Charlotte ist mutig wie ein Tiger. Sie erklimmt die höchsten Berge, tobt über Stock und Stein und macht auf Bäumen Nickerchen. Sehr untypisch für ein Schaf! Das finden auch die anderen, erwachsenen Schafe ihrer Herde. "Tz, tz, tz!" machen sie, oder "Auwei, auwei, auwei". Eines Tages verletzt sich der Schäfer und kann die Herde nicht mehr hüten. Also springt Charlotte kurzerhand über reißende Bäche, überquert den Zackenfelsen, hält einen Lastwagen an, der sie in die Stadt mitnimmt und holt Hilfe. Bald ist der Schäfer wieder ganz gesund. Seitdem gehört Charlotte zu ihrer Herde wie die anderen Schafe auch und es macht gar nichts, dass sie ein bisschen anders ist als alle anderen! Mit den Bilderbuchtexten aus "Das Schaf Charlotte", "Charlotte und die Wölfe" und "Das Schaf Charlotte und seine Freunde".
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2005Sei kein Schaf! Ein Bilderbuch führt über Stock und Stein
Die Alten tragen schwer an ihren Bedenken. "Tz-tz-tz", sagen sie und wiegen sorgenvoll die Köpfe, und "Ei, ei, ei" und "Auwei, auwei, auwei", wenn sie betrachten, was Charlotte wieder angestellt hat. Dabei treibt Charlotte gar keinen Unsinn. Sie ist einfach nur anders als die anderen Schafe, und das nicht nur, weil sie kleiner, flinker und mutiger ist. Charlotte hat ihren eigenen Kopf - und viel mehr Temperament und Energie als der Rest der Herde. Während die anderen Tag für Tag am Gras nuckeln und in Grüppchen herumstehen, steigt Charlotte auf Bäume, geht schwimmen, erklimmt Gipfel und wagt sich ganz nah an die große Straße. Und wenn die anderen nachts fest schlafen, schaut Charlotte in den Mond.
Doch es kommt der Tag, an dem Charlottes für die anderen Schafe so beunruhigenden Eigenschaften überlebenswichtig werden. Der liebe alte Schäfer stürzt; sein Hund Charly, ebenfalls schon in die Jahre gekommen, ist zu schwach, um den weiten Weg ins Tal zum Bauern zu gehen. Während die Alten wieder mal bedenklich die Köpfe wiegen und damit in der Frage, wer Hilfe holen soll, kein Stück weiterkommen, sagt Charlotte nur: "Ich gehe."
Sie geht nicht, sie rennt. Und springt. Und hüpft. Über Stock und Stein, Bäche und Felsen. Per Anhalter kommt sie schließlich zum Bauern, der beim beharrlichen Pochen an der Fensterscheibe gleich weiß, wen er vor sich hat: "Charlotte. Ganz allein. Das hat etwas zu bedeuten." Und auch wenn kein Arzt dem freundlichen alten Schäfer seine Jugend wiedergeben kann, ist die geruhsame Schafwelt am Ende dank Charlotte erst einmal gerettet.
Anu Stohner und Henrike Wilson, die uns bereits den "Kleinen Weihnachtsmann" bescherten, haben mit dem Schaf Charlotte eine Heldin geschaffen, die man sofort ins Herz schließt. Henrike Wilson hat großzügige, weich konturierte Bilder in naturwarmen Farben zu Anu Stohners reizendem kleinen Abenteuer gemalt. Charlotte erscheint darin als kompakte, wollweiße Wolke auf vier kräftigen Beinen und mit fröhlichem, aufmunterndem Blick. Ihr Markenzeichen ist die Nase, die nicht trüb nach unten hängt wie bei den anderen, sondern sich neugierig nach oben reckt und den Leser anzustupsen scheint: Los, sei kein Schaf! Denn Charlottes Geschichte zeigt, daß manchmal der eigensinnigste Außenseiter das größte Herz für die Gemeinschaft hat.
FELICITAS VON LOVENBERG.
