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Kurz mal anders. Geschichten von Heinz Strunk Heinz Strunks Geschichten. Lange, kurze, ganz kurze. Zum Teil knüpfen sie an bekannte Strunk'sche Themenwelten an - Einsamkeit, Sexualnot, Körperverfall, Alkohol, Übergewicht. Sie sind pointiert, manchmal auch absonderlich, traumlogisch, düster, grotesk. So zum Beispiel die Geschichte von dem DDR-Bürger, der durch politische Verfolgung so gebrochen wird, dass er die Wende als perfides Zersetzungsmanöver des Regimes missversteht und seine graue Zonenwohnung nie mehr verlässt. In anderen Stücken verabreden sich Kleinwagen zum Aufstand gegen die…mehr

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Produktbeschreibung
Kurz mal anders. Geschichten von Heinz Strunk Heinz Strunks Geschichten. Lange, kurze, ganz kurze. Zum Teil knüpfen sie an bekannte Strunk'sche Themenwelten an - Einsamkeit, Sexualnot, Körperverfall, Alkohol, Übergewicht. Sie sind pointiert, manchmal auch absonderlich, traumlogisch, düster, grotesk. So zum Beispiel die Geschichte von dem DDR-Bürger, der durch politische Verfolgung so gebrochen wird, dass er die Wende als perfides Zersetzungsmanöver des Regimes missversteht und seine graue Zonenwohnung nie mehr verlässt. In anderen Stücken verabreden sich Kleinwagen zum Aufstand gegen die Menschen, erlebt Axl Rose von Guns N' Roses auf dem Hamburger Kiez seine Höllenfahrt, verwandelt sich eine Schönheitskönigin durch Arbeit im Schnellimbiss in eine alte Vettel. Mit dieser Arbeit kommt Heinz Strunk als Autor und Sprecher wieder ein Stück weiter zu sich.

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Autorenporträt
Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunkwurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman Fleisch ist mein Gemüse hat er 14 weitere Bücher veröffentlicht. Der goldene Handschuh stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane Es ist immer so schön mit dir und Ein Sommer in Niendorf waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2018

Es gibt nichts, was es nicht gibt

Heinz Strunk debütiert mit Erzählungen. Wen schon sein "goldener Handschuh" erschreckte, sollte vorsichtig sein.

Unaufhaltsam geht Heinz Strunk weiter. In seiner literarischen Entwicklung, die mit dem Kassenschlager "Fleisch ist mein Gemüse" (2004) begann und mit dem Schocker "Der goldene Handschuh" (2016), für den er den Raabe-Preis bekam, ihre bisher spektakulärste Wendung nahm, ist er inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem sein Überdruss am realistisch-genauen, wenn man so will: bürgerlichen Erzählen an die Oberfläche kommt. Spürbar war er von Anfang an - allenthalben eingestreute, manchmal fast wie eine Manie wirkende Wendungen wie "undundund", "oderoderoder" und "zu dick, zu träge, zu alles mögliche" verdankten sich keiner Verlegenheit, wofür mancher sie halten mochte; sie waren immer schon Ausdruck der Ungeduld, die Strunk an den Tag legte, wenn es darum ging, Eigenschaften und Möglichkeiten des Erzählten in ihrer Länge und Breite zu Papier zu bringen.

Dieser Unwille schlägt jetzt direkt auf die Form durch. "Das Teemännchen" ist Strunks erster Band mit Erzählungen, wenn man darunter auch sogenannte Miniaturen von wenigen Zeilen Länge verstehen mag, mit denen Strunk dann allerdings vollends das realistische Terrain verlässt und sich dem Surreal-Phantastischen, gelegentlich auch Gleichnishaften zuwendet. Fünfzig Stücke auf zweihundert Seiten - einen Hang zur ausufernden Epik hat Strunk schon von Haus aus, als Musiker und Mitglied des unkonventionellen Gag-Trios Studio Braun, nicht; aber der Wille zu solcher Kürze überrascht nun doch. Verharmlosend und in Analogie zu seiner Bühnenkunst ließe sich von "Nummernrevuen" sprechen. Sie haben es in sich.

