Die Memoiren des Jahrhundertautors John le Carré Was macht das Leben eines Schriftstellers aus? Mit dem Welterfolg von Der Spion, der aus der Kälte kam gab es für John le Carré keinen Weg zurück. Er kündigte seine Stelle im diplomatischen Dienst, reiste zu Recherchezwecken um die halbe Welt – Afrika, Russland, Israel, USA, Deutschland –, traf die Mächtigen aus Politik- und Zeitgeschehenund ihre heimlichen Handlanger. John le Carré ist ein exzellenter und unabhängiger Beobachter, mit einem untrüglichen Gespür für Macht und Verrat.Aber auch für die komischen Seiten des weltpolitischen Spiels. In seinen Memoiren blickt er nun zurück auf sein Leben und sein Schreiben. Mit Vorwort und Einführung auf Deutsch gelesen vom Autor. "Mitreißend, unterhaltsam und spannend wie einen Thriller erzählt le Carré inDer Taubentunnelsein Leben." Eckart Baier,Buchjournal
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buecher-magazin.deDas hat was: John le Carré spricht die Einleitung zu seinen Lebenserinnerungen. Über eine halbe Stunde hört man die Stimme des Mannes, der so ungern Interviews gibt. Auf Deutsch, der Sprache, die er perfekt beherrscht als Ausdruck seines Interesses an deutscher Geschichte und seiner Verbundenheit mit der deutschen Kultur. Man hört sein Alter durch (85), aber auch seine Verschmitztheit. Dann ist man doch froh, dass Walter Kreye energisch und zupackend einen volltönenden Resonanzraum für all die Turbulenzen eines bewegten Lebens schafft. Über seine Geheimdiensttätigkeit schweigt der Meister weiterhin, spielt die Bedeutung herunter, lässt keine Einblicke in sein Innerstes zu. Der Schriftsteller steht im Mittelpunkt, die Romanrecherchen, die ihn zu Treffen mit Arafat und Thatcher sowie in Kriegsgebiete führen. Verachtung und Ablehnung sind spürbar, wenn es um die lange Regentschaft der Nazis in bundesdeutschen Behörden geht oder den Umgang der Politik mit dem vermeintlichen Terroristen Kurnaz. Abschließend beschreibt er seinen Vater, ein Tunichtgut und Hochstapler. Auch hier bewahrt Kreye das, was das Werk auszeichnet: den Ton der Diskretion.
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
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"Le Carré ist ein so lebenskluges Buch gelungen, dass man seine zahlreichen Aphorismen am liebsten auswendig lernen möchte." Frank Herold Berliner Zeitung 20160909
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2016Der trainierte Agentenblick findet überall Pferdefüße
Und jetzt noch einmal als Posse: Kurz nach Erscheinen einer Biographie über ihn erzählt John le Carré sein Leben selbst
Mehr oder weniger gleichzeitig mit dem Erscheinen der umfangreichen Biographie John le Carrés im vergangenen Jahr kam die Ankündigung, dass der bald 85 Jahre alte britische Spionageautor einen eigenen Erinnerungsband veröffentlichen werde. Die Biographie von Adam Sisman war zwar nicht autorisiert, le Carré hatte dem Verfasser jedoch Zugang zu seinem persönlichen Archiv gegeben und sich geschätzte fünfzig Stunden lang von ihm vernehmen lassen. Le Carré war allerdings nicht wohl bei der Sache. Umso verwunderlicher, dass sich dieser das Rampenlicht tunlichst scheuende Schriftsteller dem Offenbarungsprozess unterzogen hat.
Derart dicht auf Sismans Lebensdarstellung folgend, weckte die Meldung von den bevorstehenden Memoiren denn auch den Verdacht, le Carré wolle das Bild zurechtrücken. Für kleinliche Berichtigungen ist er jedoch viel zu souverän, selbst wenn er Sisman nicht das letzte Wort lassen will. In der Einleitung zum vorliegenden Band erwähnt er "eine vor kurzem veröffentlichte Biographie über mich", die sich "ein, zwei der Geschichten" widme, "die auch in diesem Buch vorkommen". Es sei ihm, "ehrlich gesagt, ein Vergnügen, sie selbst zu erzählen und sie, so gut ich kann, mit meinen eigenen Empfindungen auszustatten".
