Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014! Acht Geschichten, die unter die Haut gehen. Was bringt einen jungen Mann dazu, grundlos Gewalt anzuwenden? Kann man Intoleranz und Extremismus verstehen? Ist Rache ein gutes Motiv? Können gute Absichten einen Mangel an Verständnis ausgleichen? In ihrem neuen Jugendbuch stellt Janne Teller wieder unbequeme Fragen und führt unsere Vorstellungskraft dahin, wo es wehtut. Mit eindrücklicher Schärfe und Intensität, knapper Syntax und assoziativer Kraft erzählt sie acht Kurzgeschichten über Vorurteile und Intoleranz, Mord und Todesstrafe, Identität und geistige Behinderung, Integration und kulturelle Unterschiede, Träume und Irrtümer. Sie zwingt uns, Stellung zu beziehen, und fordert zum Nachdenken und Diskutieren über unsere Gesellschaft auf.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Auch Janne Tellers neuer Erzählband "Alles - worum es geht" hat Rezensent Tilman Spreckelsen ganz für sich eingenommen. Fasziniert beobachtet der Kritiker Tellers Vermögen, biografische Wendepunkte und Augenblicke in wenigen Worten zu skizzieren und Konflikte ganz nahe heranzuzoomen. So folgt Spreckelsen etwa einem Jugendlichen der einen anderen fast tot getreten hat oder einem jungen Mädchen, das zwei Unschuldige vor dem Mob zu retten versucht. Nicht zuletzt rühmt der Rezensent Tellers unvoreingenommenen Blick auch auf die Schläger und Mörder, die ihren Roman bevölkern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2014Studien in Fanatismus
Auf Abwegen: Janne Tellers Erzählungsband "Alles"
"Genau genommen bin ich gar nicht verrückt", schreibt Janne Teller in der Erzählung "Alles", die ihrer neuen Geschichtensammlung den Namen gibt und in der sie Rechenschaft ablegt über ihre Literatur, "nicht, wenn ich schreibe." Dann nämlich hänge "Alles zusammen, dann weiß ich Alles, denn dann bin ich nicht ich, sondern ein Teil von diesem Alles, und Alles ist es, das die Wörter findet".
Das ist nicht gerade ein Plädoyer für einen literarischen Realismus, und wer Tellers Erfolgsroman "Nichts" vor Augen hat, wird vor dem Hintergrund dieser programmatischen Äußerung den gern geäußerten Vorwurf an dieses Buch, es verstöre junge Leser durch zu viel grausame Szenen, noch etwas fragwürdiger finden als vielleicht ohnehin schon. Der nähere Blick auf die nun in "Alles" versammelten Geschichten untermauert diesen Befund: Teller geht es auch hier nicht um eine möglichst exakte Abbildung von Wirklichkeit, nicht um aus dem Leben gegriffene Geschichten, sondern um eine tiefere Schicht, in der in einer disparaten Situation die Personen und Dinge miteinander in Beziehung stehen.
Aber in welcher? Der Autorin geht es in ihren meist recht kurzen Geschichten erklärtermaßen um biographische Wendepunkte, um Augenblicke, in denen ein Knoten platzt, ein langer Konflikt zum Ausbruch kommt, oder auch um die nachträgliche Erörterung eines solchen Moments. Wie kam es beispielsweise zu dem Gewaltausbruch, möchte ein Erwachsener von einem Jugendlichen wissen, der einen anderen fast totgetreten hat, und was er zur Antwort bekommt, kann er nur mühsam nachvollziehen. Ein anderer berichtet in einem inneren Monolog von der Hetze gegen eine Minderheit, die er in Form von Leserbriefen betreibt, von der Zustimmung, die er bekommt, und von dem Moment, in dem das Pendel umschlägt und er sich selbst in einer Minderheit wiederfindet. Ein Mädchen findet den Mut, in einer unklaren Situation zwei offensichtlich Unschuldige vor dem Mob zu retten, und ein anderes reagiert auf monatelange Anfeindungen mit einem Ausbruch von Zerstörungswut, der auch die Aggressorin zu überraschen scheint.
Worauf können die Protagonisten dabei bauen? Sicherlich nicht auf ihre Instinkte, denn die wenigsten verbessern dabei die Situation für sich und ihre Umgebung, und am schlimmsten scheitern diejenigen, die es am besten meinen. Teller ergreift keine Partei. Sie führt ihre Protagonisten aber auch nicht vor, nicht die Schläger und Mörder, nicht die Gutwilligen, die in die Irre gehen. In ihren Geschichten, die sich zum großen Teil an Jugendliche richten, zeigt sie allerdings, welches Unheil starre Perspektiven anrichten können. Und dass dabei Fanatismus herauskommt, konnte man schon in "Nichts" lesen.
