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Jean Daragane lebt zurückgezogen in seiner Pariser Wohnung, als ein Fremder ihn wegen seines verlorenen Adressbuchs kontaktiert. Vergessene Namen und vergangene Erlebnisse drängen zurück in das Bewusstsein des Schriftstellers. Wer war jener Guy Torstel, der in seinem ersten Roman auftaucht? Dem Buch, das Daragane nur schrieb, um Annie Astrand wiederzufinden. Die sanfte junge Frau, die ihm als Siebenjährigem Zuflucht bot, als seine Eltern sich seiner wieder einmal entledigen wollten. Patrick Modiano erzählt von einem traumatischen Erlebnis Anfang der 1950er Jahre, das sein Echo bis in die Gegenwart wirft.…mehr

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Produktbeschreibung
Jean Daragane lebt zurückgezogen in seiner Pariser Wohnung, als ein Fremder ihn wegen seines verlorenen Adressbuchs kontaktiert. Vergessene Namen und vergangene Erlebnisse drängen zurück in das Bewusstsein des Schriftstellers. Wer war jener Guy Torstel, der in seinem ersten Roman auftaucht? Dem Buch, das Daragane nur schrieb, um Annie Astrand wiederzufinden. Die sanfte junge Frau, die ihm als Siebenjährigem Zuflucht bot, als seine Eltern sich seiner wieder einmal entledigen wollten. Patrick Modiano erzählt von einem traumatischen Erlebnis Anfang der 1950er Jahre, das sein Echo bis in die Gegenwart wirft.

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Autorenporträt
Patrick Modiano, 1945 geboren, ist einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichungen, darunter den großen Romanpreis der Académie française und den Prix Goncourt. 2012 wurde ihm der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur verliehen und 2014 der Nobelpreis für Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2015

Die Farbe des Vergessens
Keiner schreibt faszinierender über den Sog des Erinnerns als Patrick Modiano

Vor ein paar Jahren hätten die meisten Feuilletons sich bei ihm kaum gerührt, obwohl sie doch sonst so fixiert sind auf Jubiläen und runde Dichtergeburtstage. Jetzt, nachdem Patrick Modiano 2014 den Nobelpreis für Literatur gewonnen hat, wird überall beflissen zum 70. Geburtstag gratuliert, auch das neue Buch wird, entgegen früherer Praxis, gleich besprochen. Dass Modiano deshalb wirklich angekommen sei in Deutschland, wird man nicht behaupten wollen. Wahrscheinlicher ist, dass es ihm demnächst auch so ergeht wie seinem Landsmann Jean-Marie Gustave Le Clézio, über den hier nicht mehr allzu viel zu lesen war, seit er 2008 ebenfalls den Nobelpreis erhielt.

Wer so viel über das siamesische Zwillingspaar Vergessen und Erinnern geschrieben hat wie Modiano, über beider Unverfügbarkeit und Unberechenbarkeit, den muss die plötzliche Zuwendung so wenig kümmern wie die Ignoranz zuvor. Nach allem, was man von Modiano weiß, hat er sowieso seinen eigenen Kompass. Er folgt dem Satz von René Char, den er schon "Familienstammbuch", einem seiner frühen Romane, vorangestellt hatte: "Leben heißt, beharrlich einer Erinnerung nachzuspüren."

Es gibt im neuen Roman mit dem Nebensatztitel "Damit du dich im Viertel nicht verirrst" viele Details und Motive, die auch an die älteren Bücher erinnern, die schillernden Namen zum Beispiel wie Gilles Ottolini, Chantal Grippay oder Jacques Perrin de Lara. Es kann ja auch nicht verwundern, dass in diesem Werk mit seinen Überlagerungen, Variationen, Wiederaufnahmen scheinbar weit auseinander liegende Bücher miteinander sprechen. Und es überrascht auch nicht, dass sich zwischenzeitlich ein langer Schatten des Romans "Aus tiefstem Vergessen" über die Erzählung legt.

