Fast alle Bücher, die wiederum von Büchern oder Buchhandlungen, gerne auch Verlagen handeln, lese ich. So also war auch dieser Roman nicht Pflicht, sondern mitten in meinem Kern-Interesse als Buchliebhaber.
Nanako Hanada, eine Buchhändlerin, hat sich von ihrem Mann getrennt und verabredet sich
auf der Plattform ThirtyMinutes (Erfindung) mit unbekannten Menschen. Ziel: ein 30-minütiges…mehrFast alle Bücher, die wiederum von Büchern oder Buchhandlungen, gerne auch Verlagen handeln, lese ich. So also war auch dieser Roman nicht Pflicht, sondern mitten in meinem Kern-Interesse als Buchliebhaber.
Nanako Hanada, eine Buchhändlerin, hat sich von ihrem Mann getrennt und verabredet sich auf der Plattform ThirtyMinutes (Erfindung) mit unbekannten Menschen. Ziel: ein 30-minütiges Gespräch, in dem man sich kennenlernt und austauscht, die Sicht- und Denkweise von anderen kennenlernt, in hin und her fließenden, guten, hilfreichen Gesprächen. Hanako inseriert als sexy Buchhändlerin zu Beginn und verspricht jedem nach dem Gespräch eine passende Buchempfehlung.
Mit den Erfahrungen dieser Gespräche wird sie immer selbstbewusster und charakterisiert im Buch die unterschiedlichsten Gespräche, auch die Korrektur ihres Profils - weg vom üblichen, Äußeren hin zu anderen Werten. Jedes Gespräch beantwortet sie dann mit passenden, hilfreichen Buchempfehlungen.
Angeblich würde sie über 10.000 Bücher kennen, so gibt sie in ihrem Profil vor. Natürlich kann sie nicht alle gelesen haben, aber den Kern eines Buches ist etwas anderes als alle Seiten zu kennen. Leider sind viele der Bücher nicht bei uns präsent, trotzdem war es spannend alle Rezensionen und Tipps zu lesen. Dieses Buch von Nanako Hanada hat mich bereichert, gefesselt und bewegt.
Eine der Gesprächspartnerinnen sagt ihr z.B. das: „Bitte schlage mir ein Buch vor, das mir das Herz langsam auseinanderreißt.“ Ich dachte dabei an Kafka’s Aussage: „Das Buch sei die Axt für das gefrorene Meer in Dir.“ Zufriedene Menschen fand Nanako auf ThirtyMinutes nicht, sondern jene, die an einem Wendepunkt des Lebens standen oder gingen.
Ihr selbst geht es genauso und spannend ist zu beobachten, wie sie sich durch die Begegnungen verändert. „Ich lernte auch, auf das Bedürfnis zu verzichten, um jeden Preis dazugehören zu wollen. Ich ließ mein lange antrainiertes Höflichkeitslachen fallen und lachte nur noch, wenn ich etwas wirklich lustig fand. Ich wurde zu einer in sich ruhenden Person, die keine Angst vor dem Unbekannten hatte.“
So entwickelt sie sich weiter, anschaulich und tiefgehend beschrieben, ein sehr schönes, nicht lautes, sondern selbst erkennendes Buch, in dem es auch darum geht, wie man mit anderen gute Gespräche führt und sich selbst als mitfühlenden Menschen weiter bringt - vor allem hin zu einer Tätigkeit, die einen begeistert. Weil Arbeit dann keine mehr ist, sonder tägliche überraschende, fließende Erkenntnis.
Interessant ist, wie höflich man in Japan miteinander umgeht und dass andere Kulturen im Grund kein Thema sind. Aus diesem Grund würde ich Hanako Hanada ein Buch von Sabatina James empfehlen, mit dem Titel „Gefangen zwischen zwei Welten.“ Es könnte ihr die Perspektive auf Europa eröffnen bzw. die Problematik, die hier aktuell die Menschen beschäftigt.