Es war toll, die vielen altbekannten Figuren aus dem ersten Band wiederzutreffen. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, Michel de Fleury ist Bürgermeister der aufsteigenden Stadt Varennes-Saint-Jacques, sein Sohn Rémy hat die Kunst der Buchmalerei erlernt und hat das Ziel, eine Schule in seiner
Heimatstadt zu errichten und Michel wünscht sich nichts sehnlicher als eine eigene Handelsmesse.…mehrEs war toll, die vielen altbekannten Figuren aus dem ersten Band wiederzutreffen. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, Michel de Fleury ist Bürgermeister der aufsteigenden Stadt Varennes-Saint-Jacques, sein Sohn Rémy hat die Kunst der Buchmalerei erlernt und hat das Ziel, eine Schule in seiner Heimatstadt zu errichten und Michel wünscht sich nichts sehnlicher als eine eigene Handelsmesse. Doch diese Ideen stoßen nicht bei allen auf Zuspruch, Unfrieden macht sich im Land breit.
Leider habe ich etwa gebraucht, um wieder richtig in die Geschichte eintauchen zu können, dabei ist der Einstieg eigentlich fesselnd und spannend – denn man wird direkt in eine Schlacht hineingeschmissen, an der auch Bürger Varennes beteiligt sind und man darf schon sich schon früh von den Verhandlungsqualitäten Michel de Fleurys überzeugen. Schon bald taucht dann auch Michels Sohn Rémy auf der Bildfläche auf, und spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte mich die Geschichte gepackt.
Im weiteren geht es eigentlich immer um das Städtchen Varennes – es ist Mittelpunkt der Geschichte und man erlebt Höhen und Tiefen der Stadt und seiner Einwohnern, zum Beispiel bei der bevorstehenden Handelsmesse, beim Bau der Schule und natürlich auch beim Kampf mit Neidern und böswilligen Gegnern – und die gab es zuhauf. Während man im ersten Band mit Michel ja auch durch die Landen zieht, fehlt dies gänzlich im zweiten Teil und man verweilt die ganze Zeit in Varennes und Umgebung – und ich muss gestehen, dass ich das Reisen und die Eindrücke andere Länder ein bisschen vermisst habe.
Daniel Wolf hat auch für diesen Roman gut recherchiert – und das merkt man beim Lesen auf jeder Seite. Auch wenn er sich nicht immer an historische Gegebenheiten gehalten hat – und darauf geht der Autor in den abschließenden Anmerkungen ein - versteht er es doch, Wahrheit und Fiktion geschickt miteinander zu verknüpfen.
Die Charaktere sind wieder einmal toll gezeichnet und es hat Spaß gemacht, ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte zu begleiten. Dies gilt natürlich insbesondere für Michel und Isabelle, die ich aus dem ersten Band ja schon kannte und die ich beide ins Herz geschlossen habe. Zwar fand ich Michels gutmütige Art manches Mal ein wenig anstrengend, und ich hätte mir gewünscht, dass er auch mal was Unüberlegtes tut, trotzdem ist er mir durch und durch sympathisch. Gleiches gilt für Isabelle, die nicht nur schön, sondern auch klug und mutig ist und die Familie zusammenzuhalten weiß. Rémy war mich auch gleich zu Beginn sympathisch, weil er einen eigenen Kopf hat, auch schon mal mit diesem durch die Wand laufen möchte und dennoch das Herz am rechten Fleck hat. Doch er lernt im Laufe der Geschichte dazu und bleibt sich selbst dabei doch immer treu. Es gibt noch viele weitere Figuren, die toll gestaltet sind und die sich während der gut 30 Jahre, die der Roman beschreibt, entwickeln. Zwar sind die Bösen wirklich böse durch und durch und scheinen gar keine liebenswerten Seiten zu haben, doch diese angedeutete „Schwarz-Weiß-Malerei“ konnte ich gut verschmerzen.
Der Schreibstil ist wieder sehr flüssig und gut zu lesen, und obwohl er fast schon modern anmutet, hat sich bei mir rasch ein „historisches Gefühl“ und eine entsprechende Atmosphäre eingestellt. Als ich dann einmal drin war in der Geschichte, fand ich sie auch zu keinem Zeitpunkt langatmig – und das will bei knapp 1200 Seiten schon was heißen. Es ist zwar nicht immer so, dass die Handlung spannend ist, dennoch aber war ich gepackt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, was mit Varennes-Saint-Jacques und seinen Bewohnern noch so geschieht. Und schließlich war ich am Schluss dann sogar traurig, dass die Geschichte zu Ende ist und ich mich von den mir ans Herz gewachsenen Figuren verabschieden musste.