Eine wunderbare Mischung aus Familiengeschichte, Liebesroman, Zeitgeschichte und Gesellschaftsportrait verbirgt sich meiner Meinung nach in dem fast 400 Seiten starken Roman „Gut Erlensee – Cäcilas Erbe“ von Juliana Weinberg. Es handelt sich bereits um den zweiten Teil einer Romanreihe, ich hatte
den ersten Teil jedoch zuvor nicht gelesen und konnte feststellen, dass dies überhaupt kein Problem…mehrEine wunderbare Mischung aus Familiengeschichte, Liebesroman, Zeitgeschichte und Gesellschaftsportrait verbirgt sich meiner Meinung nach in dem fast 400 Seiten starken Roman „Gut Erlensee – Cäcilas Erbe“ von Juliana Weinberg. Es handelt sich bereits um den zweiten Teil einer Romanreihe, ich hatte den ersten Teil jedoch zuvor nicht gelesen und konnte feststellen, dass dies überhaupt kein Problem war, da die Geschichte abgeschlossen und unabhängig lesbar ist.
Im Roman ist Cäcilia Herringer die Hauptprotagonistin, die unglaublich stolz und glücklich ist, dass sie es geschafft und ihren Abschluss als ausgebildete Lehrerin gemeistert hat. Sie liebt es ihr Wissen an Kinder weiter zu geben und sie damit auf ihr Leben vorzubereiten und es stört sie auch nicht, dass 1922 die Regel gilt, dass Lehrerinnen unverheiratet bleiben müssen. Doch dann lernt sie Jakob Kaltenbrunner kennen und ihr Gefühlsleben wird in tiefes Chaos gestürzt, denn sie darf sich keinesfalls verlieben…
Doch neben diesem Erzählstrang spielen, wie im echten Leben, auch andere Familienmitglieder und Dorfbewohner eine wesentliche Rolle und deren Handlungen werden geschickt in die Geschichte eingeflochten. Juliana Weinberg gelingt es meiner Meinung nach gut Charakter zu zeichnen, die eine emotionale Tiefe beweisen und denen ich mich schnell verbunden fühle. Sie waren mir sehr sympathisch und ich wollte gerne weiter lesen um herauszufinden, wie ihr Schicksal sich entwickelt.
Dabei fand ich den Schreibstil der Autorin sehr angenehm und flüssig und ich mag es außerdem, dass mir die Kapitelüberschriften anzeigen, aus wessen Sicht der folgende Text erzählt und wann das Geschehen stattfindet.
Immer wieder spannend finde ich es, in eine Geschichte einzutauchen, die in so ganz anderen zeitlichen Bezügen angesiedelt ist, denn 1922 waren eben viele Dinge ganz anders als heute – insbesondere das Bild und die Rechte der Frauen. Gefallen hat mir zudem, dass Frau Weinberg kritische Themen, wie körperlich-sexuelle Übergriffe, die Macht der Kirche und Homosexualität nicht ausspart, sondern im Zeitgeschehen eingebettet aufgreift. Dabei sind sie jedoch einfach Teil der Geschichte, somit präsent und von den Hauptcharakteren geächtet oder vorurteilsfrei angenommen, ohne pathetisch beurteilt zu werden. Dieses Vorgehen macht den Text für mich authentisch und lebendig.
Ich hatte sehr angenehme Lesestunden mit dem Buch und freue mich bereits auf die anderen Geschichten dieser Reihe!