Natürlich war "Der goldene Handschuh" der Gipfel der Trostlosigkeit; aber das neue Format verlangt, im Gegensatz zur gleichsam monographischen Ausbreitung, nach einer größeren Fülle und Variationsbreite der Figuren und Schicksale, die in ihrer Summe den Leser noch mehr erschrecken - und beeindrucken. "Böser", so war schon zu hören, war Strunk nie. Das trifft zweifellos zu. In den Mini-Erzählungen gibt, wie einst bei Heinrich von Kleist, manchmal nur eine Nachricht über eine unerhörte Begebenheit, die Strunk sich oft auch einfach nur ausdenkt, den Anlass: ein arm- und beinloser Mann, der als Sexualstraftäter verurteilt wird; ein Schuhmacher, der die drei größten Männer der Welt als Kunden hat; Menschen, die entweder so klein sind, dass sie ins Klo fallen und sich aus Versehen wegspülen, oder die tagsüber rapide wachsen und nachts auf Däumelingsgröße schrumpfen; Lothar Späth, dessen Ableben in den Medien nur noch unter ferner liefen vorkommt; ein Mann, der plötzlich keinen Grundumsatz hat und, wenn er nichts unternimmt, im Jahr 150 Kilo zunimmt; und jener Rainer-Peter Pohl, "der einzige Mensch, bei dem der Arsch vorn und der Schwanz hinten ist". Diese Skizzen, die keine überflüssigen Informationen enthalten, sind bevölkert von Menschen, für welche die Gesellschaft keine Verwendung (mehr) hat. Strunk verzichtet auf jede Handlung, in der sich so etwas wie ein Charakter zeigen oder entfalten könnte. F. Scott Fitzgeralds Maxime "Action is character" läuft ins Leere. Mit ungerührtem Fatalismus dokumentiert Strunk das Unabänderliche, das mit der körperlichen Behausung für die unschönen Seelen gegeben ist. Diesem Determinismus sind auch seine Romane unterworfen; was in ihnen vor sich geht, geschieht im Zeichen unabänderlicher Benachteiligungen und trägt schon deswegen meistens den Stempel des Vergeblichen oder des Katastrophalen. Erträglich gemacht wird das durch Komik, die sich in die Kürzesterzählungen allerdings kaum einmal einschleicht. Die Trostlosigkeit wird nur durch das Grotesk-Unwahrscheinliche etwas heruntergedimmt. Für Mitleid oder auch nur Mitgefühl ist kein Raum, auch nicht bei dem namen- und alterslosen Mann, der an den sich drehenden Rotorblättern einer Windkraftanlage hängt; man erfährt nicht, warum, ein Sinnbild dafür, dass in einer immer weiter technisierten Welt archaische Strafen ihren Schrecken keineswegs eingebüßt haben.

Sonderlich harmlos war Heinz Strunk von Anfang an nicht. Sein Hang zum Bösen, den er jetzt an den Tag legt, verblüfft in dieser Hülle und Fülle nun aber doch. Und wie sich das für guten Horror gehört, ist das Böse einfach gesetzt, ohne jede Erklärung. Dass ein Heroin-Junkie plötzlich hinter einer Frau mit Kinderwagen auftaucht, das Baby anspuckt, beide zu Tode erschreckt und dann aber einfach wieder verschwindet, das kommt vor. Und warum? "Irgendetwas hat ihn aktuell aus dem Gleichgewicht gebracht. Unterstützung gekürzt, Fahrrad geklaut, Fernseher oder Gebiss kaputt, irgend so was." Es gibt Menschen, in der Regel Männer, die nur noch dem dumpfesten Trieb nachgehen, wie ein gefährliches Raubtier: "Er ist flink, schlau; mit fischartiger Geschmeidigkeit und rammeliger Wut bahnt er sich seinen Weg . . . Sein Schwanz ein stinkender, nasser, fettiger Pilz, mit dem er in alles eindringt, alles wegräumt, was ihm im Wege steht." Und um die Studentenkneipe "Madhaus", in der zwei geradezu vertierte junge Wirte nur darauf warten, dass eines dieser "süßen Erstsemester-Girls" so besoffen wird, dass sie sie abschleppen und zu Hause ihre abartigen Schweinereien mit ihnen veranstalten können, macht man lieber einen Bogen.

