Auf intensive, liebevolle und poetische Weise beschreibt die Soziologin Tanja Bogusz ihr Aufwachsen auf St. Pauli. Sie erzählt von ihrer Großmutter Klasina, die aus den Niederlanden nach Deutschland kam und Damenringkämpferin in der Großen Freiheit in Hamburg wurde. Und von ihrer Mutter Barbara, die aus dem Kinderheim vor den gewalttätigen Aufseherinnen zu Klasina auf den Kiez flüchtete und in den 70er-Jahren begann, als Barfrau im Hotel Luxor zu arbeiten. Barbara wollte Tanja ein besseres, chancenreicheres Leben verschaffen und nutzte ihren Job für eine finanzielle Unabhängigkeit, die damals für Frauen ungewöhnlich war. Dabei hat sie ihrer Tochter einiges zugemutet, aber auch viel zugetraut: Tanja lernte früh Autonomie, Flexibilität und Gestaltungswillen und nutzte sie, um Abitur zu machen, zu studieren und eine akademische Laufbahn anzutreten. Ihren Weg vom Kiez in die Wissenschaft zeichnet sie mit einer Lebendigkeit nach, die fesselt und anrührt.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Mit diesem Buch ist Tanja Bogusz eine unterhaltsame und nuancierte Darstellung des Reeperbahn-Milieus gelungen, stellt Rezensent Thorsten Jantschek fest. Die studierte Soziologin stellt darin das Leben dreier Frauen dar: das ihrer Großmutter, die in den 50er Jahren als Ringerin im Vergnügungsclub in Hamburg anfing, das ihrer Mutter, die als Barfrau auf der Reeperbahn arbeitete, und ihr eigenes, das ebendort begann. Offen und, ihrer Profession entsprechend, als teilnehmende Beobachterin erzählt Bogusz dem Rezensenten zufolge von Gewalt und Alkoholkonsum, aber auch von Solidarität und Gemeinschaftlichkeit. Am Beispiel der drei selbstbestimmten Frauen werde, so Jantschek, deutlich, wie nah sich Glück und Scheitern im Leben seien - und wie wenig der Maßstab des ,richtigen' Lebens zähle. Bogusz' Buch kann er auch als liebevolle Darstellung des Reeperbahn-Milieus empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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«Leicht und unterhaltsam zu lesen, und man lernt trotzdem nebenher eine Menge.» Susanne Führer Deutschlandfunk Kultur 20240805