit nach oben ziehen, wobei sein Gesicht verrät, dass ihm das Schmerzen verursacht - wenn man das alles sieht, dann möchte man den Film und seinen Erfolg eigentlich auch als eine Art Wiedergutmachung begreifen für ein Unglück, das zu groß ist für einen einzelnen Menschen.
Denn natürlich ist die Wirklichkeit viel weniger lustig, als es der Film suggeriert. Und auch wenn man sich das schon gedacht hatte, ist es doch erstaunlich, wie sehr sich das Buch, das Pozzo di Borgo schon 2001 in Frankreich veröffentlicht hat und das letzten Endes auch die Grundlage für den Film bildet, von genau diesem unterscheidet. "Ziemlich beste Freunde - ein neues Leben" wird in diesen Tagen auf Deutsch erscheinen, als erster Titel des neuen Verlags Hanser Berlin.
Die Lektüre rückt die Eindrücke des Films in ein anderes Licht. Denn Pozzo di Borgo, der dieses Buch abwechselnd einem Tonband und, als sie noch lebte, seiner ersten Ehefrau diktiert hat, erzählt darin viel von den depressiven Stimmungen, in die er während seiner jahrelangen Klinikaufenthalte fiel. Er erzählt von dem schlechten Gewissen seiner Familie gegenüber, der er durch seinen Leichtsinn die Verantwortung für einen Schwerbehinderten auferlegt hat - obwohl seine Frau selbst an Knochenmarkkrebs litt und die Kinder noch klein waren. Aber vor allem erzählt er von den immer wiederkehrenden Phantomschmerzen, die ihm zuweilen das Gefühl geben zu verglühen, von einem Blutdruck, der mal bei 200, mal bei 60 liegt, von Atemnot, Harnstau und Platzwunden, die monatelang nicht verheilen.
Mittlerweile, sagt Pozzo di Borgo, gebe es in Frankreich keinen anderen Menschen mit seinem Behinderungsgrad, der so lange überlebt habe wie er. "Normalerweise sterben Leute wie ich früher." Im vergangenen Jahr hat er seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert, im nächsten Jahr werden es zwanzig Jahre sein, die er im Rollstuhl verbringt. Zehn davon hat er mit Abdel Sellou verbracht, seinem "Schutzteufel", so nennt er ihn. Manchmal kommt der ihn heute noch besuchen. Dann kommt Sellou aus Algerien herübergefahren, wo er heute eine Hühnerfarm betreibt und wo er derzeit seinerseits an einem Buch arbeitet, das die Geschichte dieser ungleichen Männer noch einmal erzählt. Es wird einen Titel tragen, der für beide gilt: "Tu m'as tout donné" - du hast mir alles gegeben.
LENA BOPP
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ziemlich beste Freunde" begeistert Millionen Menschen. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Franzosen Philippe Pozzo di Borgo. Jetzt erscheint sein Buch auch auf Deutsch - doch die Wahrheit ist weit weniger lustig als im Kino. Ein Treffen in Paris.
PARIS, im März
Wie gibt man einem Mann, der vom Hals bis zu den Füßen gelähmt ist, die Hand? Die Frage hatte mich beschäftigt, als ich mich mit Philippe Pozzo di Borgo verabredet hatte, denn es geschieht ja nicht alle Tage, dass man einem Mann begegnet, der vollständig bewegungsunfähig ist und den man trotz dieser Behinderung natürlich irgendwie würdig begrüßen möchte. So kniffelig es war, sich selbst eine Antwort zu geben, so souverän löste jener Mann, dessen Geschichte mittlerweile fast zwanzig Millionen Franzosen und sechs Millionen Deutsche aus dem Film "Ziemlich beste Freunde" kennen, dann selbst das Problem, als er in seinem Rollstuhl in die Bar des vornehmen Pariser Hotels geschoben wurde, wo er einem freundlichen "Bonjour, Madame" einen diskreten Blick auf seine rechte Hand folgen ließ. Die Aufforderung war unmissverständlich: Ein Händedruck ist hier ein Handauflegen, eine Berührung, die nicht weniger herzlich ist, nur weil sie nur von einem Beteiligten ausgeführt werden kann.
