„Glück spielt sich in Sekunden ab.“ (Bernd Eichinger)
..in Byron Hemmings Fall leider auch das Unglück.
Es sollte ein ganz besonderer Sommer für die Freunde James und Byron werden - mit einem kleinen Ereignis, das es so vorher noch nicht gab und alles unwiderruflich verändert.
Im Jahre 1972
wurde beschlossen, dass zum Ausgleich des Schaltjahres zwei Sekunden in der Zeit hinzugefügt werden…mehr„Glück spielt sich in Sekunden ab.“ (Bernd Eichinger)
..in Byron Hemmings Fall leider auch das Unglück.
Es sollte ein ganz besonderer Sommer für die Freunde James und Byron werden - mit einem kleinen Ereignis, das es so vorher noch nicht gab und alles unwiderruflich verändert.
Im Jahre 1972 wurde beschlossen, dass zum Ausgleich des Schaltjahres zwei Sekunden in der Zeit hinzugefügt werden müssen. Der genaue Zeitpunkt war allerdings noch ungewiss und so warteten die beiden Jungs ein wenig ängstlich, aber auch neugierig auf den Zeiteinschub. Byron war sich vollkommen sicher, dass in zwei Sekunden eine Menge passieren kann, doch seine Mutter beruhigte ihn, denn das sei doch fast gar nichts.. Als die Hemmings in eben jener Spanne allerdings einen Unfall mit einem kleinen Mädchen verursachen, kann niemand den Wirkungsradius erahnen, der sich aus zwei kleinen Sekunden ergibt.
Schließlich kann die Zeit nicht aufgehalten und manche Entscheidungen nur schwer rückgängig gemacht werden und so wird aus einem kleinen unbedachten Funken ein wütendes Lauffeuer mit ungeahnter Verwüstungskraft.
Rachel Joyce hat in ihrem zweiten Roman sehr eindrucksvoll beschrieben, wie die frühkindlichen Erfahrungen gepaart mit fehlender Fürsorge ein Kind in Psychosen und Zwangsneurosen werfen können, die es selbst mit professioneller Hilfe im Erwachsenenalter nicht in den Griff bekommt. Aus den anfänglichen Ritualen, welche die Erkrankten selbst entwickelt haben, um sich eine Art Sicherheit zu erbauen, wird schnell eine Schutzmauer, die kaum noch zu überwinden ist und die Betroffenen in die Einsamkeit verdammen – wie es bei Jim, dem Mann aus den Kapiteln der Gegenwart der Fall ist.
Die Kapitel aus der Vergangenheit der 70er Jahre haben mir zu Beginn mehr gefallen, weil ich sie schon aus der Hörprobe kannte und es mir leichter fiel mit dem sensiblen Byron Mitleid zu haben, der sich einerseits wie ein sinkender Anker an seiner Mutter und dem klugen James festklammert und andererseits schon die Verantwortung für eben jene übernimmt, als er ihren schlechter werdenden Gemütszustand erkennt. Im Laufe der Handlung hat sich auch der stotternde Jim mehr geöffnet und den Zuhörern in langsamen Schritten seine Verbindung zu Byron offenbart.
Das Hörbuch habe ich sehr genossen, wobei der Sprecher Wanja Mues einen großen Anteil daran hatte, indem er die Tiefgründigkeit des Gesagten mit seiner ruhigen Art unterstrich und die Poetik der Autorin hervorhob. Der Wahl-Berliner konnte die Emotionen des Protagonisten wunderbar einfangen und Trauer, Schmerz und Lichtmomente von Anfang bis Ende an die Zuhörer weitergeben.
Rachel Joyces Erfolg kann man nicht aufhalten und die Entscheidung für das Buch oder Hörbuch wird vermutlich niemand der an guter Literatur Freude hat, bereuen.