Navid Kermani
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Das Alphabet bis S (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 1376 Min.
Sprecher: Mattes, Eva
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Eine Schriftstellerin auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs und zugleich am Tiefpunkt ihrer privaten Existenz: Die Ehe gescheitert, die Mutter gestorben, und plötzlich ist auch der Lebensentwurf als öffentliche Intellektuelle in Frage gestellt. Denn der sah vor, dass der Mann sich um Kind und Haushalt kümmert, während sie sich um das Elend der Welt sorgt. Halt bieten die Bücher, aber auch einzelne, noch so unscheinbare Augenblicke, die gegen den Schrecken, die Trauer und die Scham bestehen. Virtuos verknüpft Navid Kermani die Themen unserer Zeit, Krieg, Geschlecht und Identität, mit dem Allt...
Eine Schriftstellerin auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs und zugleich am Tiefpunkt ihrer privaten Existenz: Die Ehe gescheitert, die Mutter gestorben, und plötzlich ist auch der Lebensentwurf als öffentliche Intellektuelle in Frage gestellt. Denn der sah vor, dass der Mann sich um Kind und Haushalt kümmert, während sie sich um das Elend der Welt sorgt. Halt bieten die Bücher, aber auch einzelne, noch so unscheinbare Augenblicke, die gegen den Schrecken, die Trauer und die Scham bestehen. Virtuos verknüpft Navid Kermani die Themen unserer Zeit, Krieg, Geschlecht und Identität, mit dem Alltäglichsten. So wie seine Heldin ist auch sein Hörbuch ein Solitär: Roman und Journal, eine Hommage an den Zauber der Literatur.
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Navid Kermani, geboren 1967 in Siegen, lebt als freier Schriftsteller in Köln. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Kleist-Preis, dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Hölderlin-Preis, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2024 mit dem Thomas-Mann-Preis für seinen Roman 'Das Alphabet bis S' (Roman, 2023). Bei Hanser erschien bisher außerdem 'Dein Name' (Roman, 2011), 'Über den Zufall' (Edition Akzente, 2012), 'Große Liebe' (Roman, 2014), 'Album' (Erzählungen, 2014), 'Sozusagen Paris' (Roman, 2016) sowie seine Korrespondenz mit Natan Sznaider 'Israel' (2023). 'Ayda, Bär und Hase' (2017) war sein erstes Buch im Kinder- und Jugendbuchprogramm des Hanser Verlags, es folgten 'Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen' (2022) und 'Zu Hause ist es am schönsten, sagte die linke Hand und hielt sich an der Heizung fest' (mit Illustrationen von Mehrdad Zaeri, 2025).
©Julian Baummann/www.julianbaumann.com
Produktdetails
- Verlag: argon
- Erscheinungstermin: 11. Oktober 2023
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783732420872
- Artikelnr.: 68955148
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Diedrich Diederichsen wird soghaft hineingezogen in Navid Kermanis neues Buch, das im Gegensatz zu seinem letzten in seiner Themenwahl einen deutlichen Hang zu "Doom und Verzweiflung" aufweise: "Sterbeerzählung", Trauer, Älterwerden. Die Ich-Erzählerin, eine Schriftstellerin, beginnt ein Projekt, das es dem Autor laut Rezensent erlaubt, sein spezielles Talent zu entfalten, nämlich das "Abenteuer des Lesenden" zu erzählen: sie beginnt, ihre Bibliothek "von A bis S" durchzulesen. Diese Vermischung von "Philologie, Rezension und Fanfiction" beschert dem Rezensenten nicht nur faszinierende Leseerlebnisse, manches findet er gar zum Gähnen, trotzdem macht er
