Trotz einiger Längen im Mittelteil, ein richtig guter Thriller
Mira ist Lehrerin aus Leidenschaft. Auch im Privatleben ist sie mit ihrem Ehemann und den dreieinhalbjährigen Zwillingssöhnen sehr glücklich. Doch ein plötzlich auftauchendes Video von ihr, welches in rasender Geschwindigkeit viral
geht, droht nun all das zu zerstören. Nur wenige Menschen in ihrem Umfeld glauben ihr, dass die nackte…mehrTrotz einiger Längen im Mittelteil, ein richtig guter Thriller
Mira ist Lehrerin aus Leidenschaft. Auch im Privatleben ist sie mit ihrem Ehemann und den dreieinhalbjährigen Zwillingssöhnen sehr glücklich. Doch ein plötzlich auftauchendes Video von ihr, welches in rasender Geschwindigkeit viral geht, droht nun all das zu zerstören. Nur wenige Menschen in ihrem Umfeld glauben ihr, dass die nackte Frau in diesem professionell gemachten Deepfake, nicht sie ist. Auch die Polizei kann ihr nicht wirklich helfen.
Bei ihrer eigenen Suche nach dem Täter führt eine erfolgversprechende Spur in das abgeschiedene Dorf, in dem sie aufgewachsen ist und in das sie, nach einem schrecklichen Ereignis vor 20 Jahren, eigentlich niemals wieder zurückkehren wollte. Auch ihre Jugendfreunde Anton und Joseph wurden durch Diffamierungen im Internet zurück nach Tannenwinkel gelockt. Sollen sie jetzt für ihre Jugendsünden bezahlen?
Den Schreibstil, der mir vorher unbekannten Autorin, empfand ich als angenehm flüssig. Die Sprache einfach und trotzdem bildhaft. Nach einem ziemlich mysteriösen Prolog, wird die Geschichte dieses Buches abwechselnd in der dritten Person aus Miras Perspektive in der Gegenwart und in der ersten Person, in Form eines Computertagebuches, aus der Perspektive einer 16-Jährigen namens Kat im Jahr 2003 erzählt. Die Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sorgten dafür, dass sich schnell eine atmosphärische Grundspannung aufbaute.
Die sich überschlagenden Ereignisse wegen des Deepfakes standen dabei längere Zeit in einem recht krassen Gegensatz zu den Tagebucheinträgen von Kat und schienen erst einmal überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben. Dass Mira eine jahrelang tief in ihr verborgene Schuld mit sich herumschleppt, wurde zwar sehr schnell klar. Allerdings dauerte es doch eine ganze Zeit, bis ich sie als eine der Personen aus Kats Tagebuch identifizieren konnte und auch dann brauchte es noch einmal eine ganze Weile, bis endlich offenbart wurde, was vor 20 Jahren in Tannenwinkel so Schreckliches passiert ist.
Obwohl ich nie an ein Abbrechen des Buches dachte, ging mir im Mittelteil des Buches die Geheimniskrämerei darum schon ein bisschen auf die Nerven und ich verspürte einige Längen. Das änderte sich im letzten Drittel allerdings wieder schlagartig, als klar wurde, dass die bislang von der Autorin gelegten Spuren zur Aufklärung des Falles falsch waren und eine für mich überraschende Wendung, die nächste jagte. Insgesamt hat mir dieser Thriller dann doch so gut gefallen, dass nun auch der erste Thriller der Autorin auf meiner Buchwunschliste steht.