In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir
Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren.
Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst…mehrIn einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir
Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren. Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst erscheint Franziska der Besuch sehr ungelegen, aber dann entwickelt sich daraus eine kleine Gemeinschaft, der sich immer mehr Menschen im Dorf anschließen, deren Kontakte sich bis dato auf ein Mindestmaß beschränkt haben. Daraus entsteht eine wundervolle Idee: ein Mittagstisch für alle, die normalerweise alleine sind. Denn wo sonst schmeckt es besser, als in Gemeinschaft an einem großen Tisch. Ein kleiner Kübel Alpensalz, fast schon leer, in einer ehemaligen Gaststätte setzt den Startschuss für das einzigartige Projekt....
"Bergsalz" von Karin Kalisa ist kein alltäglicher Roman und doch zeigt er leider die bittere und einsame Seite des Alltags von vielen Menschen, die völlig zurückgezogen und isoliert ihr Leben verbringen müssen und somit immer mehr verkümmern. Nach dem Verlust des Partners igeln sich viele ein, werden von der Gesellschaft vergessen und fristen so ihr Dasein in einem Leben ohne Pep, ohne Schwung und Elan.
Die Autorin statuiert ein Exempel, in dem sie die Figur Franziska aus ihrer Lethargie erwachen lässt und ihr mit jeder Nachbarin, mit jedem neuen Treffen in der Gemeinschaft wieder Leidenschaft und Biss fürs Leben verleiht.
Stellvertretend für die Würze im Leben steht hier der noch halbvolle Kübel Speisesalz, der nicht nur die Gerichte würzt, sondern auch die Lebensgeister weckt. Das Schreckgespenst der Einsamkeit verliert immer mehr seine Zugkraft und es kehrt wieder Farbe, Humor und Hunger auf Leben in die Menschen zurück.
Eine Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Gerade die eingeschobenen historischen Teile wirken schwerfällig und bremsen so den Lesefluss ein wenig aus. Wer sich nicht im Allgäuer Dialekt heimisch fühlt, der dürfte einige Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen, die zwar interessant und humorvoll gestaltet sind, aber nicht immer erschließt sich dem Leser sofort der Hintergrund dessen, was gesagt wird.
Dabei sind es gerade die kleinen Botschaften in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier für Ansporn und Leidenschaft, aber auch für das Umdenken sorgen und so die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Das kommt nicht immer gleich schlüssig rüber und so geht viel Wertvolles verloren. Das, für mich, sehr unerwartete Ende lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück - es bleibt vieles ungeklärt, ungesagt und somit verknüpfen sich die losen Enden leider nicht, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben.
Die Botschaft des Buches und die Allgäuer Bergwelt erreicht zwar den Leser, aber mir fehlt hier definitiv noch ein bisschen Dynamik und ein schlüssiges Ende, um vollkommen mit dem Buch eins zu werden - ich kann daher nur 3,5 Sternchen vergeben