Gaito Gasdanow
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Das Phantom des Alexander Wolf (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 78 Min.
Sprecher: Blomberg, Sebastian; Krauss, Helmut; Wameling, Gerd / Komponist: Dickmeis, Daniel / Übersetzer: Tietze, Rosemarie
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Als moderner Klassiker wiederentdeckt Im russischen Bürgerkrieg erschießt ein junger Weißgardist auf einer einsamen Waldlichtung einen Soldaten. Während der Fremde im Sterben liegt, besteigt der Schütze das Pferd seines Opfers und reitet davon. Jahre später findet er die Einzelheiten dieses Vorfalls in einem Buch derart präzise beschrieben, dass er in dessen Verfasser sein damaliges Opfer wiedererkennt. Ein Wiedersehen der zwei Männer offenbart, wie ihr Schicksal im Tod wie in der Liebe miteinander verknüpft ist. (Laufzeit: 1h 18)
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Gaito Gasdanow (*1903 in St. Petersburg, †1971 in München), gilt als einer der wichtigsten russischen Exilautoren des 20. Jahrhunderts. Im Pariser Exil begann er ab 1923 mit seiner Arbeit als Schriftsteller. Insgesamt veröffentlichte er neun Romane sowie zahlreiche Erzählungen und journalistische Texte, die wegen ihres elegantent Stils gern mit Camus, Proust oder Nabokow verglichen werden. Bislang wurden erst zwei seiner Romane ins Deutsche übersetzt.
Produktdetails
- Verlag: Der Hörverlag
- Gesamtlaufzeit: 78 Min.
- Erscheinungstermin: 10. Februar 2014
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844515176
- Artikelnr.: 40330644
"Mit exzellenten Sprechern wie Sebastian Blomberg oder Gerd Wameling wird der Roman des russischen Exilautors zum packenden Hörerlebnis."
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Andreas Breitenstein jubelt über die Wiederentdeckung eines Stars der Exilliteratur durch die "geschmeidige" Übertragung von Rosemarie Tietze. Den Vergleich mit Nabokov bemüht Breitenstein mehr als einmal. Snobismus und Sentimentalität, Verzweiflung und Verspieltheit, das Überbordwerfen des Realismus' des 19. Jahrhunderts, das Setting der Pariser Emigrantenszene, die Spiegelung der Geschichte, die einen Weißgardisten auf die Suche nach einer lebenslangen Schuld in Person eines vermeintlich von ihm getöteten Widersachers schickt, der sich aber als höchst lebendig entpuppt, all das erinnert den Rezensenten an den ungleich erfolgreicheren Landsmann dieses Autors. Gaito Gasdanows 1948 vollendeter Roman jedoch steht laut Breitenstein kaum hinter Nabokov zurück, stilistisch, atmosphärisch nicht. Nur gegen Ende verliert die Handlung etwas an Plausibilität, meint er. Breitensteins Freude über diese neue alte literarische Stimme schmälert das nur geringfügig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein literarisches Meisterwerk, kongenial von Rosemarie Tietze übersetzt. ... Ein Buch von wahrer Größe und Schönheit." Monika Grütters, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.06.17 "Gaito Gasdanows mitreißende, klare, extrem zivilisierte Sprache bricht den Widerstand auch des trägesten Lesers und hartnäckigsten iPhone-Abhängigen. ... Wir dekadenten Westler, die wir Gasdanow endlich lesen dürfen ... lieben seine zeitgenössische Art zu erzählen - denn das ist mal Action, mal Reflexion, und am Ende gibt es immer eine perfekte, aber unkonstruierte Auflösung wie in einer HBO-Serie. ...Gasdanow lehrt uns mit jeder Zeile seiner wunderschönen, traurigen, ambivalenten und immer wieder ins Essayistische abdriftenden Prosa, unser schönes,
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kaputtes Neurotikerleben zu lieben." Maxim Biller, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.11.12 "Dass und wie sich jeder seine Erinnerungen formt, ist das Thema dieses Romans. Selten hat man so elegant, so tief und trotz allem so tröstlich davon gelesen wie bei ihm." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.12 "Ein Glücksfall für Leser ... Ein Roman, der auf wenigen Seiten, in Szenen, die man nicht so schnell wieder vergisst, von Verlorenheit, Vergnügen, Zerstreuung, von Liebe, Tod und Zufall handelt, all dem, was das menschliche Leben schön und unerträglich macht ... Eine Vase fliegt, Schüsse fallen: Und dann steht man da, das Buch eines Autors in den Händen, dessen Namen man vor Kurzem noch nicht kannte. Schon ist es ein Lieblingsbuch und man hofft auf weitere Übersetzungen." Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 27.08.12 "Die Wiederentdeckung Gasdanows in Rosemarie Tietzes brillanter Übersetzung ist eine Sternstunde der Literaturgeschichte." Carmen Eller, Literaturen, 22.11.12 "Phantastisch, klug, präzise und so aufregend und dabei auf gelassene Art modern... ,Das Phantom des Alexander Wolf' ist ein Roman, der das Zeug hat, Ihr Leben zu verändern. Wenn Sie bereit sind für diese Reise." Georg Diez, KulturSpiegel, 10/12 "Seit langem hat man keinen so menschlich feinen und anrührenden Roman über die große seelische Eiszeit des 20. Jahrhunderts gelesen." Irisch Radisch, Die Zeit, 10/12 "So wird 'Das Phantom des Alexander Wolf' zur Seelenstudie in den Zonen des Todes, mit kriminalistischem Gespür geschrieben, aufwühlend, packend, anregend." Andreas Puff-Trojan, Die Welt, 20.10.12 "Ein subtiles Leseabenteuer. Hoffen wir, das weitere Romane von ihm in deutscher Fassung erscheinen werden." Claus-Ulrich Bielefeld, Tages-Anzeiger, 28.11.12 "Alle lieben Gaito Gasdanow!" Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13 "Jedes Buch von Gaito Gasdanow (und sein Werk im Ganzen) ist eine Fabrik für Glückserzeugung. Am Ende fast jedes Gasdanow-Romans überwältigen den Leser Glücksgefühle diverser Natur und Intensität." Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13
