Nach dem großen Erfolg der "Seltsamsten Orte der Welt" nimmt uns Alastair Bonnett zu 39 weiteren Exkursionen mit: Wir erkunden mehr oder auch weniger paradiesische Archipele, betrachten sehr gegenwärtige Versuche, ein Utopia oder eine Mauer zu errichten, und begegnen in entlegenen Gebirgstälern einer alten Sprache, die andernorts längst verschwunden ist. Doch das Allersonderbarste, so die feste Überzeugung des Autors, ist fast immer vor der eigenen Haustür zu finden. Eines haben die sehr verschiedenen Orte, von denen Bonnett berichtet, gemeinsam: Sie lassen uns darüber staunen, welche Geheimnisse in unserer durchkartierten Welt noch zu entdecken sind. In der Arktis gibt das zurückweichende Eis nie von Menschen betretene Inseln frei, der Likouala-Sumpf im Kongo wartet bis heute auf seine geographische Erfassung, Städte wie Hongkong oder São Paulo verlieren buchstäblich ihre Bodenhaftung. Alastair Bonnett erkundet Geisterstädte, inspiziert die Behausungen moderner Nomaden und versucht sich, ausgestattet mit einer digitalen Erntekarte, als Wildbeuter in Helsinki. Dieses hinreißende Buch ist eine Einladung, der Magie von Orten nachzuspüren und die Welt im Großen wie im Kleinen neu zu entdecken. Die Originalausgabe, die für die deutsche Übersetzung korrigiert und aktualisiert wurde, erschien unter dem Titel "Beyond the Map. Unruly Enclaves, Ghostly Places, Emerging Lands and Our Search for New Utopias", Aurum Press, London 2017. Copyright © 2017 by Alastair Bonnett. Für die deutsche Ausgabe: © Verlag C.H.Beck oHG, München 2019. Umschlaggestaltung: Nach einem Konzept von Rothfos & Gabler, Hamburg. Umschlagabbildung: Lukas Wossagk, München
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Nach den seltsamsten Orten der Antike nimmt uns der Geologe Alastair Bonnett nun mit zu den allerseltsamsten Orten der Welt und Rezensent Günther Wessel ist begeistert: Neugierig begleitet er den Autor zu realen und utopischen Orten, erfährt von "kriegerischen Schreckensregimen" oder der Müllstadt von Kairo, geht mit dem Autor im gigantischen Tokioter Bahnhof Shinjuku verloren und lobt Bonnett für die gelungene Mischung aus Unterhaltung, "Reflexion" und Umsicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.2020Guerilla-Gärtner auf Verkehrsinseln
Orte bergen und verbergen Geschichten, sind utopisch-verlockend oder verrufen, umstritten, mythisch-unfassbar oder unerfasst. Der Sozialgeograph Alastair Bonnett begibt sich in psychogeographischen Stadtwanderungen auf Wiederverzauberung bestimmter Gegenden. In seinem Buch definiert, abstrahiert und belebt er Alltagsorte neu und plädiert für eine ökologische Neuvermessung der Stadt. Er porträtiert kapitalistische Stadtkonzepte wie die "Helikopterstadt" von São Paulo als Parallelstadt der auf Wolkenkratzern anlandenden Reichen, den "Angehörigen der Helikopterklasse", die dem Straßenstau hienieden entfliehen, oder die "bodenlose Stadt" Hongkong, deren Symbol einer bodenlosen Infrastruktur im Konsumlabyrinth die Rolltreppen seien. Dem Versprechen der Ultraverdichtung stellt er Projekte wie die "Helsinki Harvest Map" über wildwachsende Nahrungsmittel entgegen und bepflanzt als Guerilla-Gärtner Verkehrsinseln mit Erdbeeren. Im Buch sinniert er über philosophische und rechtlich strittige Fragen wie "Was ist eine Insel?" oder Begriffe wie Nation und Staat, die in Spielarten wie Mikronationen oder dem Souveränen Malteserorden herausgefordert werden. Bonnetts Lieblingsorte oszillieren zwischen Mystik, Utopie und Ruinenliebe. So wandelt er auf den Spuren von "Boy's village", einem Feriencamp aus dem Jahr 1925 für Jungen aus walisischen Kohlerevieren, oder des Drehorts des unvollendeten Films über die Sowjetzeit "Dau". Zwischen Macht und Selbstverleugnung stellt er Orte und Unorte vor wie Militärstützpunkte oder Reichenhochburgen. Von Street View unbeachtete Nischen des Analogen findet er paradoxerweise sowohl bei den Superreichen im kalifornischen "Hidden Hills" wie in indischen Slums, weshalb Nichtregierungsorganisationen wie "Missing Maps" Letztere zwecks ihrer Ermächtigung kartographieren: So entwirft Bonnett eine kluge Geschichte der Alltagsorte "von unten" und der Rückeroberung des öffentlichen Raums.
