9,99 €
9,99 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar
payback
5 °P sammeln
9,99 €
9,99 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum verschenken
payback
5 °P sammeln
Als Download kaufen
9,99 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar
payback
5 °P sammeln
Jetzt verschenken
9,99 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum verschenken
payback
5 °P sammeln
  • Hörbuch-Download MP3

1 Kundenbewertung

Nach China? Dahin wollte natürlich niemand mit, auch Keith nicht, ein pathologischer Lügner, der seinen sonderbaren Großvater auf die Reise hätte begleiten sollen. Also fährt der Großvater alleine los, mit dem Auto, und schickt Postkarten aus dem Westerwald, die er mit "Grüße aus Schanghai" übermalt. Doch dann ist er plötzlich tot, und Keith, der sich versteckt, erfindet lange Briefe an die Geschwister, über China, Land und Leute: "vielleicht werde ich mich noch ein wenig umsehen. Es ist schließlich ein großes Land." Tilman Rammstedt liest seinen Roman selbst, so sprühend komisch, dass man sich gerne belügen lässt. (Laufzeit: 4h 25)…mehr

  • Format: mp3
  • Spieldauer: 265 Min.
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Nach China? Dahin wollte natürlich niemand mit, auch Keith nicht, ein pathologischer Lügner, der seinen sonderbaren Großvater auf die Reise hätte begleiten sollen. Also fährt der Großvater alleine los, mit dem Auto, und schickt Postkarten aus dem Westerwald, die er mit "Grüße aus Schanghai" übermalt. Doch dann ist er plötzlich tot, und Keith, der sich versteckt, erfindet lange Briefe an die Geschwister, über China, Land und Leute: "vielleicht werde ich mich noch ein wenig umsehen. Es ist schließlich ein großes Land." Tilman Rammstedt liest seinen Roman selbst, so sprühend komisch, dass man sich gerne belügen lässt. (Laufzeit: 4h 25)

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren und lebt in Berlin. Bei DuMont erschienen sein Debüt ¿Erledigungen vor der Feier¿ (2003) sowie die Romane ¿Wir bleiben in der Nähe¿ (2005) und ¿Der Kaiser von Chinä (2008). Neben vielen anderen Auszeichnungen (u.a. dem Förderpreis für grotesken literarischen Humor der Stadt Kassel) wurde Tilman Rammstedt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis geehrt. Auszeichnungen 2009 Literaturpreis der Wirtschaft 2008
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.2008

Der Tod, diese Schweinerei, muss aufhören!

Zig Chinesen und kein Kontrabass: Tilman Rammstedts brachial komischer und tief humaner, bachmannpreisgekrönter Roman ist eine Reise ins China des Herzens, wo die fröhliche Wiedergeburt regiert.

Von Oliver Jungen

Bei uns macht das der Frosch. Leiter rauf, Leiter runter, immer schlecht gelaunt. In China ist die Wettervorhersage Sache Pu-tais, zu deutsch: Hanfsack. Hanfsack spaziert übers Land, so unbesorgt, dass es eine Lust ist. Schläft er auf Brücken, wird es sonnig; trägt er Holzsandalen, kommt Regen. Was ihn vom Frosch unterscheidet: Die Meteorologie ist bloß ein Hobby, denn eigentlich hat Hanfsack eine ganz andere Mission. Hanfsack lacht. Lacht, dass es nur so bebt, weil sein gewaltiger Bauch dabei auf die Erde trommelt. Lacht sich einen Ast, einen Baum, einen ganzen Maulbeerwald. Durch alle Dörfer lacht er, hochgradig ansteckend, zieht erst weiter, wenn niemand mehr widersteht.

China ist da, wo alles andere aufhört. Es war schon da, bevor alles andere angefangen hat. China besteht aus Porzellan, aus Hüten, aus Papier, aus hüpfenden Schirmschatten, ist ein evolutionsgeschichtlicher Rülpser, ein pränatales Schnauben des Weltgeistes, der noch in keinen Spiegel geschaut hat. China ist überall, unter allem, hinter allem, ist das All selbst, wenn es sich kugelt vor Lachen, ist die Blüte der Kirsche, der Bauch des Buddhas, eine einzige Überforderung: "Man will ,Entschuldigung' sagen können, man will ,Nein, das daneben' sagen können, man will sich auskennen und Straßenschilder verstehen." China ist irgendwo in uns. Selbst im Frosch. Denn egalitär ist China ja auch, weil alles egal ist: "Wei-Dynastie, Sui-Dynastie, Tang-Dynastie, Hong-Dynastie, ganze Jahrhunderte purzelten durcheinander und waren mir vollkommen gleichgültig." Was soll heißen, es gibt seit Pu Yí keinen chinesischen Kaiser mehr? Es gibt dort gar nichts anderes als Kaiser, und einer steht gerade vor uns, beileibe kein unbedeutender, sondern ein unermesslicher, einer, der nicht altert, der so prallvoll mit Lebensübermut ist, dass er es sich sogar leisten kann, vorübergehend tot zu sein, nicht nur tot, sondern: tot im Westerwald.

