L wie lustig, laut und liebenswert Leo würde so gerne beim Vorlesewettbewerb das Skateboard seiner Träume gewinnen! Und dann die Skater-Meisterschaft. Vom Preisgeld kauft er dann einen Sportrollstuhl für seine allerbeste Freundin Lucy – ihrer eiert nämlich. Guter Plan, nur ist Leo leider der grottigste Leser der Welt. Doch zum Glück weiß Lucy immer einen Rat! Bis zum Wettbewerb müssen allerdings noch viele andere Abenteuer bestanden werden – zusammen mit Hund Blumenkohl, reichlich schrägen Nachbarn und dem komischen Cornelius aus dem Horror-Weg. Und am Ende hat Leo vielleicht sogar zwei allerbeste Freunde. Quirlig und lebensah gelesen von Tim Kreuer.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für Rezensentin Eva-Maria Magel kommt Rebecca Elbs Kinderbuch-Debüt mit etwas zu viel Zuckerguss daher. Allzu selbstverliebt, meint sie, türmt die Autorin Klischees der jüngeren Kinderbuchliteratur, wie prekäre Wohnsilo-Verhältnisse, nette Ommas, migrantische Nachbarn und Jugendslang, sowie Metaphern und Pointen aufeinander. Die eigentlich schöne Geschichte um Kinder mit Handicaps und fern erscheinenden Wünschen, um Rückschläge und Holzwege geht dabei fast unter, befürchtet Magel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2022Drücke E wie Erde
Supersandwich: Rebecca Elbs' Debüt
Leo Lennert wohnt auf einer Insel. Einer Insel mit Hochhäusern und ein paar wenigen Privilegierten, die einen Steinwurf von den Hochhäusern entfernt dicht an dicht in Einfamilienhäusern leben. Die Insel heißt Köln-Chorweiler, und Leo wohnt in der Lillestraße, 15. Stock. Immerhin hat man von drinnen und oben einen tollen Ausblick. Die Perspektiven sind bei Cornelius im Einfamilienhaus in der Orrer Straße im Grunde weniger gut. Aber das sieht man, von außen, erst mal nicht.
Rebecca Elbs hat ihr Romandebüt mit einem dichten Lokalkolorit aus dem Kölner Stadtteil ausgestattet. Sie selbst lebt nicht weit entfernt, in Bonn, und hat einige Zeit als Lehrerin für Deutsch und Englisch vornehmlich an Brennpunktschulen unterrichtet. Ungefähr als eine solche muss man sich die Schule von Leo und Lucy vorstellen - und sich umso mehr wundern, was da an Klassenkameraden und Lehrern so abhängt.
Die Berufsausübung von Leos Klassenlehrer namens Dölb geht schon in Richtung Fahrlässigkeit und Kinderhass. Und dass Leos Legasthenie erst in der sechsten Klasse zum Thema wird - ohne dass irgendwer ihm oder seiner Mutter beistehen würde: Man kann nur hoffen, dass das der Phantasie der Autorin entsprungen ist. Warum die verwöhnten Gören aus der Einfamilienhausfraktion dieselbe Schule besuchen wie Lucy, das blitzgescheite Einwandererkind, das im Rollstuhl sitzt, und Leo, dessen alleinstehende Mutter sich und den Sohn nur eben so über die Runden bringt, ist ein weiteres der vielen Geheimnisse in "Leo & Lucy". Für ihr erstes Manuskript hat Elbs den Förderpreis des Kirsten-Boie-Preises gewonnen, den Hauptpreis hatte Julia Blesken für ihre turbulente "Mission Kolomoro" erhalten.
