In einer Bar begegnet Allmen einem kultivierten Herrn seines Alters – Adrian Weynfeldt. Der Name ist dem Kunstdetektiv selbstverständlich ein Begriff. Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft. Als Weynfeldt kurz darauf bemerkt, dass ein Bild in seiner Sammlung fehlt, schaltet er Allmen ein. Weynfeldts bunter Freundeskreis gibt sich zugeknöpft. Nur die Kunstbuchhändlerin will reden. Doch bald schon kann sie das nicht mehr. Allmen steht vor seinem ersten Mordfall.
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»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.« Monika Willer / Westfalenpost Westfalenpost
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Harald Eggebrecht taucht ein in Martin Suters "Allmen-Welt" aus Courtoisie, feinem Witz und Eleganz und fühlt sich wohl da. Allmens neuer Fall vergegenwärtigt ihm einmal mehr Suters spöttisches, nicht von überflüssigem Tiefsinn beschwertes Marionettenspielergeschick, wenn ein Kunstraub und ein Mord Allmen in die Welt der noblen Kulturschaffenden führt. "Lässige Ermittlungen" gekrönt von lauter "hübschen Wendungen", frohlockt Eggebrecht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.04.2024Vorsicht vor
dem Tiefsinn
Confiserie und Courtoisie:
Martin Suters feiner Krimi
„Allmen und Herr Weynfeldt“.
Wer nur die Verfilmungen kennt mit Heino Ferch in der Hauptrolle des Kunstdetektivs Johann Friedrich von Allmen, könnte versucht sein anzunehmen, dem Schweizer Autor Martin Suter ginge es vor allem um leicht gespreizte Prätention und snobistisches Allerlei mit kriminalistischem Touch. Doch wer in die Romane hineinschaut, wird angenehm überrascht sein, dass sich die Allmen-Welt als eine interessante Mischung aus Confiserie, Courtoisie, Parfümerie, Eleganz und fedrigem Witz gibt, die in ihren besten Momenten den Boden von Realität ebenso wenig berührt, wie sie es dem „hässlichen Haupt der Wahrscheinlichkeit“ (Alfred Hitchcock) erlaubt, sich zu erheben.
Suter erzählt vielmehr aus der Sicht eines versierten Puppenspielers, der seine Marionetten vergnügt um Kredit- und Glaubwürdigkeit, um Kavaliersdelikte und falschen Glanz, um Angabe- und Möchtegerngetue, um Souveränität auch im Betrug tanzen lässt und sie dabei mit spöttischer Sympathie beobachtet, ohne all das je mit falschem Gewicht, Handwerkerstolz oder gar Tiefsinn zu beschweren.
Man nehme nur die knappe Übersicht über die Besetzung eines Lokals: „Ein paar Tische des Promenade waren schon besetzt: ein wohlsituiertes Paar, das seine erwachsenen Kinder und deren Gefährten eingeladen hatte; ein langer Tisch mit drei Generationen einer Familie, die den Geburtstag einer sehr alten, unbeteiligten Frau feierten; drei Tische mit Paaren vor der Oper, dem Konzert oder dem Theater; ein Vierertisch eines Frauenabends mit einer Flasche Champagner; und zwei Tische mit je zwei Herren, denen Allmen ansah, das es ums Geschäft ging.“ Wer dergleichen Luftiges mit deutscher Oberstudienratsästhetik liest, dem mag es grausen vor so viel welscher Unverfrorenheit.
Im neuen Allmen-Roman trifft der ewig insolvenzgefährdete, doch davon unbeeindruckte Allmen auf den hochbegüterten, gediegenen Kunstsammler Adrian Weynfeldt, dem ein wertvolles Bild abhandenkommt, von dem sich auch im Laufe der Geschichte nicht recht sagen lässt, ob es denn nun ein echter unbekannter Picasso ist oder doch nur ein gefälschter. Der Raub geschieht während einer noblen Party in Weynfeldts Haus. Da liegt es für Allmen nahe, sogleich mit den Mitgliedern von dessen illustrem Freundeskreis aus Künstlern, Architekten, Filmemachern ins Gespräch zu kommen mit wenig Erfolg.
Als dann endlich die Kunstbuchhändlerin Karin Winter reden will, verhindert deren plötzlicher Tod die mögliche Geheimnislösung. Unfall oder Mord, stellen sich Allmen und Weynfeldt die Frage und starten eine Recherche, die sie bis nach Rom führt. Diese Ausreise nutzt Suter, um mit Vergnügen so manche italienischen Barsitten zu schildern. Man sucht von Pontius zu Pilatus und kehrt am Ende fast so wenig schlau zurück als wie zuvor.
Eine in jedem Falle hübsche Wendung nimmt der Fall durch den unverhohlen attraktiven Auftritt von Lorena, deren Schönheit und Verführungskunst Weynfeldt unbedingt folgt. Zu seinem Bilddiebstahl hat sie nebst Kuss einen Rat: „‚Ich würde mal bei Frau Hauser suchen.‘ ‚Frau Hauser? Die ist absolut vertrauenswürdig‘, stieß Weynfeldt aus. ‚Das sind die gefährlichsten.‘“
So breitet sich in Weynfeldt nun das Misstrauen aus gegenüber allen Freunden und Helfern. Doch führt dies ungute Gefühl schlussendlich doch zum Ziel von Allmens lässigen Ermittlungen. Fazit: „Mit Slow Dance, Margaritas und Cocktailoliven feierten Allmen und Weynfeldt den Erfolg.“
HARALD EGGEBRECHT
Man sucht sogar
in Rom und ist hinterher so
schlau wie vorher
Ermittlungen im Freundeskreis: Der Schweizer Autor Martin Suter.
