In ihrem aktuellen Roman „Das Mädchen mit dem Drachen“ bleibt die französische Autorin Laetitia Colombani ihrem Thema treu, bewegende Geschichten von mutigen Frauen zu erzählen, die sich gegen gesellschaftliche Repressionen oder schicksalhafte Lebensumstände stellen.
Dieser Roman spielt, wie schon
ein Teil ihres ersten Romans „Der Zopf“, in Indien und es gibt ein Wiedersehen mit der kleinen…mehrIn ihrem aktuellen Roman „Das Mädchen mit dem Drachen“ bleibt die französische Autorin Laetitia Colombani ihrem Thema treu, bewegende Geschichten von mutigen Frauen zu erzählen, die sich gegen gesellschaftliche Repressionen oder schicksalhafte Lebensumstände stellen.
Dieser Roman spielt, wie schon ein Teil ihres ersten Romans „Der Zopf“, in Indien und es gibt ein Wiedersehen mit der kleinen Lalita, deren Geschichte hier eine zentrale Rolle spielt. Die französische Lehrerin Léna reist nach einem persönlichen Schicksalsschlag nach Indien, um dort zu sich selbst zu finden. Am Strand beobachtet sie die 10-jährige Lalita, die dort in den frühen Morgenstunden ihren Drachen steigen lässt. Kurz darauf trifft sie mit Preeti zusammen, die andere junge Frauen in Selbstverteidigung unterweist und sich als Anführerin dieser Gruppe auf furchtlose Weise für die Rechte von Frauen einsetzt. Von Preeti erfährt Léna, mit welchen Widrigkeiten Frauen und insbesondere diejenigen aus der Gruppe der Dalit, der untersten hinduistischen Gesellschaftsgruppe, zu kämpfen haben. Léna beschließt, dabei nicht tatenlos zuzusehen, sondern die Mädchen zu unterstützen. Mit Hilfe ihrer neuen indischen Freunde schafft sie es, eine Schule für Dalit-Kinder zu gründen und Eltern dazu zu bewegen, ihre Kinder dort hinzuschicken. Doch schon bald muss Léna erkennen, dass es nicht leicht ist, die traditionellen Sitten und Gebräuche zu durchbrechen.
Die Autorin vermittelt auch in diesem Buch wieder eine große Nähe zu ihren Hauptfiguren, sie zeigt schonungslos, wie schwer es die jungen Mädchen insbesondere der Dalit haben, sich eine eigene Zukunft aufzubauen. Sie erzeugt Hoffnung, verschweigt aber auch nicht, wie sehr die Menschen dort in ihren Traditionen und dem täglichen Kampf ums Überleben gefangen sind. Die Geschichte der Mädchen macht umso betroffener in dem Wissen, dass ähnliche Szenen für viele dem Alltag entsprechen. Der Roman beruht auf dem realen Projekt einer Dalit-Schule in der Region Rajasthan, die Laetitia Colombani auf einer Reise nach Indien besucht hat. Diese persönlichen Eindrücke tragen sicherlich dazu bei, dass sie Charaktere und Szenen so lebendig wirken, man spürt, wie sehr der Autorin das Thema am Herzen liegt.
Lediglich die Rahmenhandlung um Léna habe ich als unglücklich gewählt empfunden. Ihr persönliches Schicksal ist etwas zu dick aufgetragen, sorgt für unnötiges Pathos und lässt ihre Motivation zu dem Projekt fragwürdig erscheinen.
Insgesamt kann ich das Buch aber aufgrund seines wichtiges Themas wärmstens empfehlen, im Hörbuch des Argon-Verlags lässt Cathlen Gawlich die Szenen mit ihrem angenehmen Vortrag lebendig werden.