Das ist schon alles sehr drastisch, eigentlich unerhört. Einmal wird es sogar für Strunk-Verhältnisse so peinlich, dass man sich als Leser gar nicht mehr schadlos halten kann am Geschilderten, froh darüber, von so etwas verschont zu bleiben; vielmehr bekommt man herzliches Mitleid mit dem Halbwüchsigen, den seine verzweifelte Onaniesucht in eine Situation bringt, wie man sie sich schon gar nicht mehr vorstellen mag. Bei diesem Thema ist Strunk bekanntlich in seinem Element. Das will richtig verstanden sein: Gerade, weil ihm nichts Menschliches fremd zu sein scheint, ist Strunk ein großer Humanist. Er greift seinen Figuren an die verwundbarsten Stellen, und das sind nun einmal die Triebe: Hunger und Sexualität, beide hoffnungslos unstillbar. Daher die ganzen Dicken, die manchmal allerdings einen Lebenswillen an den Tag legen, der ihr Schicksal noch erbarmungswürdiger macht: die Frau, die sich als "Bloggerin" ausgibt ("irgendwas zwischen 120 und 140 Kilo") und die sozialen Kanäle mit kriminell dummen Sprüchen verstopft; der Automatenspieler, der, seine korpulente Freundin im Schlepptau, Autobahnraststätten abklappert, immer auf der Suche nach dem letzten Kick; die ehemalige "Sexbombe", die als Imbissverkäuferin versauert und aus dem Leim geht. Daher auch die, wie sagt man?, Notgeilen, die von Blamage zu Demütigung zu Blamage torkeln und deren buchstäblich brennende Sehnsucht in diesem Leben einfach nicht zu stillen ist.

Die Knappheit, mit der Strunk inzwischen zu Werke geht, ist bewunderungswürdig. Aber die ausgewachsenen Erzählungen sind es genauso. Hier, im treffend genauen Sozialreport aus den unteren Etagen der Gesellschaft, läuft Strunk zu vertrauter Form auf, etwa bei der sich verheißungsvoll anlassenden Ost-West-Liebschaft, die quasi an zu vielen Schlachtplatten jämmerlich, still und leise scheitert; oder den Reisen in Vergangenheiten, an denen noch gegenwärtige Beziehungen zuschanden werden (mit am stärksten: "Klaus und Klaus"); die (wahrscheinlich ausgedachte) Begebenheit mit Axl Rose von Guns N' Roses, der nach einem Konzert einsam und allein auf dem Hamburger Kiez mitleiderregend abstürzt; schließlich ein junger, hypernervöser Schauspieler, der im Flieger aus dem Munde seines vitalen, robusten Sitznachbarn eine Bemerkung zu hören kommt, mit der früher auf dem norddeutschen Flachland den Untergewichtigen, Lebensunfähigen zugeredet wurde (vergeblich natürlich): "mehr Speck essen". Diese Erzählung ist grundiert vom Geist-Leben-Antagonismus des frühen Thomas Mann und erinnert besonders an die Erzählung "Tristan" (1902).