Eins der Geheimnisse in "Leo & Lucy" ist eigentlich gar keines. Nur will außer Lucy lange kaum jemand wissen, dass in Leo, der nicht laut vorlesen kann und gehänselt wird, ein profunder Kenner des Universums, der Raumfahrt und der Astronomie steckt. Da macht ihm das Lesen keinerlei Schwierigkeiten. Und weil er zudem viel Phantasie hat, ist sein Stadtteil eben nicht nur eine Insel, sondern auch gleich noch ein Universum, er selbst, wie ein Vater, den er herbeisehnt, der Astronautenheld. Weshalb das "E" auf dem Aufzugknopf auch für "Erde" steht. Logisch, wenn man ganz oben wohnt.
Die Geschichte rund um ein großes und viele kleinere Handicaps, um Mobbing in der Schule und prekäre Verhältnisse, Freunde und Mut rankt sich um einen Vorlesewettbewerb, bei dem es Leos Herzenswunsch zu gewinnen gibt: ein herausragendes Skateboard. Garniert ist sie mit allerhand überbordenden Nebensträngen und ausgeschmückten Szenen rings um das Personal vor allem aus Leos Hochhaus, das aus vielen etwas angeschlagenen Personen besteht.
Sie ähneln den erfolgverheißenden Stereotypen aus eher bescheidenen Verhältnissen, die im Kielwasser von Andreas Steinhöfels Meisterwerk "Rico, Oskar . . ." zunehmend neuere deutsche Kinderbücher bevölkern: geheimnisvolle alte Männer mit Verlustgeschichten, alte Damen, die dauernd für andere, vor allem Kinder, Torte backen, knuffige Typen mit Tattoos, die herzensgute migrantische Nachbarsfamilie, die sehr gern russisch besetzt wird - und Kinder mit einem Slang, der zwischen naiv und robust balanciert.
Zu den überzeugenden Kniffen der Autorin zählt, dass Leo erst lernen muss, mit Rückschlägen umzugehen und Holzwege einzusehen, um auf nicht ganz geraden Wegen zum Ziel zu gelangen. Lucy und Leo liefern auf diesen Wegen witzige Beobachtungen und Bonmots. Wie die Szenen aber leistet sich auch die Sprache selten den Luxus des Schlichten: Wo der Hauptheld Supersandwiches aus dick Schokocreme, Erdnussbutter, Schaumzucker und Brausepulver zu seinen Leibgerichten zählt, werden auch Metaphern und Vergleiche, Banalitäten und Pointen recht selbstverliebt aufeinander- und auf den roten Faden gehäuft. Und dann möchte man sich bisweilen die zuckrigen Spuren abwischen, wie es Leo und Lucy tun, wenn das Supersandwich vertilgt ist. EVA-MARIA MAGEL
Rebecca Elbs: "Leo und Lucy: Die Sache mit dem dritten L". Roman.
Carlsen Verlag, Hamburg 2021.
288 S., geb., 14,- Euro. Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Supersandwich: Rebecca Elbs' Debüt
Leo Lennert wohnt auf einer Insel. Einer Insel mit Hochhäusern und ein paar wenigen Privilegierten, die einen Steinwurf von den Hochhäusern entfernt dicht an dicht in Einfamilienhäusern leben. Die Insel heißt Köln-Chorweiler, und Leo wohnt in der Lillestraße, 15. Stock. Immerhin hat man von drinnen und oben einen tollen Ausblick. Die Perspektiven sind bei Cornelius im Einfamilienhaus in der Orrer Straße im Grunde weniger gut. Aber das sieht man, von außen, erst mal nicht.
Rebecca Elbs hat ihr Romandebüt mit einem dichten Lokalkolorit aus dem Kölner Stadtteil ausgestattet. Sie selbst lebt nicht weit entfernt, in Bonn, und hat einige Zeit als Lehrerin für Deutsch und Englisch vornehmlich an Brennpunktschulen unterrichtet. Ungefähr als eine solche muss man sich die Schule von Leo und Lucy vorstellen - und sich umso mehr wundern, was da an Klassenkameraden und Lehrern so abhängt.
