Ganz klar, das politische Thema diesen Romans ist die Todesstrafe – nicht der erste Roman, in dem sich Grisham damit auseinander setzt. Schon in „Die Kammer“ hat er das Thema ausführlich behandelt und die Dramatik der letzten Anträge Minuten vor dem Hinrichtungstermin und die rührseligen Momente des
Todeskandidaten ausgenutzt, um einen spannenden Roman zu schreiben.
Warum jetzt die Wiederholung…mehrGanz klar, das politische Thema diesen Romans ist die Todesstrafe – nicht der erste Roman, in dem sich Grisham damit auseinander setzt. Schon in „Die Kammer“ hat er das Thema ausführlich behandelt und die Dramatik der letzten Anträge Minuten vor dem Hinrichtungstermin und die rührseligen Momente des Todeskandidaten ausgenutzt, um einen spannenden Roman zu schreiben.
Warum jetzt die Wiederholung des Themas? Das kann doch nur schief gehen! Nach ein paar Seiten drohte die Langeweile - für mich war alles klar: Typ gesteht, Pfarrer fährt mit ihm nach Texas, Geständnis wiederholt, Hinrichtung verhindert – alles mit ein bisschen Schnickschnack und Schmackes – rührseliges Amerika – fertig.
Doch weit gefehlt – ich habe Herrn Grisham unterschätzt. Dabei müsste ich es doch inzwischen besser wissen. Nicht nur, dass er der Story ständig Wendungen gibt, die für mich unerwartet auftauchen, aber viel Lese-Spass bereiten und überhaupt nicht unglaubwürdig sind, er wirft auch Fragen auf, an die ich nicht im Mindesten gedacht habe. Er beleuchtet die gesamte Story von allen Seiten, damit sie hieb und stichfest wird. Dadurch wird sein Roman für mich glaubwürdig und völlig nachvollziehbar. Und der Ausgang ist nicht minder ironisch wie die Behandlung des Themas „Todesstrafe“ in Amerika.
Ich werde den Inhalt jetzt nicht auf die Figuren und Story bezogen auseinander nehmen - das würde einfach zuviel verraten. Daher betrachte ich nur die Elemente, mit denen Grisham arbeitet:
Grisham packt zusätzlich zur Todesstrafe noch weitere Themen in diesem Roman an: Verstrickungen der Staatsgewalt, erzwungene Geständnisse und Ungerechtigkeit im Namen des Gesetzes, Rassendiskriminierung und die Hysterie der Medien. Das ist eine Menge, die es für den Autor zu recherchieren gibt. Denn ohne Recherche kann die Umsetzung der Idee nur zu einer Farce werden. Grisham weist in seiner Anmerkung darauf hin, dass er die Recherche nicht allein betrieben hat, sondern hier einen Anwalt für die Todesstrafe zu Rate gezogen hat. Auch seine Liebe zum Football kann Grisham nicht aus dem Roman heraus halten.
Die einzelnen Handlungsstränge in Topeka und Texas sind von einander zunächst unabhängig und bauen sich stimmig auf, laufen erst einmal parallel bevor sie sich miteinander verbinden. Die Handlung selbst bleibt bis zum Ende fesselnd. Der Leser kann sich mit den Ideen der handelnden Personen identifizieren und findet so leicht in das Buch hinein – schnelle Vorurteile werden wie in meinem Fall ersichtlich schnell ausgeräumt.
Die von Grisham dargestellten Standpunkte in Bezug auf Politik, Gesetz und Medien sind für den Leser vorhersehbar, aber die eingebauten Wendungen und kleinen Details verhelfen dazu, dass die Spannung nicht leidet.
Das typische Amerika und natürlich der Grisham sind deutlich spürbar – aber das weiß man, wenn man das Buch kauft.
Fazit
Ich mag Grisham, weil er gegenüber politisch hochrangigen Themen Stellung bezieht, was er für meine Begriffe ausführlich in seinen Romanen macht. Er packt die Fehler der Politiker offen auf den Tisch und stellt die sich immer wieder in Widersprüche verstrickenden Menschen bloß, macht seinen Lesern bewusst, was falsch läuft. Natürlich sind diese Fehler, Meinungen, Argumente und Widersprüche hinlänglich dem größten Teil des Publikums bekannt, aber die eigene Aufmerksamkeit auf derlei Themen lässt doch immer wieder schnell nach. So ist Grisham für mich ein Autor, der versucht, mit seinen Romanen, die einen aufzuklären und die anderen wieder wachzurütteln und vielleicht zu bewegen, etwas zu unternehmen, was zu verändern. Und wenn er das nicht erreicht, hat er zumindest gut recherchiert unterhalten. Das ist ihm auch mit diesem Roman wieder gelungen.