Ein echter Mallorca-Krimi – so echt, dass es sich empfiehlt, eine Karte des Gebiets um Sant Martí und die Westküste griffbereit zu haben. Dieser Roman hat reale Schauplätze und eine große Anzahl von Personen, ein Verzeichnis wäre hilfreich.
Isabel Flores, die ehemalige Kommissarin, ist eine
attraktive Frau Anfang 30 mit viel Energie, kriminalistischem Spürsinn, Appetit und Humor. Zurzeit leitet…mehrEin echter Mallorca-Krimi – so echt, dass es sich empfiehlt, eine Karte des Gebiets um Sant Martí und die Westküste griffbereit zu haben. Dieser Roman hat reale Schauplätze und eine große Anzahl von Personen, ein Verzeichnis wäre hilfreich.
Isabel Flores, die ehemalige Kommissarin, ist eine attraktive Frau Anfang 30 mit viel Energie, kriminalistischem Spürsinn, Appetit und Humor. Zurzeit leitet sie die Ferienhausvermietung ihrer Mutter zusammen mit Pep, dem Bruder ihrer Freundin.
Zunächst geht es um die Entführung der kleinen Miranda, mitten am Tag, am belebten Strand von Pollenca. Isabel hat in ihrer Zeit als Kommissarin in Palma Entführungsfälle bearbeitet, und so ruft ihr ehemaliger Chef Tolo Cabot sie an und bittet um Unterstützung. Obwohl Isabel eigentlich nicht mehr in ihrem alten Beruf arbeiten wollte, beginnt sie mit den Ermittlungen. Sie stellt Nachforschungen an und kommt mithilfe ihrer Beobachtungsgabe und ihres scharfen Verstandes zu einer Theorie. Einer der Verdächtigen verkehrt in zwielichtigen Kreisen, die mit Rauschgiftschmuggel im Zusammenhang stehen. Vom Bürgermeister wird Isabel dann über den grausamen Mord an einem alten Mann informiert, er möchte, dass sie auch hier hinzugezogen wird. Sie ist als erste am Tatort und macht sich ein eigenes Bild.
Isabel ist sehr gut vernetzt, kennt viele Menschen und ist damit den anderen Ermittlern stets um einen Schritt voraus. Die Schauplätze der Ereignisse werden sehr genau beschrieben, enge Straßen, traumhafte Gärten, Orangenhaine und eine blühende Landschaft mit ihren Gerüchen ziehen an den Lesern vorüber, die sich sicherlich gerne mit an den reich gedeckten Tisch von Isabels Mutter oder in eines der kleinen Cafés setzen würden. Hier wird jedoch auch ein Mallorca beschrieben, das eben nicht nur aus den touristischen Hotspots besteht; die realen Probleme der Insel sind immer präsent. Isabel gelingt es, Drogenschmugglern auf die Schliche zu kommen, sie findet das Geheimnis des alten Mannes und die Hintergründe von Mirandas Entführung heraus. Die Leser/innen werden durch Isabels präzise Arbeits- und Denkweise in ihre Überlegungen einbezogen, die zurückhaltend eingestreuten Hinweise auf den oder die Täter machen das Lesen zu einer Detektivarbeit und zu einem Vergnügen. Dabei verknüpft Anna Nicholas geschickt die verschiedenen Erzählstränge und Kriminalfälle. Daneben ist Platz für Verständnis und Empathie, sogar gegenüber denen, die sich nicht gesetzeskonform verhalten, jedoch nachvollziehbare Motive haben. Und Isabels romantische Gefühle für Tolo weisen am Ende auf eine mögliche Entwicklung dieser Beziehung im nächsten Band. Auch ist das Verschwinden ihres Onkels nicht geklärt, es gibt jedoch neue Hinweise…
Ein Kriminalroman, der aufgrund der detailreichen Schilderungen nicht schnell zu lesen ist, aber wer Freude daran hat, einzutauchen in das Setting, mitzurätseln und Isabels Erkenntnisse nach und nach in ein Gesamtbild zu fügen, der wird diese Lektüre nicht bereuen. Und auch, wenn Isabel ein bisschen zu sehr Superwoman ist: Ich freue mich auf die Fortsetzung!