Die Berufsausübung von Leos Klassenlehrer namens Dölb geht schon in Richtung Fahrlässigkeit und Kinderhass. Und dass Leos Legasthenie erst in der sechsten Klasse zum Thema wird - ohne dass irgendwer ihm oder seiner Mutter beistehen würde: Man kann nur hoffen, dass das der Phantasie der Autorin entsprungen ist. Warum die verwöhnten Gören aus der Einfamilienhausfraktion dieselbe Schule besuchen wie Lucy, das blitzgescheite Einwandererkind, das im Rollstuhl sitzt, und Leo, dessen alleinstehende Mutter sich und den Sohn nur eben so über die Runden bringt, ist ein weiteres der vielen Geheimnisse in "Leo & Lucy". Für ihr erstes Manuskript hat Elbs den Förderpreis des Kirsten-Boie-Preises gewonnen, den Hauptpreis hatte Julia Blesken für ihre turbulente "Mission Kolomoro" erhalten.
Eins der Geheimnisse in "Leo & Lucy" ist eigentlich gar keines. Nur will außer Lucy lange kaum jemand wissen, dass in Leo, der nicht laut vorlesen kann und gehänselt wird, ein profunder Kenner des Universums, der Raumfahrt und der Astronomie steckt. Da macht ihm das Lesen keinerlei Schwierigkeiten. Und weil er zudem viel Phantasie hat, ist sein Stadtteil eben nicht nur eine Insel, sondern auch gleich noch ein Universum, er selbst, wie ein Vater, den er herbeisehnt, der Astronautenheld. Weshalb das "E" auf dem Aufzugknopf auch für "Erde" steht. Logisch, wenn man ganz oben wohnt.
Die Geschichte rund um ein großes und viele kleinere Handicaps, um Mobbing in der Schule und prekäre Verhältnisse, Freunde und Mut rankt sich um einen Vorlesewettbewerb, bei dem es Leos Herzenswunsch zu gewinnen gibt: ein herausragendes Skateboard. Garniert ist sie mit allerhand überbordenden Nebensträngen und ausgeschmückten Szenen rings um das Personal vor allem aus Leos Hochhaus, das aus vielen etwas angeschlagenen Personen besteht.
Sie ähneln den erfolgverheißenden Stereotypen aus eher bescheidenen Verhältnissen, die im Kielwasser von Andreas Steinhöfels Meisterwerk "Rico, Oskar . . ." zunehmend neuere deutsche Kinderbücher bevölkern: geheimnisvolle alte Männer mit Verlustgeschichten, alte Damen, die dauernd für andere, vor allem Kinder, Torte backen, knuffige Typen mit Tattoos, die herzensgute migrantische Nachbarsfamilie, die sehr gern russisch besetzt wird - und Kinder mit einem Slang, der zwischen naiv und robust balanciert.
Zu den überzeugenden Kniffen der Autorin zählt, dass Leo erst lernen muss, mit Rückschlägen umzugehen und Holzwege einzusehen, um auf nicht ganz geraden Wegen zum Ziel zu gelangen. Lucy und Leo liefern auf diesen Wegen witzige Beobachtungen und Bonmots. Wie die Szenen aber leistet sich auch die Sprache selten den Luxus des Schlichten: Wo der Hauptheld Supersandwiches aus dick Schokocreme, Erdnussbutter, Schaumzucker und Brausepulver zu seinen Leibgerichten zählt, werden auch Metaphern und Vergleiche, Banalitäten und Pointen recht selbstverliebt aufeinander- und auf den roten Faden gehäuft. Und dann möchte man sich bisweilen die zuckrigen Spuren abwischen, wie es Leo und Lucy tun, wenn das Supersandwich vertilgt ist. EVA-MARIA MAGEL
Rebecca Elbs: "Leo und Lucy: Die Sache mit dem dritten L". Roman.
Carlsen Verlag, Hamburg 2021.
288 S., geb., 14,- Euro. Ab 9 J.
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"Charmant und lebensnah erzählt." Fritz + Fränzi, Das Schweizer ElternMagazin 20240301