"Bei uns zu Hause haben wir vier Schlafzimmer. Meines. Das meines kleinen Bruders. Das der Eltern. Und das der Leichen." Die Leichen, das sind die ausgestopften Jagdtrophäen, die der Vater der zehnjährigen Ich-Erzählerin von seinen Großwildsafaris mit nach Hause bringt. Und die er mehr liebt als seine Familie, für die er nur Verachtung und Prügel übrig hat. Mutig und voller Liebe versucht das Mädchen, ihren jüngeren Bruder vor der väterlichen Gefühlskälte und Gewalt zu schützen. Doch dann geschieht eines Tages ein schrecklicher Unfall, der nicht nur das fröhliche Lachen des Bruders erstummen lässt.
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buecher-magazin.deGleich zu Beginn des Buches teilt die anfangs zehnjährige und zunächst namenlose Erzählerin mit, in ihrem Haus gebe es ein „Zimmer der Kadaver“, es ist gefüllt mit ausgestopften Tieren, Jagdtrophäen ihres Vaters. Dieser, selbst einer Hyäne gleich, schlägt und quält die Mutter, eine Amöbe ohne eigenen Antrieb. Doch damit nicht genug: Ihr kleiner Bruder und sie müssen einen schrecklichen Unfall mitansehen. Beim Sahneschütteln wird dem Eisverkäufer das Gesicht zertrümmert. So viel Brutalität. Und so viel Schönheit. In dem Debütroman der Französin Dieudonné geht beides Hand in Hand. Unter dem Dach des gewalttätigen Vaters, mit einem Bruder, der seit dem Unfall mehr und mehr in dessen sadistische Fußstapfen steigt, erfindet die Erzählerin sprachgewaltig eine Welt der Wunder. Sie will eine Maschine bauen, mit der sie ihren Bruder in die Zeit vor dem Eismann-Unfall zurückbringt, um das „Geschmeiß“ in seinem Kopf zum Verschwinden zu bringen. Sie verliebt sich, natürlich in den Falschen. Sie wird zur jungen Frau und genau deshalb gehetzt und gequält. Und derweil findet sie Worte voller Hoffnung, als trage sie das Gegenteil des Dunklen in sich, das ihren Bruder zu fressen beginnt. Das Licht, das sie schließlich in den Kampf führt. Eine atemlose, zu Tränen rührende Geschichte.
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
Dieser Roman ist unglaublich krass, von ungeheurer Sprachgewalt, es ist ein Thriller, eine Geschichte, die man gar nicht aus der Hand legen kann, allerdings, wenn man zart besaitet ist könnte es einem zu viel werden, also man muss schon ein bisschen dickeres Fell haben, um diesen Roman lesen zu können. Für mich ist es große Literatur. Stefanie Stahl WDR 5, Bücher 20210522