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fantastische Neuentdeckungen (zum Beispiel Péter Nadás) und liest auch Bekanntes in neuem Licht. Über die Frage, warum Kermani eine weibliche Figur gewählt hat, deren geistige Verwandtschaft mit dem Autor unübersehbar ist, stellt Diederichsen verschiedene Vermutungen an und hält schließlich fest, dass hier, obwohl die Taktik zunächst irritiert, starke Momente entstehen, weil in dieser Erzählstimme sowohl Kermani (den der Rezensent persönlich kennt) als auch die Schriftstellerin zu hören sind. Die Religiösität des Autors taucht hier in vielen Formen auf, schließt Diederichsen, sowohl "als spirituelle Poesie" als auch "als theologische Nerdigkeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Sollten Sie jemals entscheiden müssen, welches Buch Sie auf eine einsame Insel mitnehmen, um für den Rest Ihres Lebens etwas zu lesen zu haben, empfehle ich 'Das Alphabet bis S'." Juli Zeh, The Pioneer Literatur-Podcast Edle Federn, 30.12.24 "Das ist wirklich großartig, das ist klug und schön und nicht so besserwisserisch." Michael Krüger, Tagesspiegel, 08.12.23 "Wie ein hochwertiger persischer Teppich." Claudia Schülke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.23 "Ein Buch, das alle Gattungsgrenzen sprengt... Eine Fundgrube für Literaturliebhaber... Sechshundert abwechslungsreiche, kluge und glänzend geschriebene Seiten." Wolfgang Seibel, Ö1 ex libris, 12.11.23 "Eine Wundertüte voll Geist, Gefühl und Genre." Bernd Melichar, Kleine Zeitung,
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18.10.23 "Das macht Navid Kermani so leicht niemand nach: den Sprung in die Szene, in den Konflikt, in die Situation. 365 Abschnitte - woher kennt man die Zahl noch mal? - hat 'Das Alphabet bis S', und immer wieder neu, liebevoll, rätselhaft, soghaft wird man hineingebeamt in diesen je neuen Tag." Diedrich Diedrichsen, taz, 17.10.23 "Neben all seinen reportagehaften, dokumentarischen, autofiktionalen und poetologischen Anteilen vor allem ein anregendes, überaus originelles Lektüreprotokoll." Marianna Lieder, Welt am Sonntag, 15.10.23 "Navid Kermani ist einer der vielseitigsten, facettenreichsten, auch schlicht und einfach klügsten und intelligentesten Erzähler und Intellektuellen, die wir in diesem Land haben. ... Ich war wirklich beeindruckt von der intellektuellen Schärfe dieses Buchs, aber auch gleichzeitig von der Wärme." Denis Scheck, WDR 3 Mosaik, 09.10.23 "Eine Liebeserklärung an die Literatur und an das Leben in all seiner soliden Fehlerhaftigkeit. Ein erfreulich disparates Buch, so disparat wie das Leben selbst." Shirin Sojitrawalla, Deutschlandfunk Büchermarkt. 24.09.23 "Ich habe das Buch einigermaßen atemlos gelesen ... Es stecken so viele Gedanken und Denkanstöße in diesem Buch." Fridtjof Küchemann, FAZ Bücher-Podcast, 24.09.23 "Ein Buch der Trauer und der Liebe zur Literatur: Navid Kermani fasst den Begriff der Erzählerin sehr weit, aber was er erzählt, ist grandios." Verena Lueken, FAZ.NET, 14.09.23 "Ein Füllhorn. Ein Tagebuch als Denk- und Bücherbuch. Ein reiches und bereicherndes Kompendium zu Fragen der Zeit, anregend und anspruchsvoll. Es lohnt sich, im Buchhandel unter K wie Kermani nach dem Roman zu greifen." Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau, 09.09.23
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»In der Hörbuchversion liest die begnadete Eva Mattes die Geschichte um die namenlose Literatin und es ist einfach nur ein großer Genuss, dieser immer noch so jugendlich klingenden Stimme zuzuhören. Da passt jede Pause und durch diesen schönen Erzählfluss gewinnt die Geschichte noch an Kraft.« Irene Schwingenschlögl Film, Sound & Media 20240202
Gebundenes Buch
Wieder gescheitert
Was ich zum Roman „Dein Name“ geschrieben habe, stimmt auch für Kermanis neues Buch. In Wirklichkeit ist der Roman ein Tagebuch, diesmal aber um die Hälfte kürzer mit nur noch 591 Seiten. Wieder fehlt ein Inhaltsverzeichnis, doch diesmal habe ich mich …
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Wieder gescheitert
Was ich zum Roman „Dein Name“ geschrieben habe, stimmt auch für Kermanis neues Buch. In Wirklichkeit ist der Roman ein Tagebuch, diesmal aber um die Hälfte kürzer mit nur noch 591 Seiten. Wieder fehlt ein Inhaltsverzeichnis, doch diesmal habe ich mich an seine Sprache offenbar mehr gewöhnt.
Oder gibt es doch eine Struktur? 365 Kapitel, also 365 Tage. Um die 150 sind einige Tage leer. Also nichts zu sagen. Vieles dagegen über die Trauer der Ich-Erzählerin wegen ihrer toten Mutter. Und dann noch das Projekt ungelesene Bücher der Autoren bis S lesen zu wollen. Das bindet etwas, wenn auch nicht stark.
