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Der vorliegende Text setzt sich mit dem Thema Individualität in Groß- bzw. Kleinstädten und ländlichen Gegenden und damit mit den unterschiedlichen Wahrnehmungen dieses womöglich unterschiedlichen Menschenschlags auseinander. Keiner wundert sich in Berlin-Wedding über 14jährige, die ihre Babywagen durch die Gegend schieben, während in ländlichen Gegenden bereits ein unverheirateter 30jähriger Mann zum Gesprächsstoff der Nachbarn wird. Aber das wäre nur ein simples Beispiel, laut Simmel stehen die Unterschiede in den Entwicklungen von Individuen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der…mehr

  • Format: mp3
  • Größe: 43MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Der vorliegende Text setzt sich mit dem Thema Individualität in Groß- bzw. Kleinstädten und ländlichen Gegenden und damit mit den unterschiedlichen Wahrnehmungen dieses womöglich unterschiedlichen Menschenschlags auseinander. Keiner wundert sich in Berlin-Wedding über 14jährige, die ihre Babywagen durch die Gegend schieben, während in ländlichen Gegenden bereits ein unverheirateter 30jähriger Mann zum Gesprächsstoff der Nachbarn wird. Aber das wäre nur ein simples Beispiel, laut Simmel stehen die Unterschiede in den Entwicklungen von Individuen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Geldwirtschaft, deren Folgen sich in Großstädten stärker bemerkbar machen als anderswo. Durchaus interessante Thesen wie dass die steigende Mitgliederzahl eines Clubs, einer Partei oder einer Religionsgemeinschaft zwangsläufig zur Aushöhlung des ursprünglichen Prinzips führen und die Individualität der Mitglieder reduzieren müssen oder etwa, dass durch die Parallelität zwischen reiner Vernunft und Geldwirtschaft jeder Mensch einem verstärkten Einfluss des Abwägens, Kalkulierens und Rechnens unterworfen ist haben ihren Reiz und bieten noch heute interessanten Diskussionsstoff. Andere Thesen wie etwa, dass der Großstadtmensch aufgrund größerer Freiheit und Reizüberflutung an Individualität verliert wirken gewagt, aber es lassen sich mit Sicherheit für alles Beispiele finden und inzwischen ist Kleingeistigkeit ja nicht mehr auf geographische Fixpunkte beschränkt, sondern existiert wie deren Gegenteil (fast) überall und (fast) nirgendwo.

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Autorenporträt
Georg Simmel wurde am 1. März 1858 in Berlin als jüngstes von sieben Kindern des Fabrikanten Edward Simmel und dessen Frau Flora (geb. Bodenstein) geboren und starb am 26. September 1918 in Straßburg. Die Familie ist jüdischer Herkunft, beide Elternteile traten jedoch schon früh zum christlichen Glauben über. Georg Simmel wurde evangelisch getauft. Von 1876 bis 1881 studierte er an der Berliner Universität Geschichte, Völkerpsychologie und Philosophie. Seine erste Promotionsschrift Psychologisch-ethnologische Studien über die Anfänge der Musik wurde von dem Philosophiehistoriker Zeller und dem Physiker Helmholtz wegen formaler Fehler und 'zu gewagter' Thesen abgelehnt. Als Dissertation wird jedoch die prämierte Abhandlung Darstellung und Beurteilungen von Kants verschiedenen Ansichten über das Wesen der Materie akzeptiert. Nach Überwindung weiterer Hindernisse wurde er 1885 mit der Schrift Kantische Studien im Fach Philosophie habilitiert und an der Berliner Universität zum Privatdozenten ernannt. Mit der öffentlichen Antrittsvorlesung 'Über das Verhältnis des ethischen Ideals zu dem logischen und dem ästhetischen' begann er seine sehr erfolgreichen Veranstaltungen, die auch gesellschaftlich große Resonanz fanden. Trotz seines akademischen Erfolgs wurde Simmel mit antisemitischen Ressentiments konfrontiert. So wurde 1898 sein erster Antrag auf Erteilung eines Extraordinariats vom Kultusministerium abgelehnt. 1908 scheiterte seine Berufung auf die zweite Professur für Philosophie in Heidelberg trotz der Empfehlungen von Max Weber und Eberhard Gothein am antisemitischen Gutachten des im Alldeutschen Verband engagierten Berliner Historikers Dietrich Schäfer (1845-1929). Heute gilt Simmel als einer der wichtigsten und faszinierendsten Vertreter der Soziologie des 20. Jahrhunderts, der entscheidend zur Formierung dieser Disziplin als eigenständiger Wissenschaft beigetragen hat.