=== Selbsterfahrungstrip in Brüssel ===
Nico Semsrott hat sich 2019 mehr oder weniger aus Spaß auf Listenplatz 2 der PARTEI setzen lassen, obwohl es ihm seelisch nicht wirklich gut geht. Als er dann tatsächlich gewählt wird, erweist sich das Europäische Parlament als gaanz schlechter Ort für die
geistige Gesundheit.
In Brüssel/Straßburg möchte sich Semsrott bewusst nicht an der…mehr=== Selbsterfahrungstrip in Brüssel ===
Nico Semsrott hat sich 2019 mehr oder weniger aus Spaß auf Listenplatz 2 der PARTEI setzen lassen, obwohl es ihm seelisch nicht wirklich gut geht. Als er dann tatsächlich gewählt wird, erweist sich das Europäische Parlament als gaanz schlechter Ort für die geistige Gesundheit.
In Brüssel/Straßburg möchte sich Semsrott bewusst nicht an der Parlamentsarbeit im engeren Sinne beteiligen, sondern konzentriert sich auf öffentlichwirksame Aktionen. In der Folge beklagt er sich, dass er als einzelner Abgeordneter - nun gut, immerhin wechselt er bald zur Grünen-Fraktion - praktisch keinen Einfluss hat. Und auf einen Paradiesvogel wie ihn reagiert die Parlamentsverwaltung in seinen Augen nicht adäquat.
In der Folge wird Semsrott zusehends desillusioniert und passt sich der von ihm beklagten Selbstbedienungsmentalität der EU-Parlamentarier allmählich an. Zu seinem Leidwesen haben die Parteien, die in seinen Augen allein die Interessen der Milliardäre vertreten (Christ- und Freidemokraten, im Verbund mit den Sozialdemokraten) die Mehrheit im Parlament (und auch im Europäischen Rat), so dass die Kräfte, die die Interessen der Bevölkerung vertreten (der linke Flügel der Grünen und alles, was noch weiter links ist) nichts bewegen können. Außer vielleicht die Rechtsfraktionen als Nazis zu beschimpfen.
Manch eine Episode im Buch ist ganz interessant und unterhaltsam, auch wenn man sich als Leser fragt, ob der jeweilige Sachverhalt objektiv wiedergegeben ist.
Im Ganzen ist das Buch halb eine Beschreibung der Verhältnisse im Europaparlament, halb eine Autobiographie bzw. Bespiegelung des Wandels seiner Person durch sein Amt. Was lernt man aus dem Buch? Immerhin, dass konsequentes Gendern (à la: "Jeder:m so wie es ihr:ihm gefällt") über gut 300 Seiten hinweg einfach extrem nervt.