Strunk, auch das macht seine Meisterschaft aus, nimmt keineswegs einseitig Partei für die Empfindlichen, Zukurzgekommenen, sondern lässt immer wieder seinen Respekt vor dem Tatendrang, der Energie und der insgesamten, nervenstarken Vitalität der Stärkeren durchblicken. Mit einer Konsequenz, an die allenfalls noch Michel Houellebecq herankommt, schickt er all die armen Leute in den darwinistischen Wettbewerb der Körper, aufs Wesentliche reduzierte Kreaturen, die nur noch innerlich aufheulen können. Wir hören sie nicht, aber wir sind erschüttert. Strunks Phantasie kennt dabei keine Grenzen mehr: "Es gibt ja bekanntlich nichts, was sich nicht vorstellen lässt." Es gibt so viel Elend auf der Welt. Heinz Strunk schreibt es getreulich auf. Es wird immer unheimlicher.

EDO REENTS

Heinz Strunk: "Das Teemännchen".

Rowohlt Verlag, Reinbek 2018.

208 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.10.2018

Vom Trost der zynischen Komik
Muss man an diesen Geschichten verzweifeln? Heinz Strunks Erzählungsband „Das Teemännchen“ über die maßlose Traurigkeit des Lebens
Diese bösen, bösen Gedanken. Sie schleichen sich ungefragt in die Gehirnwindungen. Egal, wie moralisch aufrecht man sich wähnt – manchmal ist man einfach angeekelt, frustriert, genervt bis zum Gehtnichtmehr, wenn man seine Mitmenschen beobachtet. Wie hässlich da mancher doch ist, wie dumm, wie rücksichtslos. Die meisten schämen sich für solche Gedanken. Ganz anders Heinz Strunk.
Der Autor begrüßt das Böse in sich, die Aversionen gegen seine Umwelt. Mehr noch, er müsste über sie frohlocken, denn sie füllen ihm seine neue Erzählungssammlung „Das Teemännchen“. Strunks Freude darüber, die gehässigen Gedanken frei herauslassen zu können, spürt man in jedem einzelnen Satz. In 50 Kurzgeschichten, manche nur ein paar Zeilen lang, manche ein paar Seiten, lässt er sich aus: über die Dicken, Hässlichen, Dummen, Alten, Einsamen, sexuell Frustrierten. Auch die Dünnen, die Schönen, die Jungen verschont er nicht. Strunk beleidigt sie nicht, oder nicht nur, sondern beschreibt sie so, dass man sie bemitleiden muss. Menschen wie Lutz P., „sein Gesicht ist oft so leer, als wäre er selber nicht darin.“ Es ist, um es mit Strunks eigenen Worten zu sagen, „das geballte Elend auf einem Haufen“.
Der Erschaffer dieser deprimierten Wesen muss wissen, wie sich lähmende Trauer anfühlt. Er sei selbst mit dem Sumpf aus Saufen und Depression vertraut, sagt er in Interviews. Und obwohl er sich daraus befreien konnte, hat er, etwa in dem viel gepriesenen Roman „Der Goldene Handschuh“, die Gabe bewiesen, schriftstellerisch wieder in diesen Sumpf einzutauchen. So auch im „Teemännchen“, aber dieses Mal nicht in die Untiefen einer einzigen verlorenen Existenz, sondern gleich in derer Dutzende. Strunk zeichnet fragmentartige, winzige Figurenskizzen, aber dafür schaut er umso gnadenloser hin.
Er schnappt sich seine Figuren an ihrer Achillesferse, dort wo sie den Schmerz am wenigsten erwarten und gleichzeitig am meisten befürchten. Er lässt sie baumeln, fuchteln, winseln. Sie sind am Ende ihrer Kräfte, von allen Göttern verlassen, in aussichtslosen Situationen. So schlimm, dass einem beim Lesen übel wird. Weil der Schmerz dieser Strunk’schen Figuren sich auf den Lesenden überträgt und sich zwischen Magen und Kehle einnistet.
Da ist zum Beispiel Anja, die Kellnerin, die nach einer Scheidung in irgendeinem Kleinstädtchen Deutschlands in einer Grillbude anheuert und dort versauert. Bis zum Ende ihrer Tage bleibt sie haften, als hätte jemand ihre Schuhsohlen an dem siffigen Boden festgeklebt, obwohl sie nur übergangsweise bleiben wollte. Sie nimmt das Fatale ihrer Situation an und trägt es wie die Bürde der Ungeliebten und Einsamen.