sg
"Die allerseltsamsten Orte der Welt. Aufsteigende Inseln, bodenlose Städte, abseitige Paradiese" von Alastair Bonnett. Verlag C.H.Beck, München 2019. 268 Seiten, elf Abbildungen. Gebunden, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Orte bergen und verbergen Geschichten, sind utopisch-verlockend oder verrufen, umstritten, mythisch-unfassbar oder unerfasst. Der Sozialgeograph Alastair Bonnett begibt sich in psychogeographischen Stadtwanderungen auf Wiederverzauberung bestimmter Gegenden. In seinem Buch definiert, abstrahiert und belebt er Alltagsorte neu und plädiert für eine ökologische Neuvermessung der Stadt. Er porträtiert kapitalistische Stadtkonzepte wie die "Helikopterstadt" von São Paulo als Parallelstadt der auf Wolkenkratzern anlandenden Reichen, den "Angehörigen der Helikopterklasse", die dem Straßenstau hienieden entfliehen, oder die "bodenlose Stadt" Hongkong, deren Symbol einer bodenlosen Infrastruktur im Konsumlabyrinth die Rolltreppen seien. Dem Versprechen der Ultraverdichtung stellt er Projekte wie die "Helsinki Harvest Map" über wildwachsende Nahrungsmittel entgegen und bepflanzt als Guerilla-Gärtner Verkehrsinseln mit Erdbeeren. Im Buch sinniert er über philosophische und rechtlich strittige Fragen wie "Was ist eine Insel?" oder Begriffe wie Nation und Staat, die in Spielarten wie Mikronationen oder dem Souveränen Malteserorden herausgefordert werden. Bonnetts Lieblingsorte oszillieren zwischen Mystik, Utopie und Ruinenliebe. So wandelt er auf den Spuren von "Boy's village", einem Feriencamp aus dem Jahr 1925 für Jungen aus walisischen Kohlerevieren, oder des Drehorts des unvollendeten Films über die Sowjetzeit "Dau". Zwischen Macht und Selbstverleugnung stellt er Orte und Unorte vor wie Militärstützpunkte oder Reichenhochburgen. Von Street View unbeachtete Nischen des Analogen findet er paradoxerweise sowohl bei den Superreichen im kalifornischen "Hidden Hills" wie in indischen Slums, weshalb Nichtregierungsorganisationen wie "Missing Maps" Letztere zwecks ihrer Ermächtigung kartographieren: So entwirft Bonnett eine kluge Geschichte der Alltagsorte "von unten" und der Rückeroberung des öffentlichen Raums.
sg
"Die allerseltsamsten Orte der Welt. Aufsteigende Inseln, bodenlose Städte, abseitige Paradiese" von Alastair Bonnett. Verlag C.H.Beck, München 2019. 268 Seiten, elf Abbildungen. Gebunden, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine kluge Geschichte der Alltagsorte (...) und der Rückeroberung des öffentlichen Raums."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Lehrreich, aber nicht belehrend führt Bonnett durch geographische Kuriositäten und zeigt, dass das Entdecken nie aufhört."
Passauer Neue Presse
"Dieses Buch ist die reine Freude!"
Wiener Zeitung, Edwin Baumgartner
"Allerseltsamst. Wissenschaftlich UND fantastisch."
Kurier Wien, Peter Pisa
"Bonnett will mit seinem Buch zum Wandern und Wundern einladen."
Süddeutsche Zeitung, Jochen Temsch
"Ein Buch für alle, die diese Welt besser kennenlernen möchten und Lust haben auf eine kleine Entdeckungsreise vom Nord- bis zum Südpol, von den Philippinen bis zu den dunklen Geheimnissen des Kongo."
hr2 Kultur, Mario Scalla
"Lebendig und locker erzählte Ortsbeschreibungen und Reflexionen (...) eine Aufforderung, selbst loszugehen, zu fragen, mit offenen Augen der eigenenNeugier zu folgen."
Deutschlandfunk Kultur, Günther Wessel
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Lehrreich, aber nicht belehrend führt Bonnett durch geographische Kuriositäten und zeigt, dass das Entdecken nie aufhört."
Passauer Neue Presse
"Dieses Buch ist die reine Freude!"
Wiener Zeitung, Edwin Baumgartner
"Allerseltsamst. Wissenschaftlich UND fantastisch."
Kurier Wien, Peter Pisa
"Bonnett will mit seinem Buch zum Wandern und Wundern einladen."
Süddeutsche Zeitung, Jochen Temsch
"Ein Buch für alle, die diese Welt besser kennenlernen möchten und Lust haben auf eine kleine Entdeckungsreise vom Nord- bis zum Südpol, von den Philippinen bis zu den dunklen Geheimnissen des Kongo."
hr2 Kultur, Mario Scalla
"Lebendig und locker erzählte Ortsbeschreibungen und Reflexionen (...) eine Aufforderung, selbst loszugehen, zu fragen, mit offenen Augen der eigenenNeugier zu folgen."
Deutschlandfunk Kultur, Günther Wessel