Shin Lina war eigentlich ein Mitglied der Bande der Sturmkrallen, doch nach einem schrecklichen Massaker wird sie von den gegnerischen Schwarzkranichen mit ihrer kleinen Schwester erpresst für sie als Diebin zu arbeiten. Doch eines Tages erbeutet sie das falsche Schmuckstück und wird von dem
Spielmann, einer unsterblichen Gestalt, entführt. Um zu entkommen, soll Lina ihn töten, doch ihre Gefühle…mehrShin Lina war eigentlich ein Mitglied der Bande der Sturmkrallen, doch nach einem schrecklichen Massaker wird sie von den gegnerischen Schwarzkranichen mit ihrer kleinen Schwester erpresst für sie als Diebin zu arbeiten. Doch eines Tages erbeutet sie das falsche Schmuckstück und wird von dem Spielmann, einer unsterblichen Gestalt, entführt. Um zu entkommen, soll Lina ihn töten, doch ihre Gefühle lassen sich schwerer kontrollieren als die Klinge in ihrer Hand.
Seit der Ankündigung vom Loewe Verlag hatte ich mich unheimlich auf dieses Jugendbuch gefreut. Ich lese sehr gerne Fantasy, die von ostasiatischen Kulturen und Mythologien inspiriert ist. Ich wollte es so sehr lieben, aber leider war „Kings & Thieves“ für mich eine Enttäuschung.
Nun, vielleicht erst einmal zu Aspekten, die mir gefallen haben: Einmal abgesehen von der optisch unwiderstehlichen Komponente, die sich aus dem wunderschönen Cover und Farbschnitt sowie der innerlichen Gestaltung zusammensetzt, ist der Schreibstil der Autorin Sophie Kim schön und detailliert beschreibend, als auch flüssig, schnell und leicht lesbar, sodass die Seiten schnell an einem vorbeiziehen. Doch leider ist er ebenso repetitiv; ich konnte gar nicht zählen, wie oft die Protagonistin eine vulgäre Geste macht oder Satz- und Wortwiederholungen aufeinanderfolgten – also ein zweischneidiges Schwert. Zum Ende hin kommt auch mehr Spannung auf und es gibt unerwartete Plottwists.
Doch leider kann mich das Buch aufgrund seiner Widersprüchlichkeit nicht überzeugen: Diese beginnt bei dem Vorwort, in dem die Autorin anmerkt, dass sie der koreanischen Mythologie mehr Raum in der Literatur geben möchte, jedoch ist es schwer ohne Glossar oder Vorkenntnisse zu wissen, was nun der Fantasie der Autorin oder der Mythologie entstammt, als auch ist es widersprüchlich, dass eine der beiden Hauptfiguren von einer deutschen Sage inspiriert ist. Dem World building war es ebenfalls schwer zu folgen, die der Geschichte immanente Mythologie wurde zudem viel zu spät und zu kurz erläutert.
Doch der größte Kritikpunkt für mich ist die Protagonistin Shin Lina und dem in ihr verkörperten erzählerischen Problem des Buches: dem only telling, never showing. Entgegen dem allgemein bekannten Ratschlag „Show, don’t tell“ wird nämlich immer nur behauptet, dass Lina eine phänomenale, kaltblütige, skrupellose Assassine ist und dass bereits in jungen Jahren. Dass das völlig unglaubwürdig ist, resultiert daraus, dass nicht einmal eine Mission der Sturmkralle erzählt wird. Wir müssen einfach glauben, dass es sich um eine legendäre Kämpferin handelt, die überall bekannt und von jedem gefürchtet ist. Alles, was wir sehen, ist ein Teppichdiebstahl in einem unbewachten, verlassenen Tempel. Die Autorin möchte uns eine junge Protagonistin mit überragenden Fähigkeiten weismachen, die besonders gerissen ist, aber anscheinend nicht ihre Gefühle und Emotionen kontrollieren kann, nicht weiß, wann man besser schweigen sollte und ständig freche Sprüche klopft bzw. damit herausplatzt. Zu dem wird sie im weiteren Verlauf reduziert und sexualisiert, in dem sie sich dazu entschließt, den Spielmann zu verführen – und ich dachte, sie wäre eine badass Assassine mit unfassbaren Fähigkeiten. Sehr widersprüchlich. All das unterwandert doch ihre Rolle als selbstbewusste, raffinierte Protagonistin.
Zu dem fühlt sich die Geschichte ziemlich handlungsarm und damit langatmig an. Der Rebellenarc sowie die Wendungen können zum Ende hin noch einmal Spannung erzeugen, jedoch ließen mich sämtliche Figuren, die allesamt blass und blutleer wirken, sowie die Liebesgeschichte kalt.
Für mich reiht sich dieses Buch in eine Reihe vieler durchschnittlicher Fantasybücher ein, die zwar mit dem Label der ostasiatischen Mythologie durchaus Interesse wecken können, letztlich aber durch eine ideenlose Handlung, generische Figuren und sich wiederholende Aspekte nicht aus der Masse herausstechen.
Trotz dessen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das Buch super für junge Leser ist und diese besonders begeistern kann. Wer aber schon einige Bücher in diese Richtung gelesen hat, könnte feststellen, dass es entweder an diverse andere Buchtitel erinnert oder mit wenigen Überraschungen aufwartet. Mit dem koreanischen Aspekt hatte die Geschichte viel Potenzial, aber leider liest sich diese Buch wie der Debutroman, der es nun mal ist. Persönlich werde ich mir die Fortsetzung sparen, könnte mir aber vorstellen, dass Band 2 mit mehr Tiefgang und Spannung aufwartet und sich die Autorin verbessert hat.