Schade – dieser Artikel ist leider ausverkauft. Sobald wir wissen, ob und wann der Artikel wieder verfügbar ist, informieren wir Sie an dieser Stelle.
  • Hörbuch-Download MP3

5 Kundenbewertungen

»Ein Glücksfall ausgereifter Erzählkunst« (Rüdiger Görner) In der letzten Erzählung Stefan Zweigs – sie erschien nur wenige Monate vor seinem Freitod im Exil in Brasilien – treffen bei einem Schachspiel auf einem Passagierdampfer die Kontrahenten auch völlig unterschiedlicher Kulturen aufeinander. Der Großmeister Czentovic, machtbewußt, mit schlichtem Gemüt und nur an Bereicherung interessiert, steht dem rätselhaften Dr. B. gegenüber, der als ehemaliger Vermögensverwalter des österreichischen Adels und Klerus, in Gefangenschaft der Nationalsozialisten geriet. Im Kontrast zu seiner…mehr

  • Format: mp3
  • Größe: 126MB
  • Spieldauer: 172 Min.
  • FamilySharing(5)
Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
»Ein Glücksfall ausgereifter Erzählkunst« (Rüdiger Görner) In der letzten Erzählung Stefan Zweigs – sie erschien nur wenige Monate vor seinem Freitod im Exil in Brasilien – treffen bei einem Schachspiel auf einem Passagierdampfer die Kontrahenten auch völlig unterschiedlicher Kulturen aufeinander. Der Großmeister Czentovic, machtbewußt, mit schlichtem Gemüt und nur an Bereicherung interessiert, steht dem rätselhaften Dr. B. gegenüber, der als ehemaliger Vermögensverwalter des österreichischen Adels und Klerus, in Gefangenschaft der Nationalsozialisten geriet. Im Kontrast zu seiner Isolationshaft, scheint der Wert menschlicher Kultur auf. In der Beschäftigung mit dem einzig-verfügbaren Buch, einem Schachrepetitorium, führt das immer intensivere Spiel gegen sich selbst allerdings zu einer Zuspitzung, die im geistigen Zusammenbruch endet. Beim Spiel mit dem eigentlich unterlegenen Großmeister Czentovic, kommt es durch dessen an die Isolationshaft erinnernde, ja eigentlich anknüpfende Provokation zu einer Wiederholung des Zusammenbruchs … Das letzte und bekannteste Werk Stefan Zweigs entstand zwischen den Jahren 1938 und 1941, wurde im brasilianischen Exil abgeschlossen und erschien zuerst in einer Auflage von 300 Exemplaren in Brasilien. Die Rahmenhandlung der Erzählung trägt biografische Züge. Auf einer Schiffspassage von Europa nach Lateinamerika kommt es auf dem Passagierdampfer zu einem Schachduell zwischen dem mitreisenden Schachweltmeister Centovic und einem geheimnisvollen Herren mittleren Alters, der durch eine aussergewöhnliche Weitsicht im Spiel auffällt. Dem Ich-Erzähler der Geschichte, wie Zweig selbst ein österreichischer Emigrant, offenbart Dr. B., der geheimnisvolle Herausforderer des Weltmeisters, seine Geschichte: Als Gefangener der Gestapo war er der Folter durch eine völlige Isolation ausgesetzt. Die deutschen Nationalsozialisten suchten ihm, dem im vor der deutschen Besetzung Österreichs bereits der austrofaschistischen Bedrohung ausgesetzen Rechtsanwalt, den Geheimnisverrat zum Verbleib der von ihm betreuten kirchlichen Vermögen zu erpressen. In der Situation der völligen geistigen Depravation rettet den Gefangenen zunächst eine Buch über berühmte Schachpartien. Er hatte es aus dem Mantel eines Gestapo-Mannes entwendet. Die intensive Beschäftigung im Nachvollziehen der Partien führt ihn weiter zu eigenen Fantasien von Schachpartieen, die er im Geiste in wechselnden Rollen auszuführen lernt. Schließlich aber bricht er unter dem Druck des sich zuspitzenden Rollenwechsels psychisch zusammen – er spricht selbst von einer ›Schachvergiftung‹ – und findet sich, erwachend, auf einer Krankenstation wieder. Von der Situation auf dem Schiff, einer von dem Ich-Erzähler provozierten Schachpartie zwischen einer Gruppe von Spielern und dem Weltmeister Centoviz angeregt, tritt er zunächst als stiller Berater hinzu. Bei dem folgenden Duell mit dem Weltmeister, dem er haushoch überlegen ist, steigert er sich allerdings, nebenher immer mehr wiederum ein eigenes Spiel fantasierend, bis zu einer Wiederholung seiner psychischen Krise. Nur ein Einschreiten von Seiten des Ich-Erzählers schütz ihn vor dem unausweichlichen Nervenzusammenbruch.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Stefan Zweig (1881-1942) wuchs als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien auf. Er schrieb Gedichte, Novellen, Dramen und Essays, die 1933 der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fielen. Er lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte von dort nach England und 1941 nach Brasilien. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, freiwillig aus dem Leben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2010

