"Die Ausgewanderten" — vier lange Erzählungen — sind wahrscheinlich authentische Lebensgeschichten aus (Winfried Georg) Sebalds Umfeld. In Dr. Henry Selwyns Freund Johannes Naegeli ist eine Hommage an seinen liebenswerten und sanftmütigen Großvater Egelhofer zu erkennen. Die zweite Geschichte erzählt von Paul Bereyter, möglicherweise seinem Grundschullehrer in Sonthofen [mit wahrem Namen Armin Müller]. Sebald hat herausgefunden, dass Müller Jude war und ihm während der NS-Zeit untersagt wurde, zu unterrichten. Aus seinem 'erfundenen' Großonkel Ambros Adelwarth macht Sebald den Butler eines reichen amerikanischen Juden, der geplagt von Visionen der Metzeleien im Ersten Weltkrieg unter Depressionen in einer Anstalt endet. Die vierte Geschichte ist Max Ferber gewidmet, Maler und Zeichner, den der Autor in der vom Verfall gezeichneten Stadt Manchester zufällig kennen lernt. Ferber übergibt bei einem Wiedersehen ein Tagebuch seiner Mutter an Sebald, unfähig, es ein weiteres Mal zu lesen. Dieses Tagebuch der Luisa Lanzberg ist ebenfalls eine wahre Geschichte, und das Foto aus dem Ghetto Lodz, das Sebald am Schluss beschreibt, ist das Umschlagbild dieser Ausgabe. W. G. Sebald, 1944 in Wertach im Allgäu geboren, lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2001 als Dozent und Autor in Norwich. Veröffentlichungen: "Schwindel. Gefühle", "Die Ausgewanderten", "Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt", "Außer Land. Drei Romane und ein Elementargedicht", "Austerlitz". Preise und Auszeichnungen: W. G. Sebalds literarisches Werk ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, darunter Fedor-Malchow-Lyrikpreis (1991), Berliner Literaturpreis (1992), Literatur-Nord-Preis (1994), Eduard-Mörike-Preis, Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (beide 1997), Times Book Award for Fiction (1998), Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf und Joseph-Breitbach-Preis (beide 2000). Paul Herwig wurde 1970 in Berlin geboren. Er war von 1995 bis 2001 Ensemblemitglied des Bayerischen Staatsschauspiel in München. Seit 2001 arbeitet er fest im Ensemble der Münchner Kammerspiele. Zu sehen war er unter anderem in Regiearbeiten von Klaus Emmerich, Matthias Hartmann, Andreas Kriegenburg, Hans Neuenfels, Sebastian Nübling, Thomas Ostermeier, Johan Simons, Karin Baier, Roger Vontobel und Lars-Ole Walburg. Wichtige Rollen am Theater in "Clavigo", "Black Rider", "Dantons Tod", "Anatomie Titus – Fall of Rome", "Don Karlos", "Die drei Schwestern" und "Der Prinz von Homburg". Spielfilme: "Sophie Scholl — Die letzten Tage" (2004), "Mein Name ist Bach" (2002/2003), "Abschied. Brechts letzter Sommer" (1999/2000), "Der Laden" (1998), "Frankie, Jonny und die Anderen" (1992/1993). Paul Herwig wurde mit dem Staatlichen Förderpreis 1998 im Bereich Darstellende Kunst des Landes Bayern und mit dem Förderpreis des Vereins der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels 2000 ausgezeichnet.
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