Der Hauptdarsteller des Romans heißt Germain und führt den Leser in der Rolle des Ich-Erzählers durch den Roman. Er wirkt ziemlich einfältig, drückt sich auch ebenso aus, lässt den Leser aber wissen, dass er sich dessen auch bewusst ist.
Er erzählt in sehr kurzen Episoden von seiner
gewinnbringenden Begegnung mit einer alten, sehr gebildeten Dame, die ihn sich selbst völlig neu entdecken lässt…mehrDer Hauptdarsteller des Romans heißt Germain und führt den Leser in der Rolle des Ich-Erzählers durch den Roman. Er wirkt ziemlich einfältig, drückt sich auch ebenso aus, lässt den Leser aber wissen, dass er sich dessen auch bewusst ist.
Er erzählt in sehr kurzen Episoden von seiner gewinnbringenden Begegnung mit einer alten, sehr gebildeten Dame, die ihn sich selbst völlig neu entdecken lässt und die ihn so stark verändert, dass er plötzlich merkt, wie viel ihm im Leben bisher gefehlt hat. Vor allem ist dies Liebe. Seine Mutter hat ihn alleine erzogen, dabei aber Liebe immer sehr sparsam ausgeteilt, sodass Germain ebenfalls kaum weiß, was Liebe ist. Doch durch die alte Dame denkt er über seine Gefühle für seine Partnerin nach und merkt zunehmend, dass er tatsächlich auch Liebe empfindet und was dies überhaupt bedeutet.
Das andere, was er durch die alte Dame lernt, ist den Wert von Bildung zu schätzen. Und so macht er sich an die Arbeit. Eine mühsame Arbeit: Er lernt, dass Literatur ein Schlüssel ist. Bis er es allerdings schafft, ein Buch zu lesen, braucht es sehr lang. Doch der Stolz, den er fühlt, macht ihn diese Anstrengung mehr als wett.
Zunehmend schenkt er sein Herz auch der alten Dame, das geht so weit, dass er sie adoptieren möchte. Doch dann muss er sich einer sehr schmerzlichen Erkenntnis stellen...
Der Roman von Marie-Sabine Roger kann helfen Vorurteile abzubauen. Denn der Erzähler, so einfältig er daher kommt, lässt einen so tief in seine Seele blicken, dass man ein schlechtes Gewissen bekommt, für die Haltung, die man ihm und seines gleichen gerne entgegenbringt.
Er ist nämlich in Wirklichkeit keineswegs einfältig, sondern hatte im Leben einfach nicht die gleichen Chancen, wie ei Kind aus nicht zerrütteten Familienverhältnissen. Es ist mehr als anrührend, mit wie viel Mühe sich Germain seinen Defiziten stellt und mit wie viel uneingeschränkter Zuwendung die alte Dame dies bestärkt. Und so findet Germain, der zunächst Wörter völlig unwichtig fand, nachdem er das Labyrinth durchdringen hatte, einen Weg. Einen positiv stimmenden Weg, der allerdings im Leser auch einen tiefen Seufzer der Wehmut erklingen lässt, denn Germain gewinnt nicht nur dazu, sondern er muss auch einen riesengroßen Verlust ertragen.