Der vorliegende Text setzt sich mit dem Thema Individualität in Groß- bzw. Kleinstädten und ländlichen Gegenden und damit mit den unterschiedlichen Wahrnehmungen dieses womöglich unterschiedlichen Menschenschlags auseinander. Keiner wundert sich in Berlin-Wedding über 14jährige, die ihre Babywagen durch die Gegend schieben, während in ländlichen Gegenden bereits ein unverheirateter 30jähriger Mann zum Gesprächsstoff der Nachbarn wird. Aber das wäre nur ein simples Beispiel, laut Simmel stehen die Unterschiede in den Entwicklungen von Individuen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Geldwirtschaft, deren Folgen sich in Großstädten stärker bemerkbar machen als anderswo. Durchaus interessante Thesen wie dass die steigende Mitgliederzahl eines Clubs, einer Partei oder einer Religionsgemeinschaft zwangsläufig zur Aushöhlung des ursprünglichen Prinzips führen und die Individualität der Mitglieder reduzieren müssen oder etwa, dass durch die Parallelität zwischen reiner Vernunft und Geldwirtschaft jeder Mensch einem verstärkten Einfluss des Abwägens, Kalkulierens und Rechnens unterworfen ist haben ihren Reiz und bieten noch heute interessanten Diskussionsstoff. Andere Thesen wie etwa, dass der Großstadtmensch aufgrund größerer Freiheit und Reizüberflutung an Individualität verliert wirken gewagt, aber es lassen sich mit Sicherheit für alles Beispiele finden und inzwischen ist Kleingeistigkeit ja nicht mehr auf geographische Fixpunkte beschränkt, sondern existiert wie deren Gegenteil (fast) überall und (fast) nirgendwo.
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