Inhalt/Hintergrund
Natürlich wurde mir als Geschichtslehrerin eingeimpft, dass Quellen am besten Geschichte erzählen können. Dazu muss man sie aber erst einmal zum Erzählen bringen und man muss über ein gewisses Handwerkszeug verfügen, um die Geschichte richtig deuten zu können. Und manchmal ist es
schlichtweg ermüdend nur mit Textquellen oder Karikaturen zu arbeiten. Wie kann man also Kinder,…mehrInhalt/Hintergrund
Natürlich wurde mir als Geschichtslehrerin eingeimpft, dass Quellen am besten Geschichte erzählen können. Dazu muss man sie aber erst einmal zum Erzählen bringen und man muss über ein gewisses Handwerkszeug verfügen, um die Geschichte richtig deuten zu können. Und manchmal ist es schlichtweg ermüdend nur mit Textquellen oder Karikaturen zu arbeiten. Wie kann man also Kinder, Schüler, Jugendliche und interessierte Erwachsene, die eine leichte Aversion gegen Quellenarbeit haben, für die Deutsche Geschichte gewinnen? Indem man (ganz) einfach erzählt. Allerdings geht es hierbei nicht um das Erzählen eines Zeitzeugen, wie es seit Jahren durch die Verfechter der Oral history propagiert wird. Das wäre auch schwerlich möglich bei ca. 2000 Jahren Geschichte. Nein, es geht darum die historischen Abläufe, wie sie sich uns heute darstellen, in geeigneter Art und Weise zu erzählen. Dabei darf man nicht in unwesentliche Bereiche abwandern oder zu stark ins Plaudern verfallen. Man darf aber auch nicht mit Fakten um sich werfen und den Leser mit einer langen Liste voller Jahreszahlen belästigen.
Manfred Mai ist nicht nur ein Schriftsteller, der sehr schöne und empfehlenswerte Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat und tolle kleine Geschichten erschaffen kann. Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht Wissen rund um Geschichte und Literatur so aufzubereiten und zu erzählen, dass es für Kinder und Jugendliche verständlich ist.
Bereits 1999 erschien sein Buch "Deutsche Geschichte", welches sehr erfolgreich war und von vielen Landeszentralen für politische Bildung erworben und beworben wurde. Aber da Geschichte nicht stehen bleibt, wurde 2009 eine Neuauflage herausgebracht. Und wieder erfreute sich das Buch großer Beliebtheit. Zwei Jahre später erschien eine weitere aktualisierte Neuauflage.
Aber was führt nun dazu, dass das Buch so häufig empfohlen wird?
Meinung
Auf noch nicht einmal 200 Seiten schafft es der Autor die Zeit von Christi Geburt bis zur Agenda 2010 zu beleuchten. Die dabei gelegten Schwerpunkte sind aus meiner Sicht sehr gut gewählt und entsprechen dem, was wohl in einem entsprechenden Kanon vorkommen müsste. Aus jeder Epoche hat Mai wichtige gesellschaftliche, politische und religiöse Aspekte ausgewählt, die es dem Leser erlauben einen guten Überblick zu erhalten.
Der Erzählstil ist dabei sehr ruhig und vielleichte in bisschen schlicht, aber keineswegs langweilig. Kleine Anekdoten werden zwar erzählt und runden das Gesamtbild ab, werden aber auch als solche ausgewissen. Sie stehen also nicht gleichbedeutend neben den verbrieften historischen Ereignissen beziehungsweise den vorliegenden Quellen. Zudem wird immer wieder betont, wie sich das Geschichtsbild geändert hat und der Blick auf die Geschichte politisches und gesellschaftliches Handeln beeinflusst hat. Dadurch erkennt der Leser die Dynamik von Geschichte und reflektiert vielleicht auch in Ansätzen seine eigene Rolle.
Unterfüttert wird der Text durch Zeichnungen, die an bekannte Fotografien, Gemälde und Skulpturen angelehnt sind. Beim Durchblättern mag der Leser zunächst über die wenigen Abbildungen stutzen. Hat man das Buch jedoch gelesen, erscheint diese Wahl logisch. Man wird häufig beim Lesen überflutet von Fotos, Schemazeichnungen und Tabellen. Damit wären wir aber wieder fast bei dem Schulbuch angelangt, das ganz offensichtlich bestimmte Punkte vermitteln will. Hier geht es aber nicht darum, dass man etwas verstehen und lernen muss. Das Lesen soll Freude bereiten. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn ein Werk zusätzlich Interesse weckt und nur kurz angesprochene Ereignisse den Forscherdrang wecken, so wie es hier der Fall ist, kann sich der Autor mehr als glücklich schätzen.
Fazit
Ein Buch, das Geschichte lebendig beschreibt und dadurch zwangsweise Interesse weckt! Toll!
Kommentar