Foto: Sebastian Gollnow / dpa
Martin Suter:
„Allmen und Herr
Weynfeldt“, Roman. Diogenes, Zürich,
2024. 224 Seiten,
26 Euro.
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dem Tiefsinn
Confiserie und Courtoisie:
Martin Suters feiner Krimi
„Allmen und Herr Weynfeldt“.
Wer nur die Verfilmungen kennt mit Heino Ferch in der Hauptrolle des Kunstdetektivs Johann Friedrich von Allmen, könnte versucht sein anzunehmen, dem Schweizer Autor Martin Suter ginge es vor allem um leicht gespreizte Prätention und snobistisches Allerlei mit kriminalistischem Touch. Doch wer in die Romane hineinschaut, wird angenehm überrascht sein, dass sich die Allmen-Welt als eine interessante Mischung aus Confiserie, Courtoisie, Parfümerie, Eleganz und fedrigem Witz gibt, die in ihren besten Momenten den Boden von Realität ebenso wenig berührt, wie sie es dem „hässlichen Haupt der Wahrscheinlichkeit“ (Alfred Hitchcock) erlaubt, sich zu erheben.
Suter erzählt vielmehr aus der Sicht eines versierten Puppenspielers, der seine Marionetten vergnügt um Kredit- und Glaubwürdigkeit, um Kavaliersdelikte und falschen Glanz, um Angabe- und Möchtegerngetue, um Souveränität auch im Betrug tanzen lässt und sie dabei mit spöttischer Sympathie beobachtet, ohne all das je mit falschem Gewicht, Handwerkerstolz oder gar Tiefsinn zu beschweren.
Man nehme nur die knappe Übersicht über die Besetzung eines Lokals: „Ein paar Tische des Promenade waren schon besetzt: ein wohlsituiertes Paar, das seine erwachsenen Kinder und deren Gefährten eingeladen hatte; ein langer Tisch mit drei Generationen einer Familie, die den Geburtstag einer sehr alten, unbeteiligten Frau feierten; drei Tische mit Paaren vor der Oper, dem Konzert oder dem Theater; ein Vierertisch eines Frauenabends mit einer Flasche Champagner; und zwei Tische mit je zwei Herren, denen Allmen ansah, das es ums Geschäft ging.“ Wer dergleichen Luftiges mit deutscher Oberstudienratsästhetik liest, dem mag es grausen vor so viel welscher Unverfrorenheit.
Im neuen Allmen-Roman trifft der ewig insolvenzgefährdete, doch davon unbeeindruckte Allmen auf den hochbegüterten, gediegenen Kunstsammler Adrian Weynfeldt, dem ein wertvolles Bild abhandenkommt, von dem sich auch im Laufe der Geschichte nicht recht sagen lässt, ob es denn nun ein echter unbekannter Picasso ist oder doch nur ein gefälschter. Der Raub geschieht während einer noblen Party in Weynfeldts Haus. Da liegt es für Allmen nahe, sogleich mit den Mitgliedern von dessen illustrem Freundeskreis aus Künstlern, Architekten, Filmemachern ins Gespräch zu kommen mit wenig Erfolg.
Als dann endlich die Kunstbuchhändlerin Karin Winter reden will, verhindert deren plötzlicher Tod die mögliche Geheimnislösung. Unfall oder Mord, stellen sich Allmen und Weynfeldt die Frage und starten eine Recherche, die sie bis nach Rom führt. Diese Ausreise nutzt Suter, um mit Vergnügen so manche italienischen Barsitten zu schildern. Man sucht von Pontius zu Pilatus und kehrt am Ende fast so wenig schlau zurück als wie zuvor.
Eine in jedem Falle hübsche Wendung nimmt der Fall durch den unverhohlen attraktiven Auftritt von Lorena, deren Schönheit und Verführungskunst Weynfeldt unbedingt folgt. Zu seinem Bilddiebstahl hat sie nebst Kuss einen Rat: „‚Ich würde mal bei Frau Hauser suchen.‘ ‚Frau Hauser? Die ist absolut vertrauenswürdig‘, stieß Weynfeldt aus. ‚Das sind die gefährlichsten.‘“
So breitet sich in Weynfeldt nun das Misstrauen aus gegenüber allen Freunden und Helfern. Doch führt dies ungute Gefühl schlussendlich doch zum Ziel von Allmens lässigen Ermittlungen. Fazit: „Mit Slow Dance, Margaritas und Cocktailoliven feierten Allmen und Weynfeldt den Erfolg.“
HARALD EGGEBRECHT
Man sucht sogar
in Rom und ist hinterher so
schlau wie vorher
Ermittlungen im Freundeskreis: Der Schweizer Autor Martin Suter.
Foto: Sebastian Gollnow / dpa
Martin Suter:
„Allmen und Herr
Weynfeldt“, Roman. Diogenes, Zürich,
2024. 224 Seiten,
26 Euro.
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