Anu Stohner, Henrike Wilson: "Das Schaf Charlotte". Hanser Verlag, München 2005. 30 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Alten tragen schwer an ihren Bedenken. "Tz-tz-tz", sagen sie und wiegen sorgenvoll die Köpfe, und "Ei, ei, ei" und "Auwei, auwei, auwei", wenn sie betrachten, was Charlotte wieder angestellt hat. Dabei treibt Charlotte gar keinen Unsinn. Sie ist einfach nur anders als die anderen Schafe, und das nicht nur, weil sie kleiner, flinker und mutiger ist. Charlotte hat ihren eigenen Kopf - und viel mehr Temperament und Energie als der Rest der Herde. Während die anderen Tag für Tag am Gras nuckeln und in Grüppchen herumstehen, steigt Charlotte auf Bäume, geht schwimmen, erklimmt Gipfel und wagt sich ganz nah an die große Straße. Und wenn die anderen nachts fest schlafen, schaut Charlotte in den Mond.
Doch es kommt der Tag, an dem Charlottes für die anderen Schafe so beunruhigenden Eigenschaften überlebenswichtig werden. Der liebe alte Schäfer stürzt; sein Hund Charly, ebenfalls schon in die Jahre gekommen, ist zu schwach, um den weiten Weg ins Tal zum Bauern zu gehen. Während die Alten wieder mal bedenklich die Köpfe wiegen und damit in der Frage, wer Hilfe holen soll, kein Stück weiterkommen, sagt Charlotte nur: "Ich gehe."
Sie geht nicht, sie rennt. Und springt. Und hüpft. Über Stock und Stein, Bäche und Felsen. Per Anhalter kommt sie schließlich zum Bauern, der beim beharrlichen Pochen an der Fensterscheibe gleich weiß, wen er vor sich hat: "Charlotte. Ganz allein. Das hat etwas zu bedeuten." Und auch wenn kein Arzt dem freundlichen alten Schäfer seine Jugend wiedergeben kann, ist die geruhsame Schafwelt am Ende dank Charlotte erst einmal gerettet.
Anu Stohner und Henrike Wilson, die uns bereits den "Kleinen Weihnachtsmann" bescherten, haben mit dem Schaf Charlotte eine Heldin geschaffen, die man sofort ins Herz schließt. Henrike Wilson hat großzügige, weich konturierte Bilder in naturwarmen Farben zu Anu Stohners reizendem kleinen Abenteuer gemalt. Charlotte erscheint darin als kompakte, wollweiße Wolke auf vier kräftigen Beinen und mit fröhlichem, aufmunterndem Blick. Ihr Markenzeichen ist die Nase, die nicht trüb nach unten hängt wie bei den anderen, sondern sich neugierig nach oben reckt und den Leser anzustupsen scheint: Los, sei kein Schaf! Denn Charlottes Geschichte zeigt, daß manchmal der eigensinnigste Außenseiter das größte Herz für die Gemeinschaft hat.
FELICITAS VON LOVENBERG.
Anu Stohner, Henrike Wilson: "Das Schaf Charlotte". Hanser Verlag, München 2005. 30 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Felicitas von Lovenberg gibt in liebevollestem Rezensententon zu Protokoll, dass sie das Schaf Charlotte, die Heldin dieser Bilderbuchgeschichte von Anu Stohner, sofort ins Herz geschlossen hat. Nicht nur das "reizende kleine Abenteuer" des eigensinnigen Schafes hat es ihr angetan. Auch Henrike Wilsons "großzügige, warm konturierte Bilder in naturwarmen Farben" tragen zu den hohen Sympathiewerten bei. Munter skizziert von Lovenberg die hübsche Geschichte und nimmt am Ende die Moral daraus mit, dass manchmal der "eigensinnigste Außenseiter" den größten Gemeinschaftssinn beweist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein Bilderbuch, das schon den Kleinsten vermittelt: Sei mutig, wild und wunderbar. Du bist genau richtig." Eltern.de, 2024
"Die großartigen Illustrationen stehen im Vordergrund, der Text ist eher klein gedruckt am unteren Rand, geeignet zum Vorlesen für die Jüngsten. Lustig ist, wie das Schaf aus der Reihe tanzt und alle anderen über seine Kapriolen nur erstaunt sind. Als es aber darum geht, Hilfe zu holen, traut sich Charlotte, beweist Mut und Können." Susanne Wyss, querlesen. Neue Kinder- und Jugendmedien, 1/2024
"Die großartigen Illustrationen stehen im Vordergrund, der Text ist eher klein gedruckt am unteren Rand, geeignet zum Vorlesen für die Jüngsten. Lustig ist, wie das Schaf aus der Reihe tanzt und alle anderen über seine Kapriolen nur erstaunt sind. Als es aber darum geht, Hilfe zu holen, traut sich Charlotte, beweist Mut und Können." Susanne Wyss, querlesen. Neue Kinder- und Jugendmedien, 1/2024