Ja, ich habe echte Höhepunkte gefunden: So wird auf S.32 Peter Altenberg zitiert: „Der Mann hat eine Liebe – die Welt! Die Frau hat eine Welt – die Liebe!“
Auf S.96 findet sich ein Zitat von Meister Eckart: „Soll das Herz vollkommene Bereitschaft haben, so muß es beruhen auf reinem Nichts.“
Und welch beeindruckende Kirchenbeschreibung lese ich auf S. 120: „Nach Gott gesehnt, deshalb nach Groß Sankt Martin gegangen, wo Nonnen und Mönche fünfmal am Tag beten. Das Gehabe haben sie abgelegt, die Hierarchie, soweit es möglich ist, die Männerlastigkeit und den Prunk, so daß die Schönheit des Christentums zutage tritt, die Musik, die Liebe, die Anmut, auch der orientalische Ursprung und die Marienverehrung, also nicht gegen die Tradition, vielmehr in älterer Tradition.“
Dann schreibt Kermani auf S. 198: „Der Reiseführer nennt jede Ortschaft malerisch, in der noch alte Häuser stehen, malerisch ist nicht bloß das häufigste, es ist beinah das einzige Attribut. An Orte, die nicht malerisch sind, vergibt er einfach kein Attribut. Sie sind eigenschaftslos.“
Theologisch wird es auf S.213, als die Ich-Erzählerin sinniert, dass die Nächstenliebe zu lasten der eigenen Leute geht: „Findet sich im Evangelium ein freundliches Wort über Maria aus seinem [Jesus] Mund? Oder gar über Josef? Über die Nachbarn in Nazareth, die Menschen in Jerusalem, sein eigenes Volk, das mit der Unterdrückung leben muß? Nicht ehre deine Eltern, sondern wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.“
Und so kam weiter voran, als in seinem letzten Roman, doch langsam verlor ich die Lust. Nach dem Kapitel 200 auf Seite 289, mitten im Sommer, dachte ich, es Zeit die Reißleine zu ziehen und das Buch als Weihnachtsgeschenk für den nächsten vorgemerkten Kunden in die UB zurückzubringen.
Abgebrochene Bücher bekommen nur einen Stern. Diesmal bedauere ich das sehr. Ich wünsche mir, dass meine Nachfolgerin länger durchhält, den zweiten Teil ebenso ausführlich beschreibt und von mir noch einen Extrastern hinzufügt. Doch ich muss mich an meine Regel halten. Leider!
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Kermani sei ein anerkannter Dichter, der schon im Bundestag gesprochen und gebetet habe. So habe ich es irgendwo gelesen. Nun, er meint auch, dass die literarische Welt (vgl. Buch: "Eine andere Welt, Bücher, die in die Zukunft weisen") von heute, damit auch er?, keinesfalls so gut sei …
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Kermani sei ein anerkannter Dichter, der schon im Bundestag gesprochen und gebetet habe. So habe ich es irgendwo gelesen. Nun, er meint auch, dass die literarische Welt (vgl. Buch: "Eine andere Welt, Bücher, die in die Zukunft weisen") von heute, damit auch er?, keinesfalls so gut sei wie vor dem Untergang des Abendlandes. Möglicherweise sieht er sich aber doch eher als neuen literarischen Fixstern des Morgenlandes.
In diesem schwer lesbaren Buch werden Buchbetrachtungen, Aphorismen, Zitate, Skizzen, Erlebnisse, Gedanken, alltägliche Dinge und Kommentare at random verbunden mit einer kleinen, schwer zu identifizierenden Handlung. Kermani mutiert zu einer namenlosen, erfolgreichen Schriftstellerin, die trauert.
Lesen Sie selbst eine Weisheit mit: “Nicht das Alter, sondern der Tod ist die größte Überraschung im Leben.“
Mich ließ das alles eher verwirrt und fragend zurück. Und traurig. Vielleicht ist es das Beste, was ein Buch erreichen kann. War es die Axt für das gefrorene Meer in mir, frei nach Kafka? Wohl eher nicht.
Erklärungen über die getroffenen Aussagen in ihrem möglichen psychotherapeutischen Kontext finde ich allerdings in einem Buch von Dr. Burkhard Hofmann: „Und Gott schuf die Angst“. Dieses Buch hätte bei der namenlosen Dichterin ja dabei sein können, die vergessene Bücher bis S liest, um endlich Trost zu finden.
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