Dieses Vergnügen vermittelt sich auf jeder Seite von "Der Taubentunnel". Le Carré ist er ein begnadeter Erzähler mit ausgeprägtem Sinn für Komik und minutiöser Beobachtungsgabe. Allerdings muten die "Geschichten aus meinem Leben" - so der Untertitel - eher wie eine Sammlung von pointierten Kurzgeschichten an als wie ein durchkomponiertes autobiographisches Werk, mehr Belletristik als Sachbuch. Der Text setze sich zusammen aus eigenständigen Episoden, die sich selbst genug seien, schreibt le Carré. Er erzähle sie "wegen der Bedeutung, die sie für mich gewonnen haben, weil sie mich erschrecken oder ängstigen, mich anrühren oder mitten in der Nacht wecken und zum Lachen bringen".
Zu den aus dem Zettelkasten der Erinnerung gegriffenen Stücken, von denen viele bereits anderswo zu lesen waren, gehören Betrachtungen über die Spionage, Reportagen von Rechercheabenteuern des Autors auf der Suche nach Figuren, Erlebnisse im Zusammenhang mit Filmprojekten sowie geschliffene kleine Skizzen, darunter die Szene, wie Joseph Brodsky im Beisein des Autors erfuhr, dass er den Nobelpreis erhalten hatte. Hier und da liefert le Carré Einblicke in seine literarische Verarbeitung von Stoffen aus der Wirklichkeit. Von besonderem Interesse sind aus deutscher Sicht die in den Roman "Eine kleine Stadt in Deutschland" eingeflossenen Beobachtungen eines Anfang der sechziger Jahre als Diplomat getarnten Agenten des Auslandsgeheimdienstes MI6 über die doppelbödige Vergangenheitsbewältigung, die dieser unverhohlen angeekelt mit einem Adenauer-Zitat auf den Punkt bringt: "Man schüttet kein schmutziges Wasser weg, solange man kein sauberes hat." Bei le Carré brodelt die Wut oft knapp unter der Oberfläche, etwa wenn er über den ehemaligen Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz schreibt.
Jeder Vergleich zwischen den Anekdoten, die le Carré selbst erzählt, und jenen, die Sisman ungeschminkt referiert, geht stilistisch zugunsten le Carrés aus. Selbst wenn man ihm nicht beipflichtet, dass die eigentliche Wahrheit in den Nuancen liege, stellt der Schriftsteller seine Erzählkunst wiederholt unter Beweis. Man nehme etwa den Besuch des SPD-Verteidigungsexperten Fritz Erler im September 1963 beim konservativen Premierminister Harold Macmillan, bei dem le Carré in diplomatischer Mission zugegen war. Sisman gibt nüchtern wieder, was le Carré ihm über die Begegnung erzählt hat; der Meister selbst hingegen stilisiert sie zu einer aberwitzigen Szene, in der deutsche Sachlichkeit auf hochnäsige britische Dekadenz stößt. Köstlich die Beschreibung, wie der amtsmüde Premier, dessen "adlig verschliffene Aussprache klang wie eine alte Schallplatte bei sehr langsamer Geschwindigkeit", regungslos hinter seinem Schreibtisch sitzt, mit den leberfleckigen Händen über seinen Spickzettel fährt, "als würde er Blindenschrift lesen", und dem zunehmend ungehaltenen Gast desinteressiert banale Fragen stellt, derweil ihm ein Tränenrinnsal "unaufhaltsam aus dem rechten Augenwinkel eine Falte herunter in seinen Hemdkragen" fließt.