Ein grauer Tag in Paris. Draußen herrschte genau die Art Wetter, die Philippe Pozzo di Borgo vor ein paar Jahren dazu getrieben hat, die Stadt endgültig zu verlassen. Mittlerweile lebt er in Marokko, im kleinen Küstenort Essaouira, wo die klimatischen Verhältnisse für jemanden mit seinem Leiden verträglicher sind. Das Stadtpalais unweit des Quai d'Orsay in bester Rive-gauche-Lage, in dem er zuvor jahrelang lebte und das seit mehr als einhundertfünfzig Jahren im Besitz seiner Familie war, hat er vor zwei Jahren verkauft. "Die Zeiten ändern sich", sagt er und klingt nicht wehmütig dabei. Aber Wehmut ist ohnehin ein Gefühl, dass sich einer wie er besser abgewöhnen sollte, und so wie er aussieht, ist ihm das auch ganz gut gelungen. Sein Haupt ist kahler als das von François Cluzet, dem Schauspieler, der ihn im Film verkörpert, und er hat auch ein weicheres Gesicht, aber er ist genauso ausgesucht gekleidet, sein Lächeln zuweilen ebenso schelmisch.
Der Film "Ziemlich beste Freunde" ist ein erstaunlicher Erfolg. Obwohl er schon im vergangenen Oktober in Frankreich angelaufen ist, gibt es in Paris noch immer sieben, acht Kinos, in denen er gezeigt wird, und die Vorstellungen sind nach wie vor ausverkauft. Genauso wie in Deutschland brechen die Besucher in Frankreich oft in schallendes Gelächter aus, und am Ende applaudieren sie, wobei Philippe Pozzo di Borgo vielleicht recht hat, wenn er vermutet, sie beklatschten zwar einerseits einen guten Film, andererseits aber auch sich selbst, weil sie sich getröstet fühlen und irgendwie ermutigt für das Leben draußen, außerhalb des Kinos. Denn es stimmt ja: "Intouchables", so der französische Titel, ist ein Mutmacher-Film, der eine einfache, beinahe biblisch anmutende Frohe Botschaft verkündet - aber nicht in Form einer Predigt, sondern als Witz. Er erzählt, wie der nach einem Unfall mit einem Gleitschirm querschnittsgelähmte, aus reichem aristokratischen Hause stammende Pozzo di Borgo einen Pfleger suchte und in dem aus der Pariser Banlieue stammenden Abdel Sellou einen Freund fand. Er erzählt von getunten Rollstühlen, gerauchten Joints und gemeinsamen Massage-Besuchen, er bringt zwei Lebenswelten zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und einander dennoch nützlich sind: Der eine kriegt die Kurve, der andere findet zurück auf den rechten Weg - großes Kino eben.
Nun kann man natürlich allerlei Vermutungen darüber anstellen, warum ausgerechnet diese Geschichte die Menschen so sehr begeistert. Ist es, wie Pozzo di Borgo sagt, weil es dem französischen Zuschauer schlechtgeht, weil er deprimiert und besorgt ist und die wirtschaftliche Krise des Landes längst auch die sozialen Beziehungen erreicht hat? Ist es, weil dieser Film den Franzosen zeigt, dass die Banlieue-Bewohner auch etwas anderes können als Probleme verursachen, wenn man sich nur traut, auf sie zuzugehen? Weil er Glaubwürdigkeit dadurch erhält, dass er auf einer wahren Begebenheit beruht? Oder weil es sich einfach um eine gut gemachte Komödie handelt, die geschickt zwischen Cleverness und Pathos balanciert? Sicherlich ist alles davon ein bisschen richtig, und dennoch hatte niemand damit gerechnet, dass "Ziemlich beste Freunde" derart erfolgreich sein würde.
