Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. – Jean Paul
1941 London. Die junge Elsie Watson arbeitet als Krankenschwester und wird während ihrer Arbeit tagtäglich mit Opfern des zweiten Weltkrieges konfrontiert. Als in einem Außenzelt die verwundeten Air
Force-Soldaten untergebracht werden, kommt Elsie auf die Idee, für diese auf Wunsch Briefe an deren Familie…mehrErinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. – Jean Paul
1941 London. Die junge Elsie Watson arbeitet als Krankenschwester und wird während ihrer Arbeit tagtäglich mit Opfern des zweiten Weltkrieges konfrontiert. Als in einem Außenzelt die verwundeten Air Force-Soldaten untergebracht werden, kommt Elsie auf die Idee, für diese auf Wunsch Briefe an deren Familie zu schreiben. Anhand des großen Andrangs kommt Elsie auf die Idee, ein Buch anzuschaffen, in dem jeder, der etwas hinterlassen möchte, als Erinnerung oder Hinterlassenschaft etwas in das Album eintragen oder malen kann. Während Elsie sich um ihre Patienten und ihre Einträge kümmert, lernt sie dabei ihre große Liebe Harry kennen...
Gegenwart. Stefanie ist eigentlich Künstlerin, doch seit einem einschneidenden privaten Erlebnis hat sie sich von der Kunst verabschiedet und arbeitet seitdem in einem Seniorenheim, wo auch ihre Oma Nan untergebracht ist. Als Stefanie sich für ein Kunststipendium bewirbt und gewinnt, springt ihr der junge Historiker Finn zur Seite, der ihr für ihr Kunstprojekt ein altes Album zur Verfügung stellt...
Kerry Barrett hat mit „Das Buch der letzten Briefe“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, dessen Handlung nicht sich nur über zwei Zeitebenen erstreckt, sondern mit einem Album aus alten Briefen die Verbindung zwischen der Vergangenheit und Zukunft sowie den beiden Hauptprotagonistinnen geschickt verbindet. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser ein, sich mal an der Seite von Elsie, mal an der Seite von Stevie wiederzufinden, um ihre jeweiligen Lebenswege sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Elsie hat keine Familie mehr, muss sich gegen einen aufdringlichen Kerl wehren und legt all ihre Kraft in die Versorgung der Patienten, um ihnen das Leben zu erleichtern. Stevie meistert ihr Leben ebenfalls allein, ihre Eltern sind in alle Himmelsrichtungen verstreut und ihr Bruder hat nicht nur ihre Karriere zerstört, sondern lässt sie seine Schulden abbezahlen, während er im Knast sitzt. Das Seniorenheim, in dem Stevie arbeitet, war früher das Krankenhaus, wo Elsie als Schwester tätig war. Beide Frauen müssen sich durchs Leben kämpfen, wobei ihr Schicksal unvorhergesehen durch ein altes Buch miteinander verbunden wird. Die Autorin versteht es gut, ihre Handlungsstränge miteinander zu verweben, Parallelen aufzuzeigen und mit wechselnden Spannungsmomenten zu spielen, so dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Schicksalhafte Momente sowohl bei Elsie als auch bei Stevie lassen dem Leser die Luft anhalten und durch eine Achterbahn der Gefühle sausen, wobei ständig die Frage im Raum steht, wie man wohl selbst in der einen oder anderen Situation handeln würde.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubwürdigen Eigenschaften versehen. Der Leser tritt gern in ihre Fußstapfen, folgt ihnen unauffällig und nimmt Anteil am Geschehen. Elsie ist eine liebenswerte, warmherzige und mutige Frau, die einem den größten Respekt abnötigt. Sie kämpft an allen Fronten, dabei ist sie eine wirkliche Freundin in der Not und ihre Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen. Stevie leidet so sehr unter ihrer familiären Situation, dass sie sich schon fast aufgegeben hat. Doch auch sie zeigt Kampfbereitschaft, denn gute Freunde treten sie immer wieder in den Hintern, damit sie endlich die Kurve kriegt. Finn ist ein toller Typ, der Stevie sofort verstanden hat, ebenfalls der Teenagersohn ihres Vermieters. Aber auch weitere Protagonisten tragen mit ihren Handlungen viel zur Stimmungslage des Romans bei.
„Das Buch der letzten Briefe“ ist nicht nur eine Geschichte über zwei Zeitebenen und zwei außergewöhnliche Frauen, sondern auch über Hilfsbereitschaft, wirkliche Freundschaft, Liebe und das Überleben. Fesselnd und mit viel Empathie erzählt, gibt es hier eine verdiente Leseempfehlung!