Was braucht man denn als alter Mensch groß? Die Rente reicht für die Miete, und ich kann mir trotzdem noch eine Busfahrt leisten und einen schönen Urlaub mit Gertrud ein-, zweimal im Jahr. Man muss das Leben genießen, solange man noch krauchen kann! Wer weiß denn, wie lange wir noch reisen können ohne Pflegekraft? Also sind wir los und haben eine Kreuzfahrt gemacht. Die fahren gar nicht über Kreuz, sondern eine große Schleife. Wussten Sie das? Wir haben viel erlebt. Ich habe den ganzen Schrank voll mit neuen flauschigen Handtüchern, und im Froster ist Dauerwurst für bis Ostern hin! Viel Freude wünscht: Renate Bergmann.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2018NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Das Altersheim ist zu teuer, 180 Euro am Tag, behauptet Renate Bergmann, 82 Jahre alt. Da gehe sie doch lieber auf Kreuzfahrt - 120 Euro am Tag. Und so berichtet die "Online-Omi" von ihren Erlebnissen eben dort, erst auf Twitter, dann in Büchern, jetzt ist wieder eines erschienen. Natürlich ist das alles viel zu schön, um wahr zu sein: Renate gibt es gar nicht, und die (allerdings wirklich sehr erfolgreichen) Bücher schreibt ein Mann. Torsten Rohde heißt der und ist nur halb so alt wie sein Alter Ego, gerade mal knapp über vierzig. Reichlich naiv hat er die reisende Rentnerin und ihre mitreisende Freundin Gertrud gezeichnet, aber andererseits hilft genau das dem Verständnis. Wo Oma Renate nicht versteht oder nicht verstehen will, fragt sie nach. Und so erklärt das Buch uns das Chipkartensystem auf dem Kreuzfahrtschiff oder den Arztbesuch (Die Damen erwarten einen jungen Schiffsarzt, es kommt aber eine Frau. "Gertrud knöpfte enttäuscht ihr Nachthemd wieder zu und ließ sich den Blutdruck messen.") Und der Blick der deutschen Pensionärin ist erstaunlich gelungen. Bilder wie "ein Gedränge wie nach der Wende, als es das Begrüßungsgeld gab" oder ein Exkurs über das Seniorenschwimmen zu Hause sind immer parat. Den Laptop nennt sie "Klappcomputer", und im Fernsehen auf der Kabine sucht sie vergeblich Pfarrer Fliege. Offenbar ist das Sujet Kreuzfahrt ideal für eine Auseinandersetzung der Generationen. Das Bild, das hier ein Mittvierziger von den Senioren unserer Tage zeichnet, ist schmeichelhaft bis bizarr, er gibt seiner erfundenen Oma in fast jeder Szene ein Glas Korn, aber auch stets ein gutes Herz. Dies ist Reise-Trash-Literatur der besseren Sorte. Und ob erfunden oder nicht: Hape Kerkeling wurde für seinen Horst Schlämmer doch auch nur geliebt.
tlin.
Renate Bergmann: "Die Online-Omi legt ab". Rororo, 230 Seiten, 9,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Das Altersheim ist zu teuer, 180 Euro am Tag, behauptet Renate Bergmann, 82 Jahre alt. Da gehe sie doch lieber auf Kreuzfahrt - 120 Euro am Tag. Und so berichtet die "Online-Omi" von ihren Erlebnissen eben dort, erst auf Twitter, dann in Büchern, jetzt ist wieder eines erschienen. Natürlich ist das alles viel zu schön, um wahr zu sein: Renate gibt es gar nicht, und die (allerdings wirklich sehr erfolgreichen) Bücher schreibt ein Mann. Torsten Rohde heißt der und ist nur halb so alt wie sein Alter Ego, gerade mal knapp über vierzig. Reichlich naiv hat er die reisende Rentnerin und ihre mitreisende Freundin Gertrud gezeichnet, aber andererseits hilft genau das dem Verständnis. Wo Oma Renate nicht versteht oder nicht verstehen will, fragt sie nach. Und so erklärt das Buch uns das Chipkartensystem auf dem Kreuzfahrtschiff oder den Arztbesuch (Die Damen erwarten einen jungen Schiffsarzt, es kommt aber eine Frau. "Gertrud knöpfte enttäuscht ihr Nachthemd wieder zu und ließ sich den Blutdruck messen.") Und der Blick der deutschen Pensionärin ist erstaunlich gelungen. Bilder wie "ein Gedränge wie nach der Wende, als es das Begrüßungsgeld gab" oder ein Exkurs über das Seniorenschwimmen zu Hause sind immer parat. Den Laptop nennt sie "Klappcomputer", und im Fernsehen auf der Kabine sucht sie vergeblich Pfarrer Fliege. Offenbar ist das Sujet Kreuzfahrt ideal für eine Auseinandersetzung der Generationen. Das Bild, das hier ein Mittvierziger von den Senioren unserer Tage zeichnet, ist schmeichelhaft bis bizarr, er gibt seiner erfundenen Oma in fast jeder Szene ein Glas Korn, aber auch stets ein gutes Herz. Dies ist Reise-Trash-Literatur der besseren Sorte. Und ob erfunden oder nicht: Hape Kerkeling wurde für seinen Horst Schlämmer doch auch nur geliebt.
tlin.
Renate Bergmann: "Die Online-Omi legt ab". Rororo, 230 Seiten, 9,99 Euro
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»Online-Omi Renate sorgt wieder für grandiose Unterhaltung!« lazyliterature.de »Deutschlands bekannteste Twitter-Omi.« BILD