Ein älterer Schriftsteller, Jean Daragane, der sein Adressbuch verloren hat, erhält einen Anruf des Finders, Gilles Ottolini. Man trifft sich im Café, eine junge Frau ist dabei, ein Name löst unwillkürlich eine Erinnerung aus. So kommt die Erzählung in Bewegung. Sie springt weniger zwischen den Zeiten, als dass diese nahtlos ineinander übergehen, auf einmal ist es 1952, dann 1967 oder 1972, und 1972 verschwindet wieder unter der Gegenwart des Jahres 2013. Das ist Modianos Rhythmus, das sind die Mäander der Erinnerung. Und dieser Rhythmus stellt sich ohne alle Prätention mit einer unfassbaren Leichtigkeit ein, welche die allerhärteste Arbeit voraussetzt.

Eine Weile scheint es, als habe sich Daragane in der Einsamkeit seiner Wohnung nur etwas eingebildet: den Anruf, die junge Frau, die "Akte", die Ottolini über ihn angelegt haben will. Dann merkt er, dass er seiner Erinnerung nicht entkommt; aber nötigen lässt sie sich auch nicht. Widerwillig erkennt er das Kind, das er selber war, auf drei Automatenbildern, die zur "Akte" gehören; vergeblich versucht er, sich genauer an eine Annie Astrand zu erinnern, bei er als Kind eine Weile wohnte und die er fünfzehn Jahre später noch einmal wiedersah; beharrlich benutzt er sogar eine Suchmaschine im Internet; erleichtert spürt er "die süße Amnesie" einsetzen. Er erinnert sich daran, wie er ein Buch "Über das Vergessen" geschenkt bekam, und sagt sich: "Kindheitserinnerungen sind oft kleine Details, die sich abheben vor dem Nichts."

Natürlich bleiben auch in diesem Roman lose Enden, was manche Rezensenten gestört hat. Aber warum sollte sich bei Modiano auf einmal etwas zum Plot runden, eine Akte mit dem Vermerk "erledigt" weggelegt werden? Wenn Modiano Motive des Kriminalromans, insbesondere aus dessen Noir-Variante, entleiht, das Rätsel, das Halbdunkel, die Ermittlung, die zum Ermittler zurückführt, heißt das ja noch nicht, dass er am Ende mit Transparenz zurückzahlen müsste.

Geht es einem nicht, wenn man Modiano liest, so, als betrachte man ein Foto, das zerknickt, fleckig und nicht mehr ganz scharf ist, dessen Bildausschnitt einen unbefriedigt lässt, weil ein Gesicht unkenntlich ist oder ein Gebäude - das aber nun mal alles ist, was man hat aus der Vergangenheit? Und warum sollte das anders sein mit den inneren Bildern? "Die Hausfassaden und Straßenkreuzungen waren im Lauf der Jahre zu einer inneren Landschaft geworden, die schließlich das allzu glatte und ausgestopfte Paris der Gegenwart zugedeckt hatte", denkt Daragane, als er durchs Montmartre des Jahres 2012 fährt und das von 1952 sieht. Diese Momente, in denen die Zeiten verschwimmen, wenn es zu Doppelbelichtungen kommt, das ist der Aggregatzustand von Modianos Prosa: flüchtig, schwer fassbar, transitorisch, ohne Aussicht auf eine wiedergefundene Zeit. Aber mag die Erinnerung sich auch entziehen, so packt doch all die Frauen und Männer, die in Modianos Büchern in die Vergangenheit eintauchen, weil sie deren Sog nicht widerstehen können, nicht jene Verzweiflung, von der Jorge Luis Borges einmal erzählt hat.

Sein Vater wollte ihm, Borges, erklären, warum er keine Erinnerungen an seine Jugend mehr habe: Wenn er sich an den Morgen eines Tages erinnere, habe er ein Bild dessen im Kopf, was passiert sei. Wenn er jedoch am Abend erneut an diesen Morgen zurückdenke, dann erinnere er sich nicht an das Bild dieses Morgens, sondern an das erste Bild in seiner Erinnerung - bis er sich am Ende immer nur an seine jeweils letzte Erinnerung erinnere. Auch bei Modiano sind die Bilder, wie bei analogen Fotografien, Abzüge von Abzügen - aber immer noch fern vom "neutralen Weiß, der Farbe des Vergessens".

PETER KÖRTE

Patrick Modiano: "Damit du dich im Viertel nicht verirrst". Roman. Aus dem Französischen von Elisabeth Edl, Hanser, 160 Seiten, 18,90 Euro

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