MORD im JUNI 1914 … ein MÜNCHNER KOMMISSAR ermittelt Juni 1914: Zwei Schüsse fallen in Sarajewo, und die Welt rückt an den Abgrund. Franz Ferdinand, der Thronfolger Österreich-Ungarns, ist tot. Zur gleichen Zeit steht Kommissär Reitmeyer in München vor einer schwierigen Entscheidung. Er hat es satt, die Marionette des Polizeipräsidenten zu sein. Die Leiche eines jungen Mannes führt ihn von den Arbeitervierteln bis in die Villen der Großbürger. Und in das berüchtigte Café Neptun, Vergnügungsort der Offiziere. Der Polizeipräsident drängt ihn, nicht noch tiefer zu schürfen, und gegen das Militär darf er per Gesetz nicht ermitteln. Da macht Reitmeyer eine ungeheuerliche Entdeckung, die nicht nur ihn selbst zum Abschuss freigibt, sondern das ganze Land in den Untergang stürzen könnte. (Laufzeit: 12h 29)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Hintergrund, den Angelika Felenda für ihren Debütroman "Der eiserne Sommer" gewählt hat, weckt in Rudolf Neumaier schon die Vorfreude auf die folgenden Reitmeyer-Fälle: der "Kommissär" ermittelt im München des Jahres 1914 den Mord an zwei Edelhuren und verfolgt die Spur zu einem Zirkel reicher Homosexueller, die sich heimlich in den Bädern eines Luxushotels treffen, fasst der Rezensent zusammen. Für die künftigen Bände würde sich Neumaier wünschen, dass Felenda der Figurenzeichnung etwas größere Aufmerksamkeit schenkt, die sei gegenüber diversen Plot-Windungen etwas zu kurz gekommen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2014Gesellschaft
mit Doppelmoral
Angelika Felendas Debütroman
ist ein historischer Krimi
München – In Sarajewo wird Franz Ferdinand ermordet, in München versucht Sebastian Reitmeyer eine Mordserie aufzuklären. Während sich die politische Situation zuspitzt und die Münchner weiter ungerührt ihren Alltagsgeschäften nachgehen, ermittelt der 32-jährige Kommissär in Homosexuellen- und Militärkreisen und wird von allen Seiten ausgebremst.
100 Jahre Erster Weltkrieg – das Gedenkjahr eignet sich gut, um auch noch einen historischen Krimi herauszubringen, der exakt 1914 spielt. Doch trotz aller Skepsis gegenüber literarischen Produkten, die zu diesem Anlass auf den Markt geworfen werden: „Der eiserne Sommer“ (Suhrkamp 2014) ist wirklich gut gelungen und außerdem der erste Roman von Angelika Felenda. Die Münchner Autorin, Jahrgang 1954, hat Germanistik und Geschichte studiert und arbeitet in München als Übersetzerin. Ursprünglich hatte sie geplant, einen Familienroman zu schreiben, war aber mit ihren Ergebnissen nicht zufrieden. „Ich bin nicht Thomas Mann.“ Also entwickelte sie die Figur des etwas biederen Kommissärs Sebastian Reitmeyer. Der Geige spielende Junggeselle lebt bei seiner Tante, überwiegend aus finanziellen Gründen, denn sein Gehalt ist klein. Meistens ist er ganz gern bei der Kripo, aber gelegentlich wurmt es ihn schon, dass er sein Jurastudium nicht abgeschlossen hat. Was sein Verhältnis zu Frauen betrifft, so ist er ein Zauderer. An die eine mag er sich nicht binden, einer anderen gilt sein unerfülltes Sehnen. Zumal letztere, eine Ärztin, einer anderen gesellschaftlichen Klasse angehört und eben jener Familie, über die Felenda ursprünglich einen Roman schreiben wollte. „Aber dann entschied ich mich für einen Kommissar, den ich auch gut durch alle Gesellschaftsschichten schicken kann“, sagt sie.
