Eine Darstellung der untergehenden Weimarer Republik, wie es sie seit langem nicht gegeben hat. In einem packenden Panorama schildert Jens Bisky, gedankensprühend und geschichtensatt, die Jahre, in denen sich das Schicksal Deutschlands entschied. Als im Oktober 1929 Gustav Stresemann, der erfolgreiche Außenminister, starb, fragten sich die Zeitgenossen, wie es nun mit der Republik weitergeht. Gerade formierte sich eine faschistische Koalition, die 1933 dann an die Macht kam; Bauern warfen Bomben, die öffentlichen Haushalte litten unter wachsenden Defiziten, bald schien das parlamentarische System gelähmt. Demokratische Republik oder faschistischer Staat - so lautete ab dem Sommer 1930 die Alternative. Was folgte - der Aufstieg radikaler Kräfte, die Pulverisierung der bürgerlichen Milieus, der Aufruhr der Mittelschichten, die Selbstüberschätzung der Konservativen und Nationalisten, die sich einbildeten, Hitler zähmen zu können, Verelendung und Bürgerkriegsfurcht -, mündete in die verbrecherischste Diktatur des 20. Jahrhunderts. Jens Bisky erzählt, wie die Weimarer Republik in einem Wirbel aus Not und Erbitterung zerstört wurde. Es kommen Politiker und Journalisten der Zeit zu Wort, erschöpfte Sozialdemokraten, ratlose Liberale, nationalistische Desperados, Literaten, Juristen, Offiziere. Wie nahmen sie die Situation wahr? Welche Möglichkeiten hatten sie? - Das große Panorama einer extremen Zeit, die noch immer ihre Schatten auf die Gegenwart wirft. Gelesen von Omid Paul-Efthekari.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Patrick Bahners scheint erfrischend und dabei sinnvoll zu finden, wie Jens Bisky sich in seinem Buch dem Untergang der Weimarer Republik nähert. Es geht dabei viel um die nachträglich als fatal eingeordnete Entscheidung des Rücktritts des sozialdemokratischen Kanzlers Hermann Müller am 27. März 1930, nachdem in der Regierung Uneinigkeit über eine Haushaltsfrage herrschte. Dem Kritiker gefällt, wie Bisky sich entgegen der andernorts dominanten harten Verurteilung der SPD positioniert, die die Entscheidung des Rücktritts als im Grunde unverhältnismäßig abgetan habe, und wie er sich stattdessen sehr um eine faire Detailbetrachtung von Hermann Müller und seines Arbeitsministers Rudolf Wissell bemühe, ohne dabei verklärend zu werden. Auch für den ebenfalls scharf kritisierten "sturen Gewerkschaftsdoktrinarismus" von Otto Braun habe es laut Bisky gute Gründe gegeben, wie Bahners wiedergibt. Dieses "Bemühen um Fairness" durch eine genaue Betrachtung der jeweiligen Entscheidungshintergründe und eine "realistische" Einschätzung der Sachlage halte den Autor aber nicht davon ab, kritisch danach zu fragen, wie vorbereitet die SPD bei aller Nachvollziehbarkeit auf die Folgen ihrer Entscheidungen war - für den Kritiker scheint diese Balance den großen Wert von Biskys Betrachtung auszumachen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Zum regelrechten «Triple-Wumms» wird dieses Panorama, weil Bisky ein großartiger Erzähler ist, der sich souverän auf dem aktuellen Stand der Forschung bewegt und einen immensen Schatz erhellender und verstörender Quellen erhoben hat. So anschaulich ... Süddeutsche Zeitung