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Eine literarische Entdeckung
Mit dem Erscheinen seines Romans «Das Phantom des Alexander Wolf» wurde der russische Exil-Schriftsteller Gaito Gasdanow 2012 erstmals einem breiteren deutschen Publikum bekannt und als literarische Entdeckung gefeiert. Im Original wurde das Buch 1948 in …
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Eine literarische Entdeckung
Mit dem Erscheinen seines Romans «Das Phantom des Alexander Wolf» wurde der russische Exil-Schriftsteller Gaito Gasdanow 2012 erstmals einem breiteren deutschen Publikum bekannt und als literarische Entdeckung gefeiert. Im Original wurde das Buch 1948 in einem russischen Exilverlag in New York publiziert, sein Autor wird der russischen Seitenlinie der «Lost Generation» im Paris der zwanziger Jahre zugerechnet. Wegen den in vielen seiner Prosa-Werke thematisierten Sinnfragen des menschlichen Daseins wird er zuweilen als «russischer Camus» bezeichnet.
«Von allen meinen Erinnerungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe» lautet der erste Satz des Romans, schon das Titelbild mit dem weißen Pferd weist auf dieses zutiefst prägende Ereignis hin. Der namenlose Ich-Erzähler hatte als blutjunger Weißgardist in den Wirren des russischen Bürgerkriegs einen ihn bedrohenden Reiter auf einem prächtigen Schimmel erschossen. Fünfzehn Jahre später, im Jahre 1936, stößt der Exilant, der sich in Paris recht und schlecht als Journalist durchschlägt, auf das Buch eines englischen Schriftstellers namens Alexander Wolf. Und findet darin eine Erzählung, in der sein traumatisches Erlebnis in allen Details beschrieben ist. Weil es damals aber keine Zeugen gab, kann nach menschlichem Ermessen der Autor dieses Buches nur sein vermeintliches Opfer sein. Seine diesbezüglichen Nachforschungen bleiben jedoch ergebnislos, er scheint ein Phantom zu suchen, das quälende Trauma des Protagonisten ist nunmehr durch eine nicht minder quälende Leere ersetzt. Bei einem Boxkampf lernt er die schöne, rätselhafte Jelena kennen, die Frau seines Lebens, die auch bald seine Geliebte wird. Und trifft später dann doch noch zufällig auf einen älteren, ehemaligen russischen Soldaten, der Alexander Wolf kennt, ihn vertraulich Sascha nennt und die Beiden miteinander bekannt machen will. Obwohl der Roman kein Krimi ist und die Handlung hier literarisch eher unwichtig erscheint, ist dennoch ein nicht unbedeutender Spannungsbogen vorhanden, weshalb sich weitere Angaben zum Plot verbieten.
Trotz Liebeswirren und überraschenden Thrillerelementen, dieser Roman ist im Wesentlichen dem Existentialismus gewidmet, Tod und Liebe, hier eng ineinander verwoben, bilden dabei seine dominanten Themen. Diese kontemplative Prosa, in weiten Teilen als Bewusstseinsstrom des Erzählers angelegt, ruft durch dessen tiefgründige Reflexionen immer wieder zwangsläufig daraus folgende Assoziationen beim Leser herauf, regt zu eigenem Weiterdenken über die menschliche Existenz an, - auch die eigene! Gasdanows feinsinnige Erzählung über Identität und Moral ist fragmentarisch angelegt, erst aus den Figuren, Szenen und Ereignissen ergibt sich letztendlich ein puzzleartiges Gesamtbild der hier behandelten, philosophischen Thematik. Dabei ist das Einfühlungsvermögen des Autors in die komplizierte Seele des Menschen wirklich bewundernswert. Er widersetzt sich dem Gedanken der Absurdität bei den französischen Existentialisten, - Camus’ «Die Pest» erschien im gleichen Jahr -, sein Protagonist nämlich akzeptiert die scheinbare Ausweglosigkeit seines Schicksals keineswegs.
Der Zufall spielt im Plot dieses klug komponierten und gekonnt erzählten, feinfühligen Romans eine gewichtige Rolle, zuweilen wird er aber von Gasdanow als narratives Element auch deutlich überstrapaziert. Und die moralische Integrität des Ich-Erzählers erscheint mir ebenfalls ziemlich idealisiert. Aber vielleicht sind es ja genau diese idealisierten Romanhelden, die einem noch lange im Gedächtnis haften, - hier allerdings namenlos bleibend. Eher hinterlässt da schon die äußerst zwielichtige Nebenfigur des Alexander Wolf eine Erinnerungsspur. «Das Leben vergeht, hinterlässt keine Spur, Millionen Menschen verschwinden und niemand erinnert sich an sie», heißt es im Roman an einer Stelle. Wie wahr!
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