TILMAN SPRECKELSEN
Janne Teller: "Alles - worum es geht". Aus dem Dänischen von Sigrid C. Engeler und Birgitt Kollmann. Carl Hanser Verlag, München 2013. 143 S., br., 12,90 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf Abwegen: Janne Tellers Erzählungsband "Alles"
"Genau genommen bin ich gar nicht verrückt", schreibt Janne Teller in der Erzählung "Alles", die ihrer neuen Geschichtensammlung den Namen gibt und in der sie Rechenschaft ablegt über ihre Literatur, "nicht, wenn ich schreibe." Dann nämlich hänge "Alles zusammen, dann weiß ich Alles, denn dann bin ich nicht ich, sondern ein Teil von diesem Alles, und Alles ist es, das die Wörter findet".
Das ist nicht gerade ein Plädoyer für einen literarischen Realismus, und wer Tellers Erfolgsroman "Nichts" vor Augen hat, wird vor dem Hintergrund dieser programmatischen Äußerung den gern geäußerten Vorwurf an dieses Buch, es verstöre junge Leser durch zu viel grausame Szenen, noch etwas fragwürdiger finden als vielleicht ohnehin schon. Der nähere Blick auf die nun in "Alles" versammelten Geschichten untermauert diesen Befund: Teller geht es auch hier nicht um eine möglichst exakte Abbildung von Wirklichkeit, nicht um aus dem Leben gegriffene Geschichten, sondern um eine tiefere Schicht, in der in einer disparaten Situation die Personen und Dinge miteinander in Beziehung stehen.
Aber in welcher? Der Autorin geht es in ihren meist recht kurzen Geschichten erklärtermaßen um biographische Wendepunkte, um Augenblicke, in denen ein Knoten platzt, ein langer Konflikt zum Ausbruch kommt, oder auch um die nachträgliche Erörterung eines solchen Moments. Wie kam es beispielsweise zu dem Gewaltausbruch, möchte ein Erwachsener von einem Jugendlichen wissen, der einen anderen fast totgetreten hat, und was er zur Antwort bekommt, kann er nur mühsam nachvollziehen. Ein anderer berichtet in einem inneren Monolog von der Hetze gegen eine Minderheit, die er in Form von Leserbriefen betreibt, von der Zustimmung, die er bekommt, und von dem Moment, in dem das Pendel umschlägt und er sich selbst in einer Minderheit wiederfindet. Ein Mädchen findet den Mut, in einer unklaren Situation zwei offensichtlich Unschuldige vor dem Mob zu retten, und ein anderes reagiert auf monatelange Anfeindungen mit einem Ausbruch von Zerstörungswut, der auch die Aggressorin zu überraschen scheint.
Worauf können die Protagonisten dabei bauen? Sicherlich nicht auf ihre Instinkte, denn die wenigsten verbessern dabei die Situation für sich und ihre Umgebung, und am schlimmsten scheitern diejenigen, die es am besten meinen. Teller ergreift keine Partei. Sie führt ihre Protagonisten aber auch nicht vor, nicht die Schläger und Mörder, nicht die Gutwilligen, die in die Irre gehen. In ihren Geschichten, die sich zum großen Teil an Jugendliche richten, zeigt sie allerdings, welches Unheil starre Perspektiven anrichten können. Und dass dabei Fanatismus herauskommt, konnte man schon in "Nichts" lesen.
TILMAN SPRECKELSEN
Janne Teller: "Alles - worum es geht". Aus dem Dänischen von Sigrid C. Engeler und Birgitt Kollmann. Carl Hanser Verlag, München 2013. 143 S., br., 12,90 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Teller versucht ihren Helden einfach in die Seele zu schauen, auch dann noch, wenn es weh tut. Und genau das macht diese Helden, dieses Buch so menschlich." Daniel Sander, KulturSpiegel, 10/13
"Sie erzählt in klarer, nüchterner Prosa von einsamen Kindern, in denen sich große Wut aufgestaut hat. Gerade wegen ihres reduzierten Stils sind die Geschichten so eindrücklich." Deutschlandfunk, 28. 09.13
"In ihren Geschichten, die sich zum großen Teil an Jugendliche richten, zeigt sie welches Unheil starre Persepektiven anrichten können. Und dass dabei Fanatismus herauskommt." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.02.14
"Sie erzählt in klarer, nüchterner Prosa von einsamen Kindern, in denen sich große Wut aufgestaut hat. Gerade wegen ihres reduzierten Stils sind die Geschichten so eindrücklich." Deutschlandfunk, 28. 09.13
"In ihren Geschichten, die sich zum großen Teil an Jugendliche richten, zeigt sie welches Unheil starre Persepektiven anrichten können. Und dass dabei Fanatismus herauskommt." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.02.14