Die in ihren Anfängen bis auf die Straßburger Zeit des jungen Goethe zurückgehenden Szenen des "Urfaust" sind erst vor einem halben Jahrhundert wieder aufgefunden worden, merkwürdig genug: das widerspruchsvolle und lückenhafte Gebilde hat sich seitdem neben der reifen, endgültigen Form des Faust-Dramas auf der Bühnen behauptet als leidenschaftliches Bekenntnis des jungen Dichters und Ausdruck eines die ganze Epoche bestimmenden Lebensgefühls. Hier bereits ist die Wandlung der Faust-Gestalt und der problematische Kern der späteren Dichtung klar zu erkennen. Faust erscheint nicht mehr als der 'Magier' des Volksbuches, als der Teufelsbündler und Hexenmeister, sondern als der (im Goetheschen Sinn) 'dämonische Mensch', der seinem eigenen inneren Gesetz folgen muß, an der Begrenztheit und Bedingtheit des Irdischen scheitert und unvermeidlich in tiefe Schuld gerät. - Freilich hat die Erlösungsidee im 'Urfaust' noch keinen Niederschlag gefunden. Die Problematik der Faust-Gestalt tritt hier zurück hinter der Gretchen-Tragödie, die der Dichter unter dem Eindruck erschütternder persönlicher Erlebnisse niederschrieb. Hörspielbearbeitung: Alfred Andersch (mit freundlicher Genehmigung der Diogenes Verlag AG, Zürich)
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