Im vierten Fall ermittelt Dupin in einer Sache, die erst gar kein Mordfall zu sein scheint. Doch als der Pariser Kommissar sich von seltsamen Umständen nicht beirren lässt, stellt sich heraus, dass er mehr als mit einer Leiche zu tun hat und vieles über die Bretagne, ihre Geschichte, Eigenarten
ihrer Bewohner und erst recht eine Menge über die Besonderheiten der Austernzucht erfahren muss.
Der…mehrIm vierten Fall ermittelt Dupin in einer Sache, die erst gar kein Mordfall zu sein scheint. Doch als der Pariser Kommissar sich von seltsamen Umständen nicht beirren lässt, stellt sich heraus, dass er mehr als mit einer Leiche zu tun hat und vieles über die Bretagne, ihre Geschichte, Eigenarten ihrer Bewohner und erst recht eine Menge über die Besonderheiten der Austernzucht erfahren muss.
Der Fall fängt damit an, dass 80-Jährige Dame, Mdm. Bandol, die viele für etwas verwirrt im Kopf halten, eine Leiche bei ihrem täglichen Spaziergang auf einem Parkplatz gesehen haben will. Sofort wird Spurensicherung & Co. dorthin bestellt, Dupin eilt auch zur Stelle, aber als alle da sind, gibt es keine Leiche. Sie ist weg und scheint lediglich ein Hirngespenst der ehemaligen Schauspielerin zu sein. Dupin will mit der Madame über den Vorfall sprechen. Sie erwartet ihn in ihrem Lieblingsrestaurant und einlädt ihn ein, von ihrer üppigen Meeresfrüchteplatte zu kosten. Und somit ist man in dem kulinarischen Teil der Story angelangt. Dieser nimmt aber einen eher bescheidenen Anteil des Ganzen im Vergleich zu den oft überbordenden Informationen zu Austernzucht und deren Sorten, sowie zu den oft unpassend platzierten Ausflügen in die keltische Kulturgeschichte und Druidentum damals wie heute, die die Ermittlungen z.T. auch nach Schottland verlagern. Dazu kommt der Sandraub, der an der bretonischen Küste gar nicht selten zu sein scheint. Der sonst dem Kommissar wenig sympathische Cadeg steckt in der Sache bis zum Hals und benötigt bald Dupins Unterstützung.
Ich habe den Fall gern gehört, trotz der oft seltsamen, im Sinne wenig geschickten, Darbietung des Stoffes seitens des Autors. Oft hatte ich den Eindruck, dass es eher ein Reiseführer mit kulturgeschichtlichen Einschüben über diesen Teil der Bretagne ist, der vielmehr dafür sorgen will, dass man sich im imaginären Urlaub an der rauen Küste wähnt.
Der Krimifall an sich ist eher ein grober Rahmen, der schon oft bediente Muster nochmals bemüht und oft, aufgrund der Reiseführerinfos mit all den Landschaftsbeschreibungen, die bei mir par tout nicht in Form von klaren Bildern angekommen sind, kaum vorankommen will. Aus all den Unmengen an Informationen zur Geschichte und Gegenwart der Bretagne wird man lange nicht schlau, wenn man nun wissen will, wer und warum die Morde begangen hat und wozu bitte das Ganze überhaupt. Das Ende ist allerdings schlüssig und hat eine plausible Erklärung, hat aber nicht viel mit dem Reiseführer zu tun.
Manche Figuren gefielen mir gut. Madame Bandol ist schon beeindruckend, auch wie sie vom Sprecher Gerd Wameling gelesen wurde. Ebenso manche anderen Frauen, die nur selten auftauchen wie Clair, Dupins Freundin, oder eine Austernzüchterin, oder auch die junge Polizistin Melon, die es in früheren Fällen nicht gab und hier doch eine bedeutende Rolle spielt, sind recht gut, authentisch gelungen. Der Präfekt ist schon sehr überspitzt dargestellt worden. Aber diese Groteske entbehrt nicht des gewissen Realismus. Dagegen kam mir Dupin recht eindimensional und flach vor.
Die Bewertung. Der Fall ist höchstens eine 3, aber dem Hörbuch vergebe ich gerne vier Sterne, denn Gerd Wameling hat mit seiner Darbietung die Geschichte schon sehr bereichert und ihr eine unverwechselbar eigene Erscheinung gegeben. Gut möglich, dass ich das Buch nicht zu Ende gelesen hätte. Aber als Hörbuch war es eine gute Unterhaltung. Wenn man nebenbei noch viele andere Dinge erledigt, geht es einwandfrei. So wurde ich auf diese Reihe insgesamt aufmerksam und habe mittlerweile zwei weitere, frühere Fälle gehört. Ich muss gestehen, sie waren viel besser geschrieben: kompakter, mit viel weniger der oft peinlichen Erklärungen seitens des Autors und ohne all diesen überbordenden Infos, die einen Krimi zweckentfremden.