„Grün ist eine gefährliche Farbe!“ Auf die Frage nach dem Warum, antwortete mein Prof für Malerei nur: „Schauen Sie mal raus! Solche Grüns wie in der Natur können Sie nie mischen.“ Recht hatte er. Schau dir das Cover an: Viele Grüns, aber keines gleicht den Grüntönen der Natur. Vielleicht sind die
bezaubernden Zeichnungen von Elisa Paganelli im Inneren deshalb schwarzweiß. Die Vielfalt an…mehr„Grün ist eine gefährliche Farbe!“ Auf die Frage nach dem Warum, antwortete mein Prof für Malerei nur: „Schauen Sie mal raus! Solche Grüns wie in der Natur können Sie nie mischen.“ Recht hatte er. Schau dir das Cover an: Viele Grüns, aber keines gleicht den Grüntönen der Natur. Vielleicht sind die bezaubernden Zeichnungen von Elisa Paganelli im Inneren deshalb schwarzweiß. Die Vielfalt an Blattformen allerdings gibt schon einen Hinweis auf die Fülle an Ideen in der Geschichte.
In Greenwild steht die Farbe Grün nicht für Gefahr, sondern für Magie. Für die Welt voller magischer, botanischer Wunder. Botanisten widmen in Greenwild ihr Leben für die Rettung von Flora, Fauna und deren Lebensräumen. Sie bieten vom Aussterben bedrohten Arten einen magischen, rettenden Ort, den die Grauweltler nicht finden können.
Magie und die Jagd nach magischen Gegenständen treiben die Handlung voran, bestimmen die Aktionen der Protas und sind Basis der Geschichte, dennoch erscheinen sie mir nicht zentral. Vielleicht ein guter Kniff, um junge Leser zum Lesen zu verführen und Spannung und Action zu erzeugen. Zentral erscheint mir die Darstellung der Schönheit der Natur, in der alles zusammenhängt. In Greenwild nehmen sich böse Botanisten das Recht heraus, bedrohte Arten auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Gier nach Geld hat sie vergessen lassen, dass sie (wir) nicht die Besitzer der Erde sind. Es ist ihre (unsere) Aufgabe, die Natur/die Schöpfung zu beschützen und zu bewahren:
Achte auf Wunder und Schönheit in der Natur. „Alles ist so wundervoll.“
Lebe im Einklang mir der Natur!
Bewahre die Natur voller Wunder, beende Artensterben und Zerstörung des Regenwaldes! Verhindere eine drohende Naturkatastrophe!
Mach auf Missstände aufmerksam, erhebe dich und stehe auf (wie Daisys Mutter). Werde aktiv und handle!
Gut gefällt mir die Struktur des Buches. Eine junge Prota, Vater tot, Mutter vermisst, die nichts von magischen Fäghigkeiten weiß, kommt aufgrund gewisser Umstände in ein Internat, flieht daraus und gelangt in eine magische Welt, nach Greenwild. Dort besucht sie gemeinsam mit Freund*innen eine Schule für Magie. Sie durchleben gemeinsam zahlreiche überraschende Wendungen, einige Krisen, noch mehr abenteuerliche Herausforderungen und kämpfen gegen einen Schurken, dessen Name anfänglich nur geflüstert wird. Alles gipfelt im Showdown auf dem Glasdach des wichtigsten Gewächshauses. Im Laufe der Kapitel erstarkt Daisy und gewinnt zunehmend an Erkenntnis und an (Selbst-) Sicherheit.
Fällt etwas auf? Die Autorin hat zahlreiche Parallelen zu Harry Potter in ihre Geschichte eingebaut. Es kommt sogar eine Figur mit potterähnlicher Brille (Zeichnung) und Narbe auf der Stirn vor.
Außerdem sind einige Anspielungen zu Artemis aus der griechischen Mythologie enthalten.
Der Schreibstil von Pari Thomson ist bemerkenswert. Sie hat sehr phantasievoll eine Fülle neuer Pflanzen mit klangvollen Namen erdacht. Die gesamte Ausdrucksweise ist sehr blumig, fast poetisch und reich an bildlichen Redewendungen. Manchmal wirken die Formuierungen romantisch, beinahe wie eine epische Lobeshymne an die Natur. Die Formulierungen haben bei mir auch eine gefühlvolle Wirkung erzeugt. Ich empfand beim Lesen starke Emotionen insbesondere für Daisy und ihre sympathischen Freund*innen (Mitleid, Hoffnung, Trauer, Freude, Angst, Wut). Die Darstellungen der Protas und der Handlungsorte sind sehr ausführlich und anschaulich, sprechen alle Sinne an, sodass man tief in die Geschichte eintauchen kann.
Kinder werden von der spannenden, rasanten und abenteuerlichen Jagd nach magischen Gegenständen begeistert sein.
Ein spannendes Kinderbuch für geübte und ausdauernde Leser*innen ab etwa 10 Jahren. Einige Cliffhanger verweisen auf die beiden kommenden Bände, die ich auf jeden Fall lesen werde.