Ähnlich prosaisch gegenüber le Carrés eigener Schilderung nimmt sich Sismans Bericht über ein bei der Recherche für den Roman "Die Libelle" stattfindendes Treffen mit dem Palästinenserführer Jassir Arafat aus. Der Besucher ist gewarnt worden: Arafat agiere stets, als stünde er auf einer Bühne. "Also stelle ich mir vor", schreibt le Carré, "ebenfalls auf einer Bühne zu sein." Vor dem als Publikum versammelten Hofstaat von etwa dreißig palästinensischen Kämpfern ziehen die beiden dann auch eine bühnenreife Schau ab.
Im Grunde inszeniert le Carré fast jede Begegnung in diesem Buch als Theaterszene mit witzigzugespitzten Dialogen und oft possenhaften Zügen. Mal ist er Mitspieler, mal Beobachter, dessen trainierter Agentenblick überall Pferdefüße sieht. Als Regisseur des Stücks über sich selbst behält er alle Stränge in der Hand und gibt nur so viel preis, wie ihm behagt. Das ist nicht viel, und selbst da, wo er ins Persönliche geht wie bei dem großartigen Porträt seines Vaters, wirken die Grenzen zwischen Wahrheit und bewusst oder unbewusst dichtender Erinnerung verschwommen.
Le Carré beherrscht nicht nur die Kunst des Fabulierens, er ist auch ein meisterhafter Spurenverwischer. "Jene unter uns, die irgendwann einmal zum inneren Kreis der Geheimniskrämerei gehört haben, werden ihn nie wieder verlassen", bekennt er und behauptet: "Spionagetätigkeit und Schriftstellerei sind wie füreinander geschaffen. Beide erfordern ein waches Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege hin zum Verrat." Selbst bei der Beobachtung einer Eule aus dem Fenster seiner kornischen Schreibstube greift der "literarische Deserteur", als der er sich selbst und andere ehemalige Agenten, die zur Feder gegriffen haben, bezeichnet, auf Spionagemetaphern zurück. Der Sohn eines Hochstaplers und einer Mutter, die aus seinem Leben verschwand, als er vier Jahre alt war, bekundet, das Spionieren sei ihm von Geburt an aufgezwungen worden. "Ausflüchte und Täuschungsmanöver waren die wichtigsten Waffen meiner Kindheit." Mit acht Jahren sei er bereits ein gut ausgebildeter Spion gewesen.
Der Buchtitel "Der Taubentunnel" bezieht sich auf eine Schießanlage in der Nähe des Casinos von Monte Carlo, wohin der spiellustige Vater den halbwüchsigen Sohn mitgenommen hatte. Dort mussten die auf dem Dach in einem Schlag gehaltenen Tauben "durch den stockfinsteren Tunnel flattern, bis sie in den mediterranen Himmel aufstiegen, als Ziel für die Gentlemen, die zuvor gegessen hatten und nun stehend oder liegend mit ihren Schrotflinten warteten". Jene Tauben, die lebend davonkamen, kehrten in den Schlag zurück, bis sie wieder an der Reihe waren. Wenn das Buch eines verrät, dann das misanthropische Weltbild des Autors, der die bittere Posse des menschlichen Taubenschlags zu seinem Thema gemacht hat.
GINA THOMAS
John le Carré: "Der Taubentunnel". Geschichten aus meinem Leben.
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Ullstein Verlag, Berlin 2016. 384 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Und jetzt noch einmal als Posse: Kurz nach Erscheinen einer Biographie über ihn erzählt John le Carré sein Leben selbst
Mehr oder weniger gleichzeitig mit dem Erscheinen der umfangreichen Biographie John le Carrés im vergangenen Jahr kam die Ankündigung, dass der bald 85 Jahre alte britische Spionageautor einen eigenen Erinnerungsband veröffentlichen werde. Die Biographie von Adam Sisman war zwar nicht autorisiert, le Carré hatte dem Verfasser jedoch Zugang zu seinem persönlichen Archiv gegeben und sich geschätzte fünfzig Stunden lang von ihm vernehmen lassen. Le Carré war allerdings nicht wohl bei der Sache. Umso verwunderlicher, dass sich dieser das Rampenlicht tunlichst scheuende Schriftsteller dem Offenbarungsprozess unterzogen hat.
