Schon seit ihrer Jugend ist Hannah Vegetarierin. Sie lebt in der Stadt und hat nur noch wenige Verbindungen zum dörflichen Leben ihrer Kindheit. Als jedoch ihre Mutter stirbt, kehrt sie auf deren Hühnerhof zurück – vorübergehend, denkt sie, bis alles geregelt ist. Doch das Landleben in seiner Schönheit und seinem Schrecken nimmt sie in Beschlag, und schon bald entwickelt Hannah ein ganz besonderes Verhältnis zu den Tieren: Sie schlachtet und vakuumiert sie, verabschiedet aber jedes Hähnchen mit einer eigenen Biografie, die der Verpackung beiliegt. Aus dieser Geste der Wertschätzung entsteht ein Marketingprojekt, das irrwitzige Ausmaße annimmt: »Hannahs Hähnchen« werden zum Supermarkthit mit unerwarteten Folgen für Leib und Leben von Mensch und Tier.
In Lucie Ricos amüsantem wie irrwitzigem Roman gerät das Leben der Protagonistin innerhalb der unerbittlichen Hackordnung von Hühnerstall, Fleischindustrie und Menschenwelt langsam, aber sicher außer Kontrolle, und der Weg vom Bauernhofidyll zur grellen Fleischtheke erscheint kürzer als gedacht.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Ja, in diesem Roman der französischen Autorin Lucie Rico spritzt das Blut aus abgehackten Köpfen, und doch ist es kein Splatter-Roman, entwarnt Rezensentin Nora Karches. Und wenn Vegetarierin Hannah von ihrer Mutter einen Hühnerhof erbt, fortan selbst schlachtet, aber die Hühnchen mit eigens ersonnenen Biografien verkauft, liest die Kritikerin auch kein "PETA-Manifest". Vielmehr besticht dieser so "lakonisch" wie rhythmisch erzählte Roman durch wunderbar "irrsinnige" Ideen, meint Karches. Wer sich auf die "literarische Wildwasserbahn" begeben will, der lese dieses Buch, schließt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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