Im Nebenberuf ist der Kaiser von China ein einarmiger Großvater, was man in diesem Fall getrost als "GV" abkürzen darf, denn seine Potenz scheint unerschöpflich. Er ist reines Glutamat: Mit diebischer Freude schnappt er seinem Lieblingsenkel die Freundinnen weg, bis dann, eines späten Tages, der Enkel dem Großvater die junge Geliebte ausspannt. Aber ist dem wirklich so? Vermacht der alte Weise sie ihm nicht vielmehr? Und schließt die Augen, wenn die beiden jungen Menschen sich vereinen, wozu sie offenbar nur in seinem Blickfeld in der Lage sind? Franziska heißt die Freundin des Helden, die eben noch seine Großmutter war, Keith heißt er selbst, einen Namen, den Franziska nicht in den Mund nimmt, lieber nennt sie ihn "Kapunkt", "Mick", "hin und wieder auch ,Dingens', was sie lustiger fand als ich". Keith hockt tagelang unter seinem Schreibtisch, Franziska zertrümmert Gegenstände, das Standesamt scheint eine Art Fluchtpunkt zu sein, während der Großvater einerseits tot im Westerwald liegt und andererseits quicklebendig durch China tingelt.

Aber was heißt schon einerseits und andererseits, wo doch alles eins ist, Yin und Yang. Nur was, bitte schön, ist hier los? Alles ist los, ist gelöst, explodiert in unserer Hand wie ein Chinaböller. Befreit regnen die Zeitungsschnipsel auf uns herab. Der Held, scheint es, steht nicht viel anders da als wir. Komplexität muss reduziert werden, mit dieser Hochzeit zum Beispiel - "dann wären immerhin Tatsachen geschaffen, das würde es einfacher machen". Und so einfach ist es: Tilman Rammstedts Roman ist ein Tempel, ein Affenzirkus, eine Liebeserklärung an die Phantasie, weil die Phantasie eine Liebeserklärung an das Leben ist. "Der Kaiser von China" ist ein Buch, das uns die richtige Station verpassen lässt, die richtige Bahn, die richtige Stadt, alles scheinbar Richtige, den Schlaf, den Einkauf, das Kino-Rendezvous, die Deadline; ein Roman, aus dem wir nicht aussteigen können, nicht bei diesem Tempo, der uns hochreißt, mitreißt, wegreißt, weit fort, und der uns erschüttert, weil wir plötzlich, Tränen lachend, hinter der irrwitzigen, kalligraphisch verzierten Fassade eine tiefe und freundliche Wahrheit erblicken, weil ein Buddha in seinem Inneren sitzt, Pu-tai selbst, der immer Wiedergeborene, Sonne und Regen im Hanfsack. Ein ganz und gar undeutsches Buch ist das, das nicht nur jeden Preis verdient, sondern bereits zwei bedeutende gewonnen hat, bevor es überhaupt erschienen ist. Ins Klagenfurter Seriositätenkabinett, diesen Porzellanladen, brach Rammstedt mit der Wucht einer Elefantenhorde ein.

Worum geht es denn nun? Um scheinbar Alltägliches: Eine gemeinsame Reise schenken die Enkel dem alleinerziehenden Großvater, die natürlich doch wieder am Lieblingsenkel Keith hängenbleibt. Der aber beginnt sich zu sperren, als der Wunsch China lautet. Großvater greift zum großväterlichen Universalargument: "Ich sterbe", wobei Keith längst davon überzeugt ist, dass er das niemals tun wird: "Sein Ehrgeiz, nicht zu sterben, wurde nach und nach zu einer ausgewachsenen Obsession. Alle paar Tage mussten wir mit ihm zum Friedhof, wo er dann Grab um Grab abschritt und triumphierend ,Jünger', ,Viel jünger', ,Fast gleich alt' rief." Wie sagte schon Bazon Brock: "Der Tod muss abgeschafft werden, diese verdammte Schweinerei muss aufhören." Wütend wird Buddha Großvater nie, aber energisch, als der Enkel eine Fliege erschlagen hat, die ihn nervte: "Bei uns wird niemand erschlagen, weil er nervt." Keith also kommt Franziska näher. Sie verjubeln das Reisegeld, die Reise verschiebt sich, der Großvater, immer kränklicher nun doch, verschwindet, und Keith versteckt sich schlechten Gewissens unter dem Tisch. Postkarten aus China erreichen ihn, einem ganz eigenen China: "Das Bild des dicken goldenen Mannes war aus irgendeinem Reiseprospekt herausgerissen und notdürftig über eine Gratispostkarte geklebt worden, eine Ecke hatte sich bereits gelöst, ein Eisbär kam darunter zum Vorschein." Dann der Anruf, der den Tod des Großvaters im Westerwald mitteilt. Keith, der unter dem dominanten Großvater stets gelitten hat, nur kleinste Siege errang, wenn er ihn etwa in "Pete's Metal Eck" mitnahm, will diesen Tod aber doch nicht hinnehmen. Die Identifikation schiebt er hinaus. Stattdessen greift er zum Stift. Während er dem Großvater nur wenig mitzuteilen hat, acht Worte genau ("Lieber Großvater, du bist tot. Viele Grüße, Keith"), schreibt er seinen Geschwistern Briefe, in denen er von der gemeinsamen China-Reise berichtet. Wie diese Ebene, die ja innerhalb des Romans zugestanden erfundene, nun allmählich den Roman unterläuft und übernimmt, Tatsachen schafft, das ist so konsequent wie kunstvoll. Viele Aspekte der scheinbar echten Handlung - aber was soll da echter sein? - werden aufgenommen und neu interpretiert. Am beeindruckendsten wohl die weit ausholende Erzählung über Großvaters frühe Liebe Lian und wie diese zum Verlust seines Arms geführt hat. Eine wahnwitzige und selten zärtliche Liebesgeschichte blüht da lotoshaft vor uns auf: Lian ist ein weiches, gefühlvolles, todgeweihtes Monstrum. Der Großvater füttert sie mit "wagenradgroßen Pfannkuchen, ganzen Schubkarren voller Kartoffeln". Sie erleben das größte Liebesglück. Er will nicht, dass Lian stirbt, worauf diese antwortet, sie wolle auch nicht, dass er sterbe; das verspricht ihr der Großvater.

Eine Entschlossenheit fährt da in Keith, die ihn unter dem Tisch hervorjagt. Dann endlich, mitten in der Pathologie, bricht es aus ihm heraus, geschieht die Wandlung des Keith Stapperpfennig zum Chinesen: "Auf einmal musste ich anfangen zu lachen, ich konnte gar nicht mehr damit aufhören, die Tränen liefen mir die Wangen hinunter . . . dann prustete es wieder aus mir heraus, mein ganzer Körper bebte, meine Bauchmuskeln schmerzten, und ich war unglaublich erschöpft, und ich war unglaublich erleichtert." Tilman Rammstedts Roman ist eine einzige Verbeugung vor der Metaphysik der Komik. So nah ist man lange nicht an China herangekommen, das echte, poetische.

- Tilman Rammstedt: "Der Kaiser von China". Roman. DuMont Verlag, Köln 2008. 192 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kristina Maidt-Zinke mag nicht vorbehaltlos einstimmen in den Chor derer, die Tilman Rammstedts Roman "Der Kaiser von China" in den Himmel jubeln. Sie zeigt etwas mehr Zurückhaltung gegenüber dem diesjährigen Bachmann-Preisträger, ohne dessen Roman schlecht zu machen. Die "sprühende Rasanz" und die "brüllende Komik", die dem Werk attestiert werden, hat sie allerdings nicht wahrgenommen. Dessen Qualitäten lassen sie eher an das "stillvergnügte Grinsen der einst als Nippes beliebten, kopfnickenden Pappchinesen" denken. Anfänglich hat sie sich gar ein wenig schwer getan, in die Geschichte zu finden, scheint ihr doch gerade der Auftakt recht konstruiert. Gefallen hat sie besonders an der Figur des skurrilen Großvaters gefunden. Die Trauer, Gewissensbisse und Großvaterliebe, die dessen Lieblingsenkel Keith, der nicht mit nach China reisen wollte, nach dem Tod des Großvaters quälen, findet Maidt-Zinke "menschenfreundlich und melancholisch-heiter" umgesetzt. Keiths Affäre mit Franziska wirkt auf sie dagegen eher farblos und bemüht. Gleichwohl bescheinigt sie dem Autor Fabuliertalent, das sich besonders im fingierten Tagebuch aus China entfaltet. Hier, wo Rammstedt "hemmungslos erfindet, dick aufträgt, trickst und jongliert", sieht sie die Stärken des Buchs.

© Perlentaucher Medien GmbH