Das tut sie dann auch: Reitmeyer ermittelt in den Hinterhöfen der Arbeiter, in den Villen der Reichen oder in Nobelhotels. Was den Krimi lesenswert macht, ist die exakte Recherche der Autorin. Sie zeichnet historisch genau das vielschichtige Bild einer Gesellschaft mit Doppelmoral. Das betrifft auch die Polizei: Reitmeyers Vorgesetzter hätte gern, dass sein Kommissär Statistiken fälscht, um eine Zunahme der Kriminalität zu belegen. Doch die Zahlen geben die Bedrohung, von der manche Politiker ständig reden, einfach nicht her. Verklemmt auch der Umgang mit Homosexuellen, die sich in Hotels oder beim Masseur treffen, und in militärischen Kreisen auch vorkommen, dort aber absolut unerwünscht sind. Die Aufregung um die Eulenburg-Affäre, in der der engste Vertraute Wilhelms II. 1907 mit einer Gruppe weiterer Männer in den Verdacht geriet, schwul zu sein, hatte sich 1914 gerade wieder gelegt. Die militärische Leitung hat bei Felenda aus diesem Fall aber gelernt: Frühzeitig und mit ganz eigenen Methoden versucht sie alle Fehlentwicklungen zu unterbinden, die dem Ansehen der Truppe schaden könnten. Ein Riesenproblem für Reitmeyer, denn das Militär ist für die Polizei tabu.
Die dicht an den Morden entlang erzählte eigentliche Krimihandlung wird durch Tagebuch-Aufzeichnungen eines arroganten Offiziersschnösels unterbrochen, der zwar unbedingt einen Präventivkrieg will, aber mit seinem mageren Sold nicht auskommt. Geglückt sind auch andere Nebenfiguren, etwa der leichtsinnige Polizeischüler Korbinian Rattler, ein Fan Sherlock Holmes’, aber auch die Kollegen des Kommissärs. Der klärt natürlich alles, wenn auch am Ende etwas zu plötzlich auf.
Er darf auch weitermachen. Schließlich plant Felenda, eine Art bayerische Geschichte, verpackt in Krimis, zu schreiben. Das nächste Buch spielt 1921/22, also kurz vor dem Hitlerputsch, das dritte kurz vor der Machtergreifung 1933. Immerhin ist damit schon jetzt klar, dass der Kommissär den Ersten Weltkrieg überlebt. In seinem nächsten Fall muss er sich nicht mehr um schwule Offiziere kümmern, sondern forscht Schaupielern nach. Denn Angelika Felenda wird ihn im Filmmilieu ermitteln lassen.
SABINE REITHMAIER
Der eiserne Sommer: Lesung mit Ferdinand Dörfler, Josef Eder sowie Angelika Felenda, Mo, 29. September, 19.30 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b
Angelika Felenda hat ihren ersten Krimi geschrieben.
Foto: suhrkamp Verlag
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mit Doppelmoral
Angelika Felendas Debütroman
ist ein historischer Krimi
München – In Sarajewo wird Franz Ferdinand ermordet, in München versucht Sebastian Reitmeyer eine Mordserie aufzuklären. Während sich die politische Situation zuspitzt und die Münchner weiter ungerührt ihren Alltagsgeschäften nachgehen, ermittelt der 32-jährige Kommissär in Homosexuellen- und Militärkreisen und wird von allen Seiten ausgebremst.
