1904 San Francisco. Sarah Tanner stammt aus einer reichen Familie und feiert unter dem Namen Emilia Rossi als Opernsängerin große Erfolge. Das Doppelleben macht ihr ebenso zu schaffen wie die Beziehung zu ihrer Mutter und die Probleme, die ihre Stimme ihr in der letzten Zeit bereiten. Um sich etwas
Ruhe zu gönnen, möchte Sarah eine Seereise nach Hawaii antreten und lässt ihre 18-jährige Tochter…mehr1904 San Francisco. Sarah Tanner stammt aus einer reichen Familie und feiert unter dem Namen Emilia Rossi als Opernsängerin große Erfolge. Das Doppelleben macht ihr ebenso zu schaffen wie die Beziehung zu ihrer Mutter und die Probleme, die ihre Stimme ihr in der letzten Zeit bereiten. Um sich etwas Ruhe zu gönnen, möchte Sarah eine Seereise nach Hawaii antreten und lässt ihre 18-jährige Tochter Anne bei ihrer Mutter zurück. Auf hoher See gerät das Schiff in einen Sturm und nur mit viel Glück wird Sarah von der Crew des Robbenfängers „Victoria“ gerettet, deren Kapitän Sarahs Jugendliebe John Brandon ist, den sie allerdings nicht erkennt. John hingegen weiß genau, wen er vor sich hat. Die „Victoria“ nimmt Kurs aufs Eismeer und Sarah ist monatelang als einzige Frau unter Männern wohl oder übel mit von der Partie. Dabei macht der harte Alltag auf See auch vor Sarah nicht halt. Als sie John endlich erkennt, hält er dem Vergleich zu früher nicht mehr stand. Aber auch die rauen Sitten auf See machen Sarah zu schaffen. Einzig der Matrose Peer Svensson ist für sie ein Lichtblick auf hoher See…
Karin Seemayer hat mit ihrem Buch „Die Sehnsucht der Albatrosse“ einen wunderbaren gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur mit einem flüssigen, lebhaften und bildgewaltigen Schreibstil verführt, sondern auch ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Durch die bildhafte Sprache gelingt es der Autorin wunderbar, den Leser an Sarahs Seite zu stellen, um ihm gleichzeitig die salzige Meeresluft, die starken Winde und die damaligen Sitten und Gebräuche an Bord eines Robbenfängers miterleben zu lassen. Der Schreibstil ist so einnehmend, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Als Sarahs Schatten erlebt er aus erster Hand, wie hart das Schiffsleben ist und wie sich Sarah als einzige Frau unter all den Männern durchschlagen muss, hat sie doch keine andere Wahl, als die Situation so hinzunehmen und das Beste daraus zu machen. Sarahs Gedanken und Gefühle liegen wie ein offenes Buch vor dem Leser und lassen ihn Verständnis dafür aufbringen, dass es ihr so schwer fällt, sich zurückzunehmen oder unterzuordnen. Der Spannungsbogen ist erst gemächlich angelegt, steigert sich während der Handlung aber immer weiter in die Höhe. Durch geschickte Wendungen gelingt es der Autorin, den Leser immer wieder neu für die Geschichte zu faszinieren. Auch die Ausstattung des Buches muss erwähnt werden, denn das Glossar erleichtert dem seeunkundigen Leser das Verständnis für die nautischen Begriffe, ebenso helfen die Anmerkungen der Autorin zum historischen Hintergrund, sich besser in die damalige Zeit einzufühlen.
Die Charaktere sind wunderbar und detailliert ausgearbeitet, sie alle besitzen individuelle Ecken und Kanten, was sie so authentisch und lebensecht macht. Der Leser kann seine Sympathien gleichmäßig verteilen und sich in sie hineinfühlen, mit ihnen fiebern und bangen. Sarah ist eine recht starke, emanzipierte und selbstbewusste Frau. Sie wurde früh Witwe und begann ihre Karriere als Opernsängerin erst nach dem Tod ihres Mannes. Sarah ist eine Verfechterin des Frauenwahlrechtes und Tochter Anne ist ihr Ein und alles. Sie gibt nicht so schnell auf und krempelt die Ärmel hoch. Auf der Reise lernt sie so einiges über sich selbst. Kapitän Brandon ist ein undurchsichtiger Mann, der es gewohnt ist, das Wort zu führen. Er wirkt geheimnisvoll und manche seiner Handlungen sind erst auf dem zweiten Blick verständlich. Peer ist ein hilfsbereiter Mann, der andere unterstützt und sich sehr gut in Nautik auskennt. Er ist offen und ehrlich und scheut sich nicht, seine Meinung zu sagen, was ihn nicht bei allen beliebt macht.
„Die Sehnsucht der Albatrosse“ ist ein durch und durch gelungener historischer Roman, der den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle schickt und ein Abenteuer in einer anderen Zeit erleben lässt. Die Leseempfehlung ist mehr als verdient, denn das hier ist großes Kino!