»Aber es ist schlichtweg Quatsch, dass es nach der Jugend nur noch bergab geht. Klar kann einem in der Mitte des Lebens schon mal die Puste ausgehen. Alles stresst gleichzeitig: Beruf, Kinder, Eltern und die ersten körperlichen Macken, die nicht mehr weggehen. Aber haben wir deshalb unseren Zenit
schon überschritten?
Nein, sagen wir. Im Gegenteil. Die meisten sind mit 57 zufriedener als mit 17…mehr»Aber es ist schlichtweg Quatsch, dass es nach der Jugend nur noch bergab geht. Klar kann einem in der Mitte des Lebens schon mal die Puste ausgehen. Alles stresst gleichzeitig: Beruf, Kinder, Eltern und die ersten körperlichen Macken, die nicht mehr weggehen. Aber haben wir deshalb unseren Zenit schon überschritten?
Nein, sagen wir. Im Gegenteil. Die meisten sind mit 57 zufriedener als mit 17 oder mit 27. Lassen Sie sich überraschen, warum das so sein kann und was dabei hilft.«
Als ich die Beschreibung dieses Buchs las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Eigentlich ging man doch immer davon aus, dass es ab der Hälfte des Lebens stetig nur noch abwärts geht – und nun soll das Gegenteil der Fall sein? Offen gesagt, aktuell, mit Anfang 50, geht es mir eigentlich nur mies und von Zufriedenheit kann ich nur träumen. Aber vielleicht darf ich das ja? Vielleicht kommt ja viel Besseres auf mich zu? Neugierig begann ich zu lesen…
Schon nach kurzer Zeit erfuhr ich, dass mein derzeitiges Befinden vollkommen normal ist. Mit Anfang 50 befinde ich mich in der »Rushhour des Lebens«, bin »eingepfercht zwischen all den verschiedenen Rollen, Erwartungen und Verpflichtungen«, und folglich im »Tal der Tränen«. Ich merkte, die beiden Autoren sind nicht nur im ähnlichen Alter wie ich, machen ähnliche Erfahrungen wie ich, sondern haben dies auch auf breiter Ebene erforscht. Insbesondere Tobias Esch. Er hat zahlreiche Forschungen gemacht und/oder ausgewertet, in denen es unter anderem darum ging, wie sich das Glücksempfinden, die Zufriedenheit, im Laufe des Lebens entwickelt und verändert. Deutlich lässt sich dabei eine Kurve feststellen, die nach einer Glücksphase in der Jugend durch das Tal der Tränen hindurch erneut zu einer Glücksphase im Alter führt. Eine angenehme Vorstellung.
Aber stimmt das auch? Woran liegt denn das? Und wie kann man das erklären? Die beiden Mediziner haben sich für eine sehr unterhaltsame Art der Darstellung entschieden. Der Leser verfolgt die Unterhaltung zweier Freunde, von denen der eine (Eckart von Hirschhausen) regelmäßig die bekannte Dosis Humor beisteuert und der andere (Tobias Esch) die meisten Fakten präsentiert. Sein Gesprächspartner übernimmt die Rolle des Nachfragenden, des gelegentlichen Zweiflers. Er führt die Argumente ins Feld, die einem selber beim Lesen durch den Kopf gehen. Beide ergänzen zudem persönliche Erlebnisse, aus der Verwandtschaft oder aus dem Freundeskreis. Alles liest sich leicht, amüsant und gut verständlich.
Der Inhalt ist in zehn übersichtliche Kapitel unterteilt. Zu Beginn werden jeweils die darin vorkommenden Punkte/Fragen kurz stichpunktartig aufgezählt. Das ist sehr hilfreich, man kann so interessante Dinge, die man noch mal nachlesen möchte, leicht wiederfinden und zudem macht es neugierig auf das Folgende. Dazu trägt auch ein passender Sinnspruch, ein treffendes Zitat bei, das zu Beginn jedes Abschnitts steht. Mir gefiel zum Beispiel sehr: »Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir älter werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.« (George B. Shaw) Ansprechende, teils witzige Fotos der beiden Autoren, vervollständigen alles.
Das flott zu lesende Buch hat mir einigen Stoff zum Nachdenken beschert. Viele der Erklärungen leuchteten mir ein, an anderen Stellen habe ich immer noch Zweifel. So richtig entspannt zurücklehnen kann ich mich noch nicht, dazu steht mir das Tal der Tränen noch zu sehr bis zum Hals. Aber ein wenig Hoffnung ist jetzt da – und das ist schon mal sehr schön.
Fazit: Ein flott zu lesendes, unterhaltsames und informatives Buch mit positiver Grundstimmung. Regt zum Nachdenken an und macht Hoffnung.