Derart dicht auf Sismans Lebensdarstellung folgend, weckte die Meldung von den bevorstehenden Memoiren denn auch den Verdacht, le Carré wolle das Bild zurechtrücken. Für kleinliche Berichtigungen ist er jedoch viel zu souverän, selbst wenn er Sisman nicht das letzte Wort lassen will. In der Einleitung zum vorliegenden Band erwähnt er "eine vor kurzem veröffentlichte Biographie über mich", die sich "ein, zwei der Geschichten" widme, "die auch in diesem Buch vorkommen". Es sei ihm, "ehrlich gesagt, ein Vergnügen, sie selbst zu erzählen und sie, so gut ich kann, mit meinen eigenen Empfindungen auszustatten".
Dieses Vergnügen vermittelt sich auf jeder Seite von "Der Taubentunnel". Le Carré ist er ein begnadeter Erzähler mit ausgeprägtem Sinn für Komik und minutiöser Beobachtungsgabe. Allerdings muten die "Geschichten aus meinem Leben" - so der Untertitel - eher wie eine Sammlung von pointierten Kurzgeschichten an als wie ein durchkomponiertes autobiographisches Werk, mehr Belletristik als Sachbuch. Der Text setze sich zusammen aus eigenständigen Episoden, die sich selbst genug seien, schreibt le Carré. Er erzähle sie "wegen der Bedeutung, die sie für mich gewonnen haben, weil sie mich erschrecken oder ängstigen, mich anrühren oder mitten in der Nacht wecken und zum Lachen bringen".
Zu den aus dem Zettelkasten der Erinnerung gegriffenen Stücken, von denen viele bereits anderswo zu lesen waren, gehören Betrachtungen über die Spionage, Reportagen von Rechercheabenteuern des Autors auf der Suche nach Figuren, Erlebnisse im Zusammenhang mit Filmprojekten sowie geschliffene kleine Skizzen, darunter die Szene, wie Joseph Brodsky im Beisein des Autors erfuhr, dass er den Nobelpreis erhalten hatte. Hier und da liefert le Carré Einblicke in seine literarische Verarbeitung von Stoffen aus der Wirklichkeit. Von besonderem Interesse sind aus deutscher Sicht die in den Roman "Eine kleine Stadt in Deutschland" eingeflossenen Beobachtungen eines Anfang der sechziger Jahre als Diplomat getarnten Agenten des Auslandsgeheimdienstes MI6 über die doppelbödige Vergangenheitsbewältigung, die dieser unverhohlen angeekelt mit einem Adenauer-Zitat auf den Punkt bringt: "Man schüttet kein schmutziges Wasser weg, solange man kein sauberes hat." Bei le Carré brodelt die Wut oft knapp unter der Oberfläche, etwa wenn er über den ehemaligen Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz schreibt.
Jeder Vergleich zwischen den Anekdoten, die le Carré selbst erzählt, und jenen, die Sisman ungeschminkt referiert, geht stilistisch zugunsten le Carrés aus. Selbst wenn man ihm nicht beipflichtet, dass die eigentliche Wahrheit in den Nuancen liege, stellt der Schriftsteller seine Erzählkunst wiederholt unter Beweis. Man nehme etwa den Besuch des SPD-Verteidigungsexperten Fritz Erler im September 1963 beim konservativen Premierminister Harold Macmillan, bei dem le Carré in diplomatischer Mission zugegen war. Sisman gibt nüchtern wieder, was le Carré ihm über die Begegnung erzählt hat; der Meister selbst hingegen stilisiert sie zu einer aberwitzigen Szene, in der deutsche Sachlichkeit auf hochnäsige britische Dekadenz stößt. Köstlich die Beschreibung, wie der amtsmüde Premier, dessen "adlig verschliffene Aussprache klang wie eine alte Schallplatte bei sehr langsamer Geschwindigkeit", regungslos hinter seinem Schreibtisch sitzt, mit den leberfleckigen Händen über seinen Spickzettel fährt, "als würde er Blindenschrift lesen", und dem zunehmend ungehaltenen Gast desinteressiert banale Fragen stellt, derweil ihm ein Tränenrinnsal "unaufhaltsam aus dem rechten Augenwinkel eine Falte herunter in seinen Hemdkragen" fließt.
