Während Napoleon dabei ist, sich immer mehr deutsche Fürstentümer einzuverleiben, wächst der Widerstand gegen ihn in den deutschen Landen. Anno 1805 ruft dann auch Herzog Karl August von Sachsen, Weimar und Eisenach seinen langjährigen Freund und Mentor Goethe zu sich und betraut ihn mit einem
brisanten Auftrag. Der Sohn König Ludwig XVII, Louis Charles de Bourbon, der Thronfolger, ist angeblich…mehrWährend Napoleon dabei ist, sich immer mehr deutsche Fürstentümer einzuverleiben, wächst der Widerstand gegen ihn in den deutschen Landen. Anno 1805 ruft dann auch Herzog Karl August von Sachsen, Weimar und Eisenach seinen langjährigen Freund und Mentor Goethe zu sich und betraut ihn mit einem brisanten Auftrag. Der Sohn König Ludwig XVII, Louis Charles de Bourbon, der Thronfolger, ist angeblich noch am Leben, wurde aber von Napoleons Schergen im Mainzer Gefängnis festgesetzt und soll nun befreit werden. Nach anfänglicher Skepsis entwickelt Goethe einen aberwitzigen Rettungsplan und stellt eine bunte Truppe zusammen, die ihn bei dem Abenteuer begleiten soll. Neben Friedrich Schiller und Alexander von Humboldt begleiten den Dichter auch Achim von Arnim, Bettine Brentano und Heinrich von Kleist. Doch nicht nur der Auftrag entpuppt sich als schwieriger als gedacht, auch in der Gruppe kommt es Problemen.
Ziemlich furios und handgreiflich startet der Roman mit dem Rückzug von Goethe und Schiller, die fluchtartig ein Gasthaus verlassen müssen, da sie sich auf Grund ihrer wissenschaftlichen Dispute den Zorn der heimischen Bauern zugezogen haben. Mit reichlich Blessuren kommen die beiden Dichtergrößen davon, nur um am nächsten Tag von Herzog Karl August zu weiteren Eskapaden ausgeschickt zu werden.
Robert Löhr erzählt seine Geschichte mit viel Witz und Enthusiasmus und paßt sich sprachlich dabei an die damalige Zeit an, immer wieder werden Zitate aus den Werken der Dichter eingeflochten oder in Wortgefechten verwendet. Selbst wer sich nur nebulös aus der Schulzeit an die Klassiker erinnert, wird hier viel wieder erkennen. Immer wieder kommt es in der Gruppe um Goethe auch zu Disputen wissenschaftlicher oder künstlerischer Art, das ist zwar nicht uninteressant, nimmt der rasanten Verfolgungsjagd aber deutlich die Spannung, vor allem als die Gruppe im Kyffhäusergebiet mehrere Wochen fest sitzt, wird die Handlung ein wenig zäh und kann mit dem rasanten Beginn nicht mehr mithalten.
Fans der Dichter-Ikonen werden sich vermutlich bei der aberwitzigen und auch nicht wirklich realistischen Geschichte die Haare sträuben, ich fand ich Grundidee aber wirklich sehr gelungen. Die erste Buchhälfte ist auch ein wahrer Parforce Ritt, eine gefährliche Aktion jagt die nächste und der Truppe um Goethe bleibt wenig Zeit zum Luftholen, so rasant werden sie durch die Geschichte gehetzt. Mit den Wochen im Kyffhäusergebiet kommt die Gruppe ein wenig zur Ruhe, dafür treten nun aber private und künstlerische Differenzen zu Tage und es wird auch offensichtlich, dass einiges verschwiegen wurde und die politischen Ansichten der Beteiligten doch stark auseinander gehen, was zu einigen Zerwürfnissen führt. Auch wenn hier der Spannungsbogen doch stark abfällt, ist das Ganze nicht uninteressant und vermittelt viel vom Zeitgeist der damaligen Ära. Gegen Ende nimmt die Geschichte nochmal ordentlich an Fahrt auf, allerdings bleiben einige Fragen offen, was ich aber grad in Bezug auf den französischen Thronfolger gar nicht schlecht gelöst fand, da ja dessen Schicksal nie so ganz geklärt wurde.
FaziT: eine ungemein unterhaltsame und kurzweilige Abenteuergeschichte, deren Wahrheitsgehalt man allerdings nicht zu ernst nehmen sollte. Robert Löhr kann ganz wunderbar fabulieren und es ist ihm gelungen Dichtergrößen wie Goethe und Schiller als bodenständige, abenteuerlustige und ganz normale Menschen mit Ecken, Kanten und Fehlern darzustellen. Wunderbar gelungen ist auch die sprachliche Ausführung, die den Zeitgeist wunderbar einfängt, viel Lokalkolorit verbreitet und die Atmosphäre der damaligen Zeit einfängt.