Die Jahre zwischen 930 und 1030 werden in Island "Sagazeit" genannt. In dieser Zeit spielen die Geschichten von Kriegen, Verbrechen, sozialen Konflikten, großen Lieben und Freundschaften, menschlichen Tragödien, die in den Isländersagas gesammelt sind.
In Deutschland werden die Sagas oft mit "Sagen" verwechselt, mit Volksmärchen von Elfen und Trollen, und insbesondere mit der in der Edda geschilderten nordischen Mythologie, der Götterwelt um Odin und Thor. In Island sind die Sagas allgegenwärtig, ihre Helden präsent wie gute Bekannte. Jede Region Islands hat ihre eigene Saga - mündlich überlieferte Geschehnisse aus der Anfangszeit der isländischen Gesellschaft. Die Saga-Aufnahmen knüpfen an die jahrhundertealte Erzähltradition auf Island an. Thomas Böhm und Klaus Sander haben für dieses mehrteilige Editionsprojekt zahlreiche Islandreisen unternommen und auf ihren Aufnahmetouren Deutsch sprechende Isländer ihre persönlichen Geschichten und Erkenntnisse zu den Sagas erzählen lassen.
Die Veröffentlichung der Saga-Aufnahmen beginnt mit den Erzählungen zweier großer Isländersagas: Arthúr Björgvin Bollason erzählt Die Saga von Njáll (Njáls saga) über den Helden Gunnar, dem eine Ohrfeige, die er seiner Frau gibt, zum Verhängnis wird und seinem Freund Njáll, dem größten Rechtskenner seiner Zeit, der mit seiner Familie einem "Mordbrand" zum Opfer fällt. Sigrún Valbergsdóttir erzählt die Die Saga der Leute aus dem Lachsflusstal (Laxdæla saga), den Nachkommen der ersten Siedlerin Islands, die tragische Liebeshändel und Familienfehden austragen, in deren Hintergrund sich die in der europäischen Geschichte einzigartige, unblutige Christianisierung Islands im Jahre 1000 vollzieht.
Um den Spuren der Landschaft in den Geschichten nachzugehen, wurden die Saga-Erzählungen an den Originalschauplätzen aufgenommen, die im Booklet auch fotografisch dokumentiert sind: im Angesicht der großartigen Panoramen der isländischen Historie und Natur, deren Geräusche als Hintergrund Eingang in die Aufnahmen fanden.
Neben den Erzählungen der beiden Sagas sind weitere Aufnahmen zu hören, auf denen die Schriftsteller Einar Kárason, Kristof Magnusson und Kristín Steinsdóttir, die Wissenschaftler Klaus von See, Julia Zernack und Árni Björnsson, sowie als historischer Originalton der Nobelpreisträger Halldór Laxness in einführenden Erläuterungen und Kommentaren die historischen und kulturgeschichtlichen Hintergründe der Isländersagas erschließen - einem außerhalb Islands weitgehend unbekannten, europäischen Kulturschatz.
Inhalt:
Arthúr Björgvin Bollason erzählt die Geschichte der heiligen Quelle
Julia Zernack über Sagas und Isländersagas
Klaus von See über die Isländer und ihre Sagas
Kristof Magnusson über die Faszination der Isländersagas
Sigrún Valbergsdóttir und Gísli Mar Gislason über Redewendungen in den Sagas
Kristín Steinsdóttir über Erzählen als Kunst
Einar Kárason erzählt die Geschichte von Thórdur kakali
Arthúr Björgvin Bollason erzählt die Saga von Njáll (Njáls saga)
Sigrún Valbergsdóttir erzählt die Saga der Leute aus dem Lachsflusstal (Laxdaela saga)
Halldór Laxness über Erziehung durch die Isländersagas
Anmerkungen zur Njáls saga:
Arthúr Björgvin Bollason
Klaus von See über das isländische Rechtssystem im Mittelalter
Anmerkungen zur Laxdaela saga:
Árni Björnsson
Sigrún Valbergsdóttir
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