100 Jahre Erster Weltkrieg – das Gedenkjahr eignet sich gut, um auch noch einen historischen Krimi herauszubringen, der exakt 1914 spielt. Doch trotz aller Skepsis gegenüber literarischen Produkten, die zu diesem Anlass auf den Markt geworfen werden: „Der eiserne Sommer“ (Suhrkamp 2014) ist wirklich gut gelungen und außerdem der erste Roman von Angelika Felenda. Die Münchner Autorin, Jahrgang 1954, hat Germanistik und Geschichte studiert und arbeitet in München als Übersetzerin. Ursprünglich hatte sie geplant, einen Familienroman zu schreiben, war aber mit ihren Ergebnissen nicht zufrieden. „Ich bin nicht Thomas Mann.“ Also entwickelte sie die Figur des etwas biederen Kommissärs Sebastian Reitmeyer. Der Geige spielende Junggeselle lebt bei seiner Tante, überwiegend aus finanziellen Gründen, denn sein Gehalt ist klein. Meistens ist er ganz gern bei der Kripo, aber gelegentlich wurmt es ihn schon, dass er sein Jurastudium nicht abgeschlossen hat. Was sein Verhältnis zu Frauen betrifft, so ist er ein Zauderer. An die eine mag er sich nicht binden, einer anderen gilt sein unerfülltes Sehnen. Zumal letztere, eine Ärztin, einer anderen gesellschaftlichen Klasse angehört und eben jener Familie, über die Felenda ursprünglich einen Roman schreiben wollte. „Aber dann entschied ich mich für einen Kommissar, den ich auch gut durch alle Gesellschaftsschichten schicken kann“, sagt sie.
Das tut sie dann auch: Reitmeyer ermittelt in den Hinterhöfen der Arbeiter, in den Villen der Reichen oder in Nobelhotels. Was den Krimi lesenswert macht, ist die exakte Recherche der Autorin. Sie zeichnet historisch genau das vielschichtige Bild einer Gesellschaft mit Doppelmoral. Das betrifft auch die Polizei: Reitmeyers Vorgesetzter hätte gern, dass sein Kommissär Statistiken fälscht, um eine Zunahme der Kriminalität zu belegen. Doch die Zahlen geben die Bedrohung, von der manche Politiker ständig reden, einfach nicht her. Verklemmt auch der Umgang mit Homosexuellen, die sich in Hotels oder beim Masseur treffen, und in militärischen Kreisen auch vorkommen, dort aber absolut unerwünscht sind. Die Aufregung um die Eulenburg-Affäre, in der der engste Vertraute Wilhelms II. 1907 mit einer Gruppe weiterer Männer in den Verdacht geriet, schwul zu sein, hatte sich 1914 gerade wieder gelegt. Die militärische Leitung hat bei Felenda aus diesem Fall aber gelernt: Frühzeitig und mit ganz eigenen Methoden versucht sie alle Fehlentwicklungen zu unterbinden, die dem Ansehen der Truppe schaden könnten. Ein Riesenproblem für Reitmeyer, denn das Militär ist für die Polizei tabu.
Die dicht an den Morden entlang erzählte eigentliche Krimihandlung wird durch Tagebuch-Aufzeichnungen eines arroganten Offiziersschnösels unterbrochen, der zwar unbedingt einen Präventivkrieg will, aber mit seinem mageren Sold nicht auskommt. Geglückt sind auch andere Nebenfiguren, etwa der leichtsinnige Polizeischüler Korbinian Rattler, ein Fan Sherlock Holmes’, aber auch die Kollegen des Kommissärs. Der klärt natürlich alles, wenn auch am Ende etwas zu plötzlich auf.
Er darf auch weitermachen. Schließlich plant Felenda, eine Art bayerische Geschichte, verpackt in Krimis, zu schreiben. Das nächste Buch spielt 1921/22, also kurz vor dem Hitlerputsch, das dritte kurz vor der Machtergreifung 1933. Immerhin ist damit schon jetzt klar, dass der Kommissär den Ersten Weltkrieg überlebt. In seinem nächsten Fall muss er sich nicht mehr um schwule Offiziere kümmern, sondern forscht Schaupielern nach. Denn Angelika Felenda wird ihn im Filmmilieu ermitteln lassen.
SABINE REITHMAIER
Der eiserne Sommer: Lesung mit Ferdinand Dörfler, Josef Eder sowie Angelika Felenda, Mo, 29. September, 19.30 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b
Angelika Felenda hat ihren ersten Krimi geschrieben.
Foto: suhrkamp Verlag
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"Prima Urlaubskrimi aus der 'Vor-Kutscher'-Zeit"
Christian von Zittwitz, BuchMarkt Juli 2014
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