In mehr als sechzig Länder ist der Film verkauft worden, auch in die Vereinigten Staaten, wo Hollywood sich angeblich an einem Remake versuchen will. Ein gewisser Harvey Weinstein habe dies gesagt, erklärt Pozzo di Borgo, der jetzt ein bisschen Mühe hat, seinen Stolz zu verbergen, denn Weinstein, fährt er fort, sei "Mister Hollywood", einer der ganz Großen des amerikanischen Films. Das freut Pozzo di Borgo, und das kann man ja auch verstehen - denn wenn man ihn so in seinem Rollstuhl sitzen sieht, mit diesem Körper, der durch das Verschwinden der Muskeln eigentümlich formlos geworden ist, wenn man sieht, wie er seinen Sohn Robert-Jean, der ihn in den Salon geschoben hat und nun ein wenig ungeduldig neben uns sitzt, bittet, ihm seinen Espresso zu reichen, den er durch einen Strohhalm trinkt; wenn man dann sieht, wie der Sohn die Hand des Vaters, die von der Armlehne gerutscht ist, unaufgefordert wieder zurückschiebt, wie sich im Laufe dieses Nachmittags die Schultern von Pozzo di Borgo ein paar Mal, wie bei einem Krampf, weit nach oben ziehen, wobei sein Gesicht verrät, dass ihm das Schmerzen verursacht - wenn man das alles sieht, dann möchte man den Film und seinen Erfolg eigentlich auch als eine Art Wiedergutmachung begreifen für ein Unglück, das zu groß ist für einen einzelnen Menschen.
Denn natürlich ist die Wirklichkeit viel weniger lustig, als es der Film suggeriert. Und auch wenn man sich das schon gedacht hatte, ist es doch erstaunlich, wie sehr sich das Buch, das Pozzo di Borgo schon 2001 in Frankreich veröffentlicht hat und das letzten Endes auch die Grundlage für den Film bildet, von genau diesem unterscheidet. "Ziemlich beste Freunde - ein neues Leben" wird in diesen Tagen auf Deutsch erscheinen, als erster Titel des neuen Verlags Hanser Berlin.
Die Lektüre rückt die Eindrücke des Films in ein anderes Licht. Denn Pozzo di Borgo, der dieses Buch abwechselnd einem Tonband und, als sie noch lebte, seiner ersten Ehefrau diktiert hat, erzählt darin viel von den depressiven Stimmungen, in die er während seiner jahrelangen Klinikaufenthalte fiel. Er erzählt von dem schlechten Gewissen seiner Familie gegenüber, der er durch seinen Leichtsinn die Verantwortung für einen Schwerbehinderten auferlegt hat - obwohl seine Frau selbst an Knochenmarkkrebs litt und die Kinder noch klein waren. Aber vor allem erzählt er von den immer wiederkehrenden Phantomschmerzen, die ihm zuweilen das Gefühl geben zu verglühen, von einem Blutdruck, der mal bei 200, mal bei 60 liegt, von Atemnot, Harnstau und Platzwunden, die monatelang nicht verheilen.
Mittlerweile, sagt Pozzo di Borgo, gebe es in Frankreich keinen anderen Menschen mit seinem Behinderungsgrad, der so lange überlebt habe wie er. "Normalerweise sterben Leute wie ich früher." Im vergangenen Jahr hat er seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert, im nächsten Jahr werden es zwanzig Jahre sein, die er im Rollstuhl verbringt. Zehn davon hat er mit Abdel Sellou verbracht, seinem "Schutzteufel", so nennt er ihn. Manchmal kommt der ihn heute noch besuchen. Dann kommt Sellou aus Algerien herübergefahren, wo er heute eine Hühnerfarm betreibt und wo er derzeit seinerseits an einem Buch arbeitet, das die Geschichte dieser ungleichen Männer noch einmal erzählt. Es wird einen Titel tragen, der für beide gilt: "Tu m'as tout donné" - du hast mir alles gegeben.
LENA BOPP
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