Eine brillante Geschichte über die Nacktheit – frech und tiefsinnig zu gleich. Der intellektuelle Single-Erzähler nimmt den Hörer mit auf eine Reise durch seinen Sommer, den der hauptsächlich im Münchner FKK-Schwimmbad verbringt. Seine Eindrücke beschreibt er schamlos und amüsiert. Als er auf Eva trifft, ändert sich seine Wahrnehmung.-
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2004Heiteres Alterswerk
Ernst Augustin in Frankfurt
München schwitzt. Sogar Alexander, der biedere Althistoriker, zieht sich aus. Diesmal ganz, denn er hat die magische Schleuse im Jakobi-Bad wie von ungefähr überwunden. Dahinter beginnt das Reich der Freikörperkultur: "Ungeheure Prügel", "Vorhäute wie Kartuschen" und zusammengeschnurrte "Gießkännchen", aber auch die "kostbare Klöppelarbeit" der Runzeln im Club der alten Frauen sind da zu sehen. Inmitten dieser "tiefgebräunten Phalanx" erhebt sich plötzlich eine Shakti, eine Astarte aus dem Pool: Juliane mit ihrer himmlischen Hüftkurvatur. Alexander, Experte für vorderasiatische Frühkulturen, ist schon eifersüchtig, bevor er überhaupt Bekanntschaft mit seinen Nebenbuhlern gemacht hat: einer Tantra-Gruppe, auf die seine Begehrte fixiert ist.
Ernst Augustins FKK-Roman hätte leicht schiefgehen können, wäre er der Verbalerguß eines voyeuristischen alten Knaben geworden. Doch Augustin, der jetzt mit seinem Buch in der Frankfurter Romanfabrik gastierte, hat alle Peinlichkeiten vermieden, indem er den anatomischen Blick des Arztes mit dem Humor des abgeklärten Schriftstellers kombinierte. Unter dem Titel "Die Schule der Nackten" ist sein neuntes Buch bei C.H. Beck erschienen und spielt wohl nicht ganz zufällig auf Molière an. Denn in diesem heiteren Alterswerk des 76 Jahre alten Autors steckt auch ein Stück Gesellschaftskritik, zumindest aber eine gewisse Befremdung über den Wahn westlicher Wohlstandsbürger, die dubiosen religiösen Sexualpraktiken aus dem Fernen Osten verfallen.
c.s.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ernst Augustin in Frankfurt
München schwitzt. Sogar Alexander, der biedere Althistoriker, zieht sich aus. Diesmal ganz, denn er hat die magische Schleuse im Jakobi-Bad wie von ungefähr überwunden. Dahinter beginnt das Reich der Freikörperkultur: "Ungeheure Prügel", "Vorhäute wie Kartuschen" und zusammengeschnurrte "Gießkännchen", aber auch die "kostbare Klöppelarbeit" der Runzeln im Club der alten Frauen sind da zu sehen. Inmitten dieser "tiefgebräunten Phalanx" erhebt sich plötzlich eine Shakti, eine Astarte aus dem Pool: Juliane mit ihrer himmlischen Hüftkurvatur. Alexander, Experte für vorderasiatische Frühkulturen, ist schon eifersüchtig, bevor er überhaupt Bekanntschaft mit seinen Nebenbuhlern gemacht hat: einer Tantra-Gruppe, auf die seine Begehrte fixiert ist.
Ernst Augustins FKK-Roman hätte leicht schiefgehen können, wäre er der Verbalerguß eines voyeuristischen alten Knaben geworden. Doch Augustin, der jetzt mit seinem Buch in der Frankfurter Romanfabrik gastierte, hat alle Peinlichkeiten vermieden, indem er den anatomischen Blick des Arztes mit dem Humor des abgeklärten Schriftstellers kombinierte. Unter dem Titel "Die Schule der Nackten" ist sein neuntes Buch bei C.H. Beck erschienen und spielt wohl nicht ganz zufällig auf Molière an. Denn in diesem heiteren Alterswerk des 76 Jahre alten Autors steckt auch ein Stück Gesellschaftskritik, zumindest aber eine gewisse Befremdung über den Wahn westlicher Wohlstandsbürger, die dubiosen religiösen Sexualpraktiken aus dem Fernen Osten verfallen.
c.s.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Einzelteile dieses Buches - "hinreißende erzählerische Miniaturen" - haben Rezensent Ernst Osterkamp sehr gefallen. Ingesamt findet er es trotzdem ein wenig matt. Dabei sieht Osterkamp die detaillierten, dichten Beschreibungen der verschiedensten entblößten Körperteile auf einem Nacktbadegelände samt dessen vor- und umsichtigen ethnologischen Erkundungen durch Protagonist Alex gelegentlich eine Komik von Loriotscher Erhabenheit entfalten. Leider werde aus diesen Episoden dann aber nur mühsam ein Roman. Erst im letzten Drittel scheint das Knirschen, dass während der Entfaltung der Geschichte den Lesegenuss immer wieder geschmälert hat, abzuklingen. Dann liest der Rezensent Sätze, um derentwillen er Augustins Prosa liebt. Er erliegt der "virtuosen Inszenierung der Effekte eines mündlichen Erzählens", die für ihn den unwiderstehlichen Zauber des Augustin-Sounds ausmachen. Letzte psychologische Plausibilität gewinnt diese Geschichte zu seinem Bedauern trotzdem nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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