Strunk versteht es, übertrieben und überzeugend zugleich zu beschreiben: Anjas alternde Haut etwa so eingängig, dass sie sich vor dem geistigen Auge abzeichnet, in aller Hässlichkeit. Er ergötzt sich an einer fiesen Wortwahl, und man lässt sich zu gern darauf ein. Nach der gefühlt hundertsten Beschreibung ihres elendigen Äußeren merkt man dann, wie unfair es eigentlich ist, eine Frau als unbrauchbar zu beschreiben, nur weil sie ihre jugendliche Schönheit verloren hat. Auch bei Strunks anderen Frauenfiguren schimmert ein etablierter Altherrensexismus durch.
Männer kommen bei ihm aber nicht besser weg. Da wäre Niels Peter Runge, obdachlos und eine bemitleidenswerte Existenz. Ein Sozialfall, der eine von Heroin zerfaserte, furchteinflößende Daseinsform angenommen hat. Sein Unglück verwandelt sich in Hass und auch das, was er von seiner Umwelt zurückbekommt, ist Hass, Ekel, Gleichgültigkeit. Durch ein Unglück stürzt er aus dem Fenster und alles, was Strunk dazu einfällt, ist: „Bereits im Moment des Aufpralls war Niels Peter Runge vergessen.“ Solche Geschichten liest man am besten mit der Haltung des Zynikers.
Weil sich Strunks temporeiche Sätze aber leicht verschlingen lassen und die deprimierenden Lebensbeschreibungen als Faszinosum erstaunlich gut funktionieren, merkt man nicht schnell genug, wenn Strunk ins einfach nur Widerwärtige abrutscht. Ein Mann, der an einem Windrad angebunden langsam stirbt? Gnadenlos wird der Leser mit seinen Schreien konfrontiert. Ein Kleinwüchsiger, der sich selbst im Klo herunterspült? Das Abwegige paart sich da mit dem Abstoßenden. Dort, wo Strunk dann noch eine Note absurder wird, zum Beispiel, wenn der Protagonist sich in einem Hotelzimmer befindet, das alles wie ein schwarzes Loch aufsaugt, sogar den letzten Satz der Geschichte, fühlt man sich an den fatalistischen Irrwitz des lange verkannten russischen Avantgardisten Daniil Charms erinnert.
Muss man an dieser Lektüre verzweifeln? Zum Pessimisten werden, zum Misanthropen und Eskapisten, sich abwenden von der fürchterlichen Welt? Nein, denn Strunk schenkt seinen Lesern seine Sprachfantasie zum Trost. Die Worte gehorchen ihm und vermengen all den Schmerz mit herrlicher Freude über die Ausdrücke. Merkwürdig eigentlich, wie das geht. Man schämt sich für Strunk und sich selbst und gleichzeitig muss man lachen, das ist die Erlösung, die der Autor dem Leser manchmal gönnt.
In gewisser Weise nehmen einem diese Geschichten eine Beichte ab: Man liest sie, schreckt vor ihren Gemeinheiten zurück und muss sich gleichzeitig eingestehen, Ähnliches schon selbst gedacht zu haben. Den Figuren, denen man in diesem Sammelband begegnet, wünscht man eigentlich nur noch, dass sie, wie das titelgebende Teemännchen, „ohne viel Aufhebens auf leisen Sohlen aus der Welt“ verschwinden dürfen. Aber nicht, ohne vorher einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
EKATERINA KEL
Heinz Strunk: Das Teemännchen. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018. 206 Seiten, 20 Euro.
Strunk ergötzt sich an einer
fiesen Wortwahl, und man lässt
sich zu gern darauf ein
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Aus der Verbindung von bitterem Ernst und böser Komik ergibt sich die literarische Sprengkraft, die Strunks bessere Werke haben. Dieser Band gehört dazu. Wolfgang Schneider SWR 2 "Lesenswert" 20181022