An dem Buch Die Nacht der Schildkröten von Greta Olivo hat mich alles gereizt: der Titel, Livias Geschichte, das wunderschöne Cover und die begeisterten Leseeindrücke, die ich zu dem Buch gelesen habe. Leider kann ich mich diesen nicht anschließen.
Greta Olivo erzählt Livias Geschichte im Alter
zwischen elf und fünfzehn Jahren.
Ich fange mit dem Titel an. Schildkröten kamen nur in einer Szene…mehrAn dem Buch Die Nacht der Schildkröten von Greta Olivo hat mich alles gereizt: der Titel, Livias Geschichte, das wunderschöne Cover und die begeisterten Leseeindrücke, die ich zu dem Buch gelesen habe. Leider kann ich mich diesen nicht anschließen.
Greta Olivo erzählt Livias Geschichte im Alter zwischen elf und fünfzehn Jahren.
Ich fange mit dem Titel an. Schildkröten kamen nur in einer Szene vor, als die elfjährige Livia im Ferienlager ist und mit anderen Jugendlichen eines Nachts Schildkröten am Strand beobachtet. Sie ist zu eitel, um ihre Brille mit den dicken Gläsern zu tragen und trägt Kontaktlinsen, die sie der Mutter ihrer Freundin entwendet hat. Ich weiß, wie schwer es ist, Kontaktlinsen einzusetzen und Livia schafft es auf Anhieb? Sie vergisst, sie vor dem Einschlafen herauszunehmen und am nächsten Morgen sind ihre Augen zusammengeklebt. Die Betreuerin aus dem Jugendlager bringt sie in die Notaufnahme der Augenklinik.
Livia hat eine Augenerkrankung, die zur Erblindung führt, bei ihr schreitet die Krankheit sehr schnell voran. Sie schämt sich für die dicke Brille, die sie tragen muss. Kontaktlinsen darf sie täglich nur fünf Stunden tragen, sie trägt sie viel länger. Mehrmals in der Woche besucht sie eine Einrichtung für Blinde, in der ihr beigebracht wird, ein Leben als Blinde zu bewältigen: Im Dunkeln zu kochen, die Kaffeemaschine zu füllen, die Kleidung für den nächsten Tag herauszusuchen, sich zu schminken, ohne zu schauen Enthaarungswachs und Hygieneartikel zu benutzen. „Das sind wichtige Dinge, es geht schließlich darum, eine Frau zu bleiben.“ (S. 141) Sie lernt auch, die Braille-Schrift zu lesen.
Livia weist alle, die sich ihr nähern wollen, brüsk zurück: Daniele, der ihr täglich die Hausaufgaben bringt und ihr immer, wenn sie aufgrund ihrer schwindenden Sehkraft, Hilfe braucht, diese anbietet, Schulfreundinnen und eine Lehrerin und sogar ihren Tutor Emilio in der Einrichtung für Blinde.
„Meine Kräfte konzentrierten sich darauf, all das zu bewahren, was mir verloren ging. Ich fühlte mich entsetzlich weit weg von den Leuten in meinem Alter, die Erfahrungen machten, Dinge zum ersten Mal taten, Zeit hatten, etwas aufzubauen. Mein Leben hingegen schien gnadenlos auf den Verlust zuzurasen.“ (S. 134)
Natürlich hatte ich großes Mitgefühl mit Livia, ein Leben in völliger Dunkelheit muss furchtbar sein. Die Autorin hat Livias Umgang mit ihrer Erkrankung authentisch beschrieben. Was meiner Meinung nach fehlt, ist ein Nachwort. Ist Livias Geschichte fiktiv oder an einen realen Fall angelehnt? Woher kennt sich die Autorin so gut mit Erblindung und Einrichtungen für Blinde aus? Dass Livia in Rom lebt, wird kaum ersichtlich, ihre Geschichte hätte auch in Deutschland spielen können. Ich weiß, dass viele diesen Coming of Age-Roman sehr gern gelesen haben, von mir bekommt er drei Sterne.