Die Aufmachung des Taschenbuchs wirkte auf mich zunächst recht unscheinbar. Denn die kahlen braun-grauen Steinwände eines Hauses, deren Eintönigkeit nur durch das intensive Leuchten einiger Limonen und einen eher tristen Fensterausblick auf das Meer unterbrochen werden, hätten meine Aufmerksamkeit
in der Buchhandlung wahrscheinlich nicht erregt. Die Lektüre des Klappentextes, der italinienisches…mehrDie Aufmachung des Taschenbuchs wirkte auf mich zunächst recht unscheinbar. Denn die kahlen braun-grauen Steinwände eines Hauses, deren Eintönigkeit nur durch das intensive Leuchten einiger Limonen und einen eher tristen Fensterausblick auf das Meer unterbrochen werden, hätten meine Aufmerksamkeit in der Buchhandlung wahrscheinlich nicht erregt. Die Lektüre des Klappentextes, der italinienisches Lebensgefühl, ein altes Geheimnis und die Geschichte um ein Haus voller Trauer und Zitronenduft verspricht, weckten schon eher meine Aufmerksamkeit. Deshalb betrachtete ich den wolkenverhangenen Meerblick auch plötzlich mit ganz anderen Augen. Im Nachhinein kann ich nun sagen, dass dieses Cover ausgezeichnet zur Erzählung passt.
Dieser Roman wird in der Ich-Form erzählt. Allerdings wechselt diese Form der Erzählung zwischen den beiden Hauptprotagonisten Lella und Phil. Die Handlung beginnt auf dem Flug nach Italien. Lella schnallt sich an und denkt über ihren verstorbenen Zwillingsbruder und ihr Familienleben nach. Schnell wird klar, dass mit dieser Familie etwas nicht stimmen kann, da Lella den Flug nach Sizilien vor ihren Eltern geheim hält. Besonders der Vater wirkt in Lellas Gedanken sehr dominant. Durch die gewählte Erzählperspektive kann man in Lellas Gedankenwelt eintauchen und bekommt so auch ihr ganz spontanes Interesse für ihren Sitznachbarn Phil mit. Dieser schwärmt allerdings in den höchsten Tönen von seiner Freundin Brigida, sodass Lella gleich alle Hoffnungen begräbt.
Nun wechselt die Erzählperspektive zu Phil, auch hier wird die Ich-Form verwendet. Dadurch kann man Lella mit seinen Augen betrachten und erhält ausserdem einen Einblick in seine Gedanken und Gefühle. So erfährt man auch, dass der Anblick seiner Sitznachbarin Lella, ihn keineswegs kalt lässt. Im Gegenteil, sie wirkt auf ihn äusserst attraktiv und sympathisch. Obwohl sich ihre Wege nach der Landung trennen, führt ein verwechseltes Gepäckstück sie bald wieder zusammen.
Die beiden Hauptprotagonisten wirken lebendig und sympathisch. Durch die gewählte Erzählperspektive kann man einen Blick in ihr Innerstes werfen, bekommt allerdings auch gleich einen Eindruck, wie sie auf andere Menschen wirken. Auch die zahlreichen Nebenakteure der Handlung erscheinen authentisch und füllen die Handlung mit Leben.Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und beschreibt Land und Leute detailliert. Dadurch erhält der Leser ein Gefühl für die sizilianische Mentalität und die Handlungsorte erwachen zum Leben.
"Das Limonenhaus" ist genau das richtige Buch, um dem grauen Alltag zu entfliehen. Man findet sich im eindrucksvoll beschriebenen Sizilien wieder und vermeint schon fast das Rauschen des Meeres zu hören. Land und Leute erwachen zum Leben und die unterschiedlichsten Gerüche liegen in der Luft. Ein altes Familiengeheimnis und das Schicksal eines kleinen Mädchens, das unschuldig zwischen die Fronten der Familienfeindschaft gerät, machen dieses Buch zu einem spannenden und kurzweiligen Lesegenuss