DAS HÖRBUCH
Eine Meisterpartie
Stefan Zweigs „Schachnovelle“
als glänzend gelungenes Hörspiel
Nachdem Stefan Zweig gemeinsam mit seiner Frau Lotte im September 1941 ein winziges Häuschen in einem Vorort von Petrópolis bezogen hatte, schrieb er an seine erste Frau, Friderike, wie froh er sei, „America entronnen zu sein, ich passe nicht hin durch meine Ungeschäftlichkeit“. Er korrigiere jetzt, teilte er aus brasilianischen Exil mit, „viel an der Autobiografie“ und habe „eine kleine Schachnovelle entworfen, angeregt davon, dass ich mir für die Abgeschiedenheit ein Schachbuch gekauft habe und mit Lotte täglich die Partien der grossen Meister nachspiele“. Er würde bis zuletzt an dieser Novelle arbeiten, aus Vorsicht ließ er mehrere Typoskripte anfertigen, schickte sie nach Rio de Janeiro, New York und Buenos Aires, bevor er sich am 22. Februar 1942 das Leben nahm.
Man hat die „Schachnovelle“ oft als eine Art Abschiedsbrief Zweigs gelesen. Sie ist es wenigstens so sehr wie die Erinnerungen an die „Welt von Gestern“. Der Unterschied der Zeiten wie der Fortschritt zum Schlechteren werden im Zusammentreffen unvereinbarer Charaktere gestaltet. Auf einem Passagierdampfer begegnen sich: ein Anwalt, der in der Gestapo-Haft seinen Peinigern ein Schachlehrbuch stahl und im Geiste die dort versammelten Meisterpartien nachspielte, um nicht der Isolationsfolter zu erliegen; ein Schachweltmeister, der wie ein Rechenmaschine vor dem Brett sitzt, der stumpfsinnige, fantasielose, im Kern bösartige Mirko Czentovic; der dritte im Bunde ist der neugierige, sensationslüsterne McConnor, eine Erfolgsmensch. In dieser Gesellschaft, durch Zufall hineingezogen und ins Spiel verwickelt, hat der Anwalt, hat der Anstand kaum eine Chance.
1959 wurde unter der Regie von Hans Hausmann ein Hörspiel nach Zweigs „Schachnovelle“ aufgenommen. Mögen bei der unvermeidlichen Kürzung auch Nuancen der Personencharakteristik und Details der Spielschilderungen geopfert worden sein, so hat man doch kaum sonst die Dramatik des Geschehens so eindrucksvoll erlebt. Das ist ein Verdienst der Regie, die das Drama in der Novelle erkannte und in Szene setzte, und es ist das Verdienst der Schauspieler, die hier glänzen: Gert Westphal als Erzähler, Mario Adorf, der den Czentovic wenig später auch in einer Verfilmung spielte. Vor allem aber bleibt Willy Trenk-Trebitsch als Dr. Blatt in Erinnerung – Trenk-Trebitsch, der 1902 in Wien geboren worden war, in der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ den Mackie Messer gegeben hatte, 1938 nach Paris geflohen war und von dort 1940 in die USA entkam, verleiht dem Anwalt, der im Schachspiel Rettung und Verwirrung fand, eine ungeheure Intensität. Es gelingt ihm, den abrupten Wechsel glaubhaft zu machen: Er trifft den Ton sympathischer Weltläufigkeit, souveräner Humanität ebenso wie den des Gehetzten, zwanghaft Handelnden. Verletzlichkeit wurde selten so unsentimental wie hier vergegenwärtigt.
JENS BISKY
STEFAN ZWEIG: Schachnovelle. Hörspielbearbeitung: Klaus L. Graeupner. Regie: Hans Hausmann. Sprecher: Gert Westphal, Mario Adorf, Willy Trenk-Trebitsch. Produktion: Hessischer Rundfunk/Saarländischer Rundfunk/Schweizer Radio DRS 1959. Hörverlage, München 2010. 1 CD, 65 Minuten, 14,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr