Nach dem Erfolg seines Erstlings „Diesseits vom Paradies“ (1920) war der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald (1896-1940) quasi über Nacht zum Star der amerikanischen Literaturszene geworden. Bereits zwei Jahre später erschien sein stattlicher Roman „Die Schönen und Verdammten“.
Der Roman spielt in
Kreisen der New Yorker „high society“ in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Er schildert auf…mehrNach dem Erfolg seines Erstlings „Diesseits vom Paradies“ (1920) war der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald (1896-1940) quasi über Nacht zum Star der amerikanischen Literaturszene geworden. Bereits zwei Jahre später erschien sein stattlicher Roman „Die Schönen und Verdammten“.
Der Roman spielt in Kreisen der New Yorker „high society“ in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Er schildert auf satirische Weise den sozialen und moralischen Niedergang eines genusssüchtigen Boheme-Paares.
Anthony Patch, der nach dem Tod seiner Eltern von seinem Großvater aufgezogen wurde und an der Havard-Universität studierte, lernt bei einem Rom-Aufenthalt Gloria Gilbert kennen. Er heiratet die umschwärmte, kapriziöse Schönheit und das Paar etabliert sich in der eleganten New Yorker Gesellschaft. Doch beide ergehen sich im Müßiggang und im Alkohol; sie wissen nicht, was sie mit sich und ihrer Zeit anfangen sollen.
Lebenshungrig führen Anthony und Gloria ein ausgelassenes und glamouröses Leben. Sie leben dabei von den Kapitaleinkünften seines Großvaters und warten nur darauf, ihn zu beerben. Doch dieser enterbt seinen Enkel wegen dessen loddrigen Lebenswandels und es beginnt ein langwieriger Prozess um das Erbe.
Obwohl der Rechtsstreit schließlich zu Anthony’s Gunsten entschieden wird, treiben ihn seine beruflichen Misserfolge als Schriftsteller an den Rand des Ruins. Auch Gloria hat längst an Schönheit verloren und ihre ständigen Extravaganzen beschleunigen den Prozess. Aus dem einstigen Traumpaar sind zwei Liebende geworden, die „galant zur Hölle fahren“.
Obwohl F. Scott Fitzgerald seine Frau Zelda erst zwei Jahre zuvor geheiratet hatte, er-scheint er in „Die Schönen und Verdammten“ gewissermaßen als Selbstvisionär, der den eigenen Niedergang voraussieht.
Im Diogenes Verlag ist nun auf sieben CDs eine gekürzte Lesung (505 Min.) dieses autobiografisch geprägten Buches erschienen. Dabei gelingt es dem bekannten Sprecher Gert Heidenreich, die schicksalhafte Beziehung von Anthony und Gloria hörbar zu machen. Er vermittelt dem Hörer die Zerrüttung der Ehe und den Niedergang durch die Alkoholsucht. Über sieben Stunden wird man von dem Geschehen gefesselt, denn im Laufe der Geschichte sieht man das Verhängnis immer näherrücken.
Manfred Orlick