Ähnlich prosaisch gegenüber le Carrés eigener Schilderung nimmt sich Sismans Bericht über ein bei der Recherche für den Roman "Die Libelle" stattfindendes Treffen mit dem Palästinenserführer Jassir Arafat aus. Der Besucher ist gewarnt worden: Arafat agiere stets, als stünde er auf einer Bühne. "Also stelle ich mir vor", schreibt le Carré, "ebenfalls auf einer Bühne zu sein." Vor dem als Publikum versammelten Hofstaat von etwa dreißig palästinensischen Kämpfern ziehen die beiden dann auch eine bühnenreife Schau ab.
Im Grunde inszeniert le Carré fast jede Begegnung in diesem Buch als Theaterszene mit witzigzugespitzten Dialogen und oft possenhaften Zügen. Mal ist er Mitspieler, mal Beobachter, dessen trainierter Agentenblick überall Pferdefüße sieht. Als Regisseur des Stücks über sich selbst behält er alle Stränge in der Hand und gibt nur so viel preis, wie ihm behagt. Das ist nicht viel, und selbst da, wo er ins Persönliche geht wie bei dem großartigen Porträt seines Vaters, wirken die Grenzen zwischen Wahrheit und bewusst oder unbewusst dichtender Erinnerung verschwommen.
Le Carré beherrscht nicht nur die Kunst des Fabulierens, er ist auch ein meisterhafter Spurenverwischer. "Jene unter uns, die irgendwann einmal zum inneren Kreis der Geheimniskrämerei gehört haben, werden ihn nie wieder verlassen", bekennt er und behauptet: "Spionagetätigkeit und Schriftstellerei sind wie füreinander geschaffen. Beide erfordern ein waches Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege hin zum Verrat." Selbst bei der Beobachtung einer Eule aus dem Fenster seiner kornischen Schreibstube greift der "literarische Deserteur", als der er sich selbst und andere ehemalige Agenten, die zur Feder gegriffen haben, bezeichnet, auf Spionagemetaphern zurück. Der Sohn eines Hochstaplers und einer Mutter, die aus seinem Leben verschwand, als er vier Jahre alt war, bekundet, das Spionieren sei ihm von Geburt an aufgezwungen worden. "Ausflüchte und Täuschungsmanöver waren die wichtigsten Waffen meiner Kindheit." Mit acht Jahren sei er bereits ein gut ausgebildeter Spion gewesen.
Der Buchtitel "Der Taubentunnel" bezieht sich auf eine Schießanlage in der Nähe des Casinos von Monte Carlo, wohin der spiellustige Vater den halbwüchsigen Sohn mitgenommen hatte. Dort mussten die auf dem Dach in einem Schlag gehaltenen Tauben "durch den stockfinsteren Tunnel flattern, bis sie in den mediterranen Himmel aufstiegen, als Ziel für die Gentlemen, die zuvor gegessen hatten und nun stehend oder liegend mit ihren Schrotflinten warteten". Jene Tauben, die lebend davonkamen, kehrten in den Schlag zurück, bis sie wieder an der Reihe waren. Wenn das Buch eines verrät, dann das misanthropische Weltbild des Autors, der die bittere Posse des menschlichen Taubenschlags zu seinem Thema gemacht hat.
GINA THOMAS
John le Carré: "Der Taubentunnel". Geschichten aus meinem Leben.
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Ullstein Verlag, Berlin 2